OB in Quarantäne – und keiner soll’s wissen?

20November
2020

Die Oberbürgermeisterin der Kurstadt hat sich in Quarantäne begeben – ohne ihre Stellvertreter oder die Bürger darüber zu informieren. Was soll dieses Schweigen? Ein Kommentar von Cornelia Mangelsdorf.

In den Unternehmen, Schulen oder Kindergärten wird seit Corona mehr miteinander gesprochen als je zuvor. Denn Kommunikation, Offenheit und Transparenz sind Maßnahmen, die für die Gesundheit aller und die Eindämmung der Pandemie von größter Bedeutung sind. Wer offen miteinander spricht, mehrt außerdem Vertrauen. Und sichert damit den Erfolg seines Unternehmens.

Still und heimlich in Quarantäne

Umso befremdlicher ist es, dass Oberbürgermeisterin Margret Mergen sich laut BT über eine Woche in häuslicher Quarantäne befand, es aber nicht bekanntmachte. Selbst engste Mitarbeiter sollen weder von ihr noch ihrem Büro direkt unterrichtet worden sein.

Margret Mergen soll Kontakt mit einer Person gehabt haben, bei der Covid-19 im Nachhinein nachgewiesen worden war. Das Gesundheitsamt habe sie deshalb aus dem Verkehr gezogen. Ihr Corona-Test fiel zum Glück negativ aus. Am heutigen Freitag will sie erstmals wieder im Rathaus sein.

Die Stellvertreter waren außen vor

Auch der Erste und Zweite Bürgermeister sollen die Tatsache, dass die Chefin in Quarantäne war, nicht von ihr, sondern via Flurfunk erfahren haben. Ich frage mich, warum Frau Mergen nicht zum Telefon gegriffen hat, um Roland Kaiser und Alexander Uhlig kurz darüber zu informieren. Eine SMS hätte es auch schon getan. Also ich wäre als Vize ganz schön gekränkt, wenn meine Chefin mir Neuigkeiten vorenthält, die mich etwas angehen, wenn ich sie seriös vertreten soll. Die Zusammenarbeit der drei „Anführer“ des Rathauses scheint nicht gerade von Innigkeit und einem regen Austausch geprägt zu sein. Wer in diesem Falle in der Bringschuld war, ist klar: OB Mergen.

Die Informationen fließen nicht

Ich frage mich, warum die OB nicht offen mit der Situation umgegangen ist. Es ist doch nichts Schlimmes daran, in Quarantäne zu gehen. Schlimm finde ich aber den Mangel an Kommunikation, der auf wenig Vertrauen schließen lässt. Wer seine Leute nicht regelmäßig informiert, öffnet Missverständnissen Tür und Tor. Das lernen schon Youngster auf ihrem ersten Führungskräfte-Seminar.

Von öffentlichem Interesse

Als Oberbürgermeisterin ist Frau Mergen eine Person von öffentlichem Interesse. Deshalb ist ihr Gesundheitszustand auch nicht allein ihre Privatsache. Andere Bürgermeister der Region waren ja auch in Quarantäne – und haben sofort eine Pressemitteilung abgesetzt und die Bürger informiert. So macht man das eben in Häusern mit funktionierendem Informationsfluss. Aus der Stadtverwaltung war aber nichts zu hören – eine Pressemitteilung zur Causa Mergen hat es bislang nicht gegeben.

Alle sollten informiert sein

In dem Unternehmen, in dem ich mein Geld verdiene, gibt es eine klare Regel: Wer in Quarantäne gehen muss, informiert sofort die Geschäftsführung und alle direkten Kollegen. Ehrensache! Und wer im Homeoffice arbeiten will, kann das jederzeit tun. Doch man muss es dann im elektronischen Kalender eintragen, der für alle einsehbar ist. Damit ist jeder im Bilde, wer sich gerade wo befindet. Das klappt hervorragend. Alle machen mit und sind auf dem gleichen Wissensstand.

Informieren bildet Vertrauen

Wellenbrecher sollen wir sein, um Corona zu besiegen. Helden können wir sein, wenn wir aktuell zuhause bleiben, zeigt uns die aktuelle Werbung der Bundesregierung. Kommunikatoren müssen wir sein, wenn wir Vertrauen schaffen wollen – das gilt aus meiner Sicht auch und vor allem für hochdotierte Angestellte, die öffentliche Ämter bekleiden.

Pressebild: www.margret-mergen.de