Der städtische Stellplatz für Wohnmobile: ein schwacher Auftritt

26August
2024

Wer die Kurstadt mit seinem Camper besucht, den empfängt in der Welterbestadt eine große Tristesse. Im Vergleich zu anderen Stellplätzen liegt Baden-Baden weit hinten. Ein Insider berichtet – und empfiehlt ein Vorzeigebeispiel.

Mit dem Wohnmobil durch die Lande zu fahren, ist spätestens seit Corona im Trend. Ob Jung oder Alt – viele machen sich im rollenden Hotel auf große Fahrt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Man ist unabhängig von Unterkünften und Restaurants, denn das Bett und der Kühlschrank fahren immer mit.

Ein Experte beklagt den Zustand in Baden-Baden

Tommy Schindler, Stadtrat der FBB, berichtet: „Ein Freund von mir ist begeisterter Wohnmobilfan und kommt in ganz Deutschland herum. Auf den entsprechenden Plätzen lernt man natürlich auch Gleichgesinnte kennen und manchmal besuchen sich die Leute auch gegenseitig.“

„Beschämend“

Das Urteil des WoMo-Fans für den hiesigen Stellplatz fällt vernichtend aus. Tommy Schindler: „Mein Freund schämt sich für unseren WoMo-Platz in Baden-Baden. Dieser ist nicht mehr als ein liebloser Abstellplatz und man könnte fast den Eindruck bekommen, als seien die Wohnmobile und ihre Insassen bei uns nicht erwünscht. Diese Art der Touristen passen wohl nicht zu Baden-Baden.“

Vorbild Beuren

Tommy Schindlers Freund hat an anderer Stelle wesentlich bessere Erfahrungen gemacht: „Als er kürzlich in der 3.500-Seelen-Gemeinde Beuren im Landkreis Esslingen zufällig Halt machte, traute er seinen Augen nicht. Hier stimmte alles – Beuren ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit überschaubaren Mitteln so einen Platz gestalten kann.“
 
Viel Komfort für die WoMo-Gäste

Folgende Schilderung erhielt der Stadtrat Schindler von seinem Freund: „Beuren hat 3.500 Einwohner und einen Stellplatz für 55 Wohnmobile geschaffen. Alles mit modernster Technik: Kennzeichenerkennung, PIN für Toilette, Wasser und vieles mehr. Es gibt eine tolle Entsorgungsstation und auch eine Online-Belegungsübersicht. Eine Werbung der Gemeinde in eigener Sache – Aushängeschild. Für mich wäre das zum Beispiel in Sandweier durchaus machbar und für alle ein Zugewinn – und Werbung für unsere Stadt.“  
 
Die Empfehlung des WoMo-Experten

Baden-Baden solle sich an Beuren ein gutes Beispiel nehmen. „Die Parzellen sind großzügig gestaltet. Es gibt unterschiedliche Größen. Grundsätzlich ist die Breite zwischen fünf und sechs Meter. An jedem Platz sind Stromladesäulen: Rot bedeutet belegt, grün heißt frei. Auch über QR-Code kann der Stellplatz gebucht werden.“ Weiterhin gibt es einen Spielplatz, gleich neben dem Stellplatz.

Zum Duschen in die Therme

„Die Platzgebühr beträgt 17 Euro pro Nacht inklusive Entsorgung und Toilette. Wasser und Strom können zusätzlich gebucht werden. Die Therme ist fußläufig erreichbar und dort kann gegen einen Unkostenbeitrag geduscht werden. Eine Dusche könnte ebenfalls in das Gebäude integriert werden. Allerdings ist Dusche nicht zwingend notwendig. Durch die vorhandenen Toiletten in Beuren kommen auch nicht autarke Fahrzeuge auf den Platz: VW-Busse oder kleine Transporter ohne eigene Toilette.“ Allesamt Punkte, die für Camper attraktiv sind.

Der Stadtrat inspizierte den Stellplatz in Baden-Baden

Tommy Schindler machte sich auf zum hiesigen Stellplatz. Sein Urteil: „Der Vergleich zu Beuren ist niederschmetternd. Es ist ein liebloser Empfang. Die Leitung für Frischwasser ist improvisiert mit Kabelbindern am Geländer montiert. Alles wirkt verlottert. Mülleimer sind teils überfüllt und stehen in einer Nische. In Beuren stehen sie verdeckt in einer Kammer.“

Doch die Kritik geht noch weiter: „Ein Kritzelschild weist darauf hin, dass die Wasseranlage defekt ist. Was für ein schlechter Eindruck! Die Weltstadt zeigt sich von ihrer verwahrlosten Seite. Es gibt keinen Spielplatz, keine Toilettenanlage, keinen Bereich mit Sitzgelegenheiten. Der Gesamteindruck für den Gast ist einfach nur bescheiden. Das sollte sich dringend ändern.“

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Bild: Tommy Schindler/Elmar H