Ohne eigenes Auto preiswert in die Stadt
07Januar
2020
Die Stadt Augsburg geht neue Wege: Dank einer Flatrate und einem klugen Sharing-System können die Bürger für wenig Geld in die Innenstadt gelangen. Das eigene Auto – wird überflüssig. Tschüss, Blechlawinen!
Gestern ging in Baden-Baden der Weihnachtsmarkt zu Ende – und damit hoffentlich auch das Verkehrschaos, das damit verbunden war. Mitunter waren die Menschen auf der B 500 oder in der Rheinstraße bis zu einer Stunde unterwegs, um in die Innenstadt zu kommen.
Immer mehr Menschen kommen täglich in unsere Stadt – nicht nur als Touristen, sondern auch, weil sie hier arbeiten oder einkaufen wollen. Viele von ihnen nehmen das Auto. Die Stadt ächzt unter dieser Belastung, Mensch und Natur müssen die Feinstaubbelastung ertragen.
Bye, bye, eigenes Auto
Eine tolle Aktion hat nun die Stadt Augsburg gestartet: Sie fördert durch Flatrates und Carsharing den Verzicht aufs eigene Auto. In einer Stadtzone ist die Nutzung von Bussen und Straßenbahnen seit 1. Januar 2020 kostenlos. Zudem haben die Stadtwerke eine ungewöhnliche Mobilitätsflatrate eingeführt. Ab 79 Euro monatlich geht es mit Bus, Tram, Auto und Fahrrad durch die Stadt. Dafür stehen 175 Leihfahrräder und eine Carsharing-Flotte der Stadtwerke zur Verfügung. Dies ist nach Angaben der Stadtwerke bundesweit einmalig.
Das Prinzip des Teilens kommt an
Der Sprecher der Stadtwerke, Jürgen Fergg, zeigte sich in einem Gespräch mit der FAZ sehr zufrieden: Bis Anfang Dezember hätten sich 220 Kunden für das neue Angebot registriert, auch das Prinzip des Auto-Teilens kommt an. Zunächst schafften die Stadtwerke neun Standorte mit 25 Wagen, mittlerweile sind es 80 Standorte – nicht nur im Zentrum, sondern auch im Umland. „Carsharing ist ein Renner“, erklärt Fergg. „Wir kommen fast nicht hinterher, Standorte zu suchen und Autos anzuschaffen.“ Mittlerweile gebe es rund 5500 Nutzer des Angebots.
Seit Jahren vorbereitet
Die Stadtwerke Augsburg haben vor viereinhalb Jahren den Wandel vorbereitet. Sie folgten damit einer Empfehlung des Deutschen Städtetages. Demnach soll die Fortbewegung in Ballungsräumen in zehn Jahren überwiegend auf Sharing-Angeboten basieren.
Der Freistaat schießt Geld dazu
Die Kosten für das Augsburger Verkehrskonzept sind überschaubar: Die Stadtwerke gehen von Einnahmeverlusten in Höhe von 800.000 Euro pro Jahr aus – die Verluste müssen allerdings nicht allein von der Stadt getragen werden, da es einen Fördertopf im Bundesland Bayern gibt, der hierfür angezapft wird.
Immer mehr Kommunen bieten kostenloses Busfahren an
Nahverkehr stark vergünstigt oder kostenlos anzubieten, macht Schule: Wie FOKUS Baden-Baden bereits berichtete, hat auch die oberbayerische Kreisstadt Pfaffenhofen im Dezember 2018 kostenloses Busfahren eingeführt. Nach rund zwei Monaten wurde eine Zählung der Fahrgäste durchgeführt: Etwa doppelt so viele Nutzer wie zuvor waren innerhalb der überprüften zwei Wochen mit den Stadtbussen unterwegs.
Luxemburg schafft Bus- und Bahntickets ab
Damit nicht genug: Als erstes Land der Welt wird Luxemburg vom 1. März 2020 an Bahn- und Busfahren im Nahverkehr kostenlos anbieten. Nur die 1. Klasse der Bahn bleibt kostenpflichtig. Fahrkartenschalter werden geschlossen, die Kontrolleure bekommen neue Aufgaben. Die Wende – sie ist in vielen Städten und Ländern längst da!
Foto: pixabay.com