Die Armen werden ärmer, die Reichen reicher
06April
2021
Was macht Corona mit der Gesellschaft? Der Entwurf des 6. Armuts- und Reichtums-Berichts der Bundesregierung zeigt alarmierende Unterschiede.
Viele sind durch die Pandemie in Existenznöte gekommen: Corona hat für diejenigen, die eh schon wenig haben, die schlimmsten Auswirkungen. Vor allem die Menschen mit kleinem Einkommen trifft die Corona-Krise hart. Es gibt aber auch Personengruppen, die keinen Schaden nehmen – jene, die schon jetzt gut ihren Lebensunterhalt verdienen können. Doch für diejenigen Bürger*innen, die mit jedem Cent rechnen müssen, verfinstern sich auch die Aufstiegschancen in Deutschland weiter. Der Entwurf des knapp 500 Seiten starken Berichts, den das Bundesarbeitsministerium alle vier Jahre erstellt, hat es in sich.
Die unteren Einkommensgruppen leiden
15,5 Millionen Haushalte in Deutschland hatten bis Ende August 2020 weniger Einkommen. Davon betroffen: vor allem Gering- und Normalverdiener. Im unteren Einkommensbereich hatten viele Menschen Mühe, ihre laufenden Kosten zu bezahlen. Rücklagen waren nach dem ersten, spätestens aber nach dem zweiten Lockdown schnell aufgebraucht.
Höheres Risiko, den Job zu verlieren
Auf dem Arbeitsmarkt haben die Schwachen der Gesellschaft ein größeres Risiko, bei schlecht laufenden Geschäften aus ihrer Firma rausgekegelt zu werden – jene, die keine Ausbildung haben oder nur geringer qualifiziert sind, so die Bilanz der Regierung.
Der Aufstieg gelingt nur schwer
Eine Erkenntnis des Entwurfs ist besonders alarmierend: Wer einmal „unten“ ist, habe es schwer, die Erfolgsleiter hochzuklettern: Die Aufstiegschancen aus Armut und der unteren Mitte der Gesellschaft seien laut Berichtsentwurf seit Beginn der 1990er- bis Anfang der 2000er-Jahre deutlich zurückgegangen.
Die soziale Ungleichheit wächst
„Die Entwicklung der Ungleichheit in Deutschland ist zutiefst besorgniserregend: Die soziale Polarisierung zwischen Arm und Reich nimmt zu, die Mitte schrumpft, Armutslagen verfestigen sich und aus Armut führen nur wenige Wege hinaus“, heißt es beim Paritätischen Gesamtverband. Dieser ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in der Bundesrepublik und Dachverband von über 10.000 eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen im Sozial- und Gesundheitsbereich.
Vermögen: Viele haben keins
Die einen wissen kaum, wie sie Heizung und Strom bezahlen können, während wohlhabende Bevölkerungsgruppen sich in der Pandemie ein schönes Polster ansparen konnten – aus dem Entwurf des Armuts- und Reichtums-Berichts geht hervor: Die vermögensstärksten 10 Prozent der Haushalte halten über die Hälfte des gesamten Nettovermögens in Deutschland. Vermögend – man gilt hierzulande als vermögend ab 500 000 Euro, Immobilien zählen dazu – sind laut Bericht 3,8 Prozent der Bevölkerung. Jeder neunte Haushalt gab indessen an, gar nichts auf der hohen Kante zu haben.
Die soziale Spaltung geht weiter
Und das birgt Risiken. Wenn Menschen auf Dauer Mühe haben, für ihr Auskommen zu sorgen, nimmt auch der Glaube an die Politik ab und die Menschen gehen nicht mehr wählen. Wer nicht wählen geht, nimmt keinen Einfluss. Arme in Deutschland – fühlen sich mehr und mehr ausgeschlossen. Hier ist die Politik gefragt, Lösungen zu erarbeiten, damit soziale Gerechtigkeit nicht nur in Berichten thematisiert, sondern im wahren Leben auch umgesetzt wird.
Bild: Pixabay.com/Ben Becher