„Baden-Baden dummdieselt weiter vor sich hin“
10Dezember
2019
„Baden-Baden schont die natürlichen Ressourcen und verbessert die Umweltqualität“: Diesem Prinzip hat sich die Stadtverwaltung verschrieben –zumindest auf dem Papier. Die Busflotte ist bislang allerdings noch sehr diesellastig unterwegs. Hans Amarell, Ingenieur und Mitglied der FBB, schwebt etwas Neues vor. Sein Vorbild: Japan!
Man kann man es im „Strategischen Entwicklungsplan Baden-Baden 2030“ nachlesen: Die Stadt will ihre Umweltqualität kontinuierlich verbessern. Im Detail bedeutet dies, dass die Kommune klimaneutral werden will – bis spätestens 2050. Bis 2030 soll bereits die CO2-Emission um 37 Prozent reduziert werden, ebenso die Lärm-Emission. Die umweltfreundliche Mobilität soll gefördert werden, ebenso Elektromobilität. Auf der Agenda stehen auch: neue Antriebstechnologien für die Busflotte.
Dieseldickschiffe verpesten die Luft
Dazu passt nicht ganz, was wir momentan noch bei uns auf den Straßen sehen: dicke Dieselbusse, die die Luft verpesten – und aufgrund ihrer Größe und manchmal auch wegen des Fahrstils Lärm und Angst machen. Wir haben nachgefragt, wie die Busflotte der Verkehrsbetriebe zurzeit bestückt ist.
Der Fuhrpark Verkehrsbetriebe setzt sich Ende 2019/Anfang 2020 wie folgt zusammen: Es gibt 27 Solobusse, 19 Gelenkbusse, zwei Midi-Busse. Aktuell macht der Anteil der E-Busse gerade mal zwei Prozent aus: Die Hälfte der Busflotte fährt nach Euro-Norm 4 und 5, 48 Prozent nach Euro 6. Will heißen: Es sind noch viele richtige Stinker unterwegs.
Die Neuanschaffungen sind klimaverträglicher
2019 wurden neue Busse angeschafft: ein Midi Bus Sprinter City, ein Midi E-Bus, vier Mild-Hybrid-Solofahrzeugen sowie ein Mild-Hybrid-Gelenkzug. Das lässt hoffen: Kleinere Busse lösen punktuell die Riesenschiffe ab, und reine Dieselbusse werden mehr und mehr durch Hybrid ersetzt.
Das Ziel der Verantwortlichen bei den Stadtwerken: „Umweltstandards kontinuierlich und signifikant zu steigern.“ Und so will man 2020 eine Einsparung von Kraftstoff und Schadstoff-Emission erreichen und vermehrt Fahrzeuge mit alternativer Antriebskomponente beschaffen. Das wäre wünschenswert, denn die Zeit drängt!
Wasserstoffbusse als Alternative
Hans Amarell, Ingenieur im Ruhestand und FBB-Mitglied, geht das aber nicht weit genug. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema saubere Energie. Seine Meinung: „Die Stadtwerke gehen pragmatisch vor, mit E6-Dieselbussen. Sie haben erkannt, dass E-Busse mit ,Batterie’ in Baden-Baden nicht einsetzbar sind.“ Doch er moniert: „Leider haben sie nicht solch einen Weitblick wie Köln oder Wuppertal und vor allem Japan. Vor mehr als einem Jahr hat die Regionalverkehr Köln GmbH 30 Wasserstoffbusse und die Wuppertaler Stadtwerke zehn Wasserstoffbusse geordert. Aber mehr als an nur die zwei Städte denke ich an Japan. Das ganze Land hat sich schon vor Jahren für Wasserstoff als Energieträger entschieden.“
Eine noch unterschätzte Technik
Wasserstoff ist eine saubere Energie und wird künftig als Treibstoff von Fahrzeugen eine wichtige Rolle spielen. Toyota hat in Großserie bereits ein Auto produziert, das mit Wasserstoff läuft. Hierzulande wird an dem Thema noch geforscht. „Deutschland macht zu wenig aus der Technik“, bestätigt auch Professor Gerd Holbach von der Technischen Universität Berlin. Dort wird ein Schiff gebaut, das mit Wasserstoff betrieben soll. Japan setzt jetzt schon konsequent auf Wasserstoff, um seine Klimaziele zu erreichen, hält ihn für die Energie der Zukunft. Ganz nebenbei wird man durch diesen Treibstoff unabhängiger von Rohstoffen aus dem Ausland. Immerhin sind die Fördergelder für Wasserstofftechnologie auch hierzulande 2019 verdoppelt worden, die Regierung will sogar eine Wasserstoffstrategie entwickeln.
Hans Amarells Urteil fällt nüchtern aus: „Baden-Baden pennt statt erkennt und dummdieselt weiter vor sich hin mit einem batteriebetriebenen Versuchsbus. Das ist rausgeschmissenes Geld. An Wasserstoff kommt man in Zukunft ja doch nicht vorbei.“
Fotos: Ben Becher/FBB Archiv