Mehr Einnahmen für die Stadt – aber zu welchem Preis?
25Februar
2019
Eine Woge guter Nachrichten in unserer Stadt: Der Tourismus boomt, die Zahl der Erwerbstätigen steigt. Doch mitunter treibt der Wunsch nach Wachstum seltsame Blüten
Immer mehr Besucher...
Über 1,1 Millionen Übernachtungsgäste gab es laut der Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH im vergangenen Jahr in der Kurstadt. Das sind sechs Prozent mehr Übernachtungen als 2017. Die meisten Gäste kamen aus Deutschland. Bei den ausländischen Besuchern waren es vor allem Russen und solche aus den Arabischen Golfstaaten, die bei uns Ferien machten. Der Ruf Baden-Badens – er steigt in seiner Bedeutung als Besucherort. Und die Stadt freut sich über wachsende Einnahmen.
...und viele Beschäftigte
Eine weitere wachsende Einnahmequelle für Baden-Baden sind ihre Beschäftigten. Tendenz steigend – auch hier ist ein guter Zuwachs zu verzeichnen: 2017 zählte man insgesamt 42.100 Erwerbstätige bei rund 54.700 Einwohnern, das machte ein Plus von fast zwei Prozent zum Vorjahr aus. Die Zunahme in Baden-Baden liegt über dem Landesdurchschnitt – ein gutes Signal für den Wirtschaftsstandort Baden-Baden ist.
Mehr Gewerbe – um jeden Preis?
Es geht also voran. Damit nicht genug – die Stadtverwaltung möchte noch mehr Gewerbeflächen zur Verfügung stellen. Denn wo Gewerbe entsteht, werden auch Beschäftigte gebraucht. Doch bei allem Eifer sei auch Bedacht angeraten, damit es nicht wieder zu voreiligen Entschlüssen kommt wie kürzlich in der Weststadt.
Bürger mussten vorsorglich raus aus ihren Wohnungen
Die Gesellschaft für Stadtentwicklung und Stadterneuerung (GSE) hatte Mieter des städtischen Wohnblocks in der Briegelackerstraße 2 vorsorglich „entmietet“, damit die Firma Arvato dort bauen könne. Arvato hat allerdings Abstand genommen von diesem Vorhaben. Vorsorglich waren aber schon mal 18 Wohnungen geräumt worden: Paare, Familien, Kinder, Ältere und Alleinstehende – alles Bürger mit schmalem Geldbeutel – mussten mit Sack und Pack umziehen.
Leerstand und Wohnungsnot – wie geht das zusammen?
Und das Ende vom Lied? Das GSE-Haus steht nun leer. Wertvolle Zeit verstreicht nun, bis ein Konzept gefunden ist, was nun damit werden soll. Dabei braucht Baden-Baden nicht nur Gewerbe, sondern vor allem sozial geförderte sowie bezahlbare Wohnungen für jedermann. Schließlich muss die steigende Zahl der Beschäftigten auch irgendwo ein Bett, einen Tisch und einen Schrank aufstellen können.
Foto: Willi Walter, 2009