Baustellen-City – und kein Ende in Sicht

13August
2024

Die gute Nachricht: Seit Freitag, 2. August, ist die Schillerbrücke wieder frei für den Verkehr, nach sechs Monaten Bauzeit. Doch die nächste Großbaustelle kommt. Wann kehrt auf den Straßen endlich mal Ruhe ein? Ein Kommentar von Cornelia Mangelsdorf.

Es ist lange her, dass in Baden-Baden der Verkehr flüssig rollte. Und Fußgänger ungestört von Lärm und Bauarbeiten durch die Innenstadt flanieren konnten. Seit Jahren wird gebaut, was das Zeug hält. Und oft an vielen Orten gleichzeitig. Der Bau des neuen Kreisels am Bertholdplatz, die Arbeiten auf der Fieserbrücke, die Sanierung der Lichtentaler Straße, Du-Russel-Straße und Maria-Viktoria-Straße sowie in Teilen der Gernsbacher Straße haben die Bürger empfindlich gemacht, was Lärm angeht. Auch die Geschäftsleute mussten und müssen einen langen Atem haben, um den Baulärm direkt vor ihren Läden durchzustehen. Zum Bummeln ist es vielen Menschen einfach zu laut. Das wirkt sich auch auf den Umsatz aus.

Verhüllte Hotels

Nicht zu vergessen die Großbaustellen am Brenners, am Badischen Hof und am Europäischen Hof und am ehemaligen Ludwig-Wilhelm-Stift. Überall verhängte Fassaden – man mutet uns Bürgern und auch den Gästen der Stadt wirklich eine Menge zu.

Dazu der Lärm

Ich hatte in den vergangenen Wochen öfters das Vergnügen, am Hindenburgplatz auf den Bus zu warten. Von der Baustelle des Badischen Hofes schallte ohrenbetäubender Lärm hinüber, ich musste mir die Ohren zuhalten. Im Rathaus sollen bereits zahlreiche Beschwerden wegen des Lärms eingegangen sein. Angeblich kommt dieser davon, dass Betonpfähle in den Boden gerammt werden. Es klingt – schauerhaft. Im Frühjahr soll das Grandhotel wiedereröffnet werden, nach über drei Jahren Bauzeit. Doch diese Eröffnung könnte empfindlich gestört werden. Dazu komme ich noch.

Never ending Bau-Story

Blickt man weiter nach Westen, Richtung Rheinstraße, setzt sich das Bild von Umleitungen, Behelfsampeln und Baumaschinen fort. Die Arbeiten dort sollen noch bis zum Frühjahr 2025 andauern. Seit April 2023 ist hier eine Baustelle. Ursprünglich wollte man schon in diesem Herbst die Arbeiten an der wichtigsten Verkehrsader der Weststadt finalisieren. Doch daraus wird nichts. Der fließende Verkehr – aktuell kann man einspurig durch die Rheinstraße fahren – und der viele Regen sollen die Bauarbeiten verschleppt haben. Freuen wird das weder die Anwohner noch die ansässigen Geschäftsleute oder Autofahrer, die die Rheinstraße passieren müssen.

Großprojekt Hindenburgplatz

Die lange Dauer der Rheinstraßen-Baustelle ist aber noch gar nichts gegen das, was uns ab kommenden Frühjahr am Hindenburgplatz erwartet. Hier müssen neben der Neugestaltung des Platzes auch zwei Brücken saniert werden. Die Stadtverwaltung hat zunächst fünf Jahre Bauzeit prognostiziert und ist gerade dabei, auf vier Jahre Planung runterzugehen. „Viel zu lang“, kommentiert Martin Ernst, Chef der FBB, den Zeitplan. Die Fraktion wird sich dafür einsetzen, dass die Bauzeit deutlich unter vier Jahren bleibt. „In einem Jahr muss das erledigt sein“, so die einhellige Meinung innerhalb der FBB.

Plant der neue Baubürgermeister effizienter?

Es bleibt zu hoffen, dass der neue Baubürgermeister, Alexander Wieland, der im Oktober sein Amt antritt, sich dafür stark macht, dass erstens Bauarbeiten keine Ewigkeit dauern – in anderen Ländern wird auch bis spätabends gearbeitet und wochenends – und zweitens Sanierungen maßvoll geplant werden.

Risiko für Geschäftsleute

Wer will schon in einer verhängten lauten Stadt flanieren? Keiner. Doch unsere Geschäftsleute, Hoteliers und Restaurantbesitzer brauchen Flaneure. Die Lust haben, zu bummeln und spontan Geld auszugeben. Viele Einzelhändler wünschen sich Qualitäts-Tourismus. Doch fahren Gäste mit vollem Portemonnaie wirklich noch gern nach Baden-Baden, wenn es dort überall kracht und scheppert? Und kein Durchkommen ist?

Den Qualitäts-Tourismus fördern

Im kommenden Frühjahr sollen sowohl der Badische Hof als auch der Europäische Hof wiedereröffnet werden. Beide befinden sich in der Nähe vom Hindenburgplatz. Wenn dort für lange Zeit gebaut werden sollte, werden die neu anlaufenden Geschäfte für die Hotels sicherlich schwierig – und für Touristen, die auf Ruhe hoffen, wird die Kurstadt dann wohl eine Enttäuschung. Es spricht also alles dafür, schnell zu sein, vor allem beim Bauprojekt Hindenburgplatz. Damit der Qualitäts-Tourismus endlich beginnen kann.

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Bild: Tommy Schindler