Beistandspakt zwischen den Grenzregionen

05Januar
2021

Die Region Grand Est* und die Bundesländer Baden-Württemberg, Saarland und Rheinland-Pfalz haben eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit vereinbart: Der Beistandspakt soll unter anderem medizinische Engpässe vermeiden. Aus den Fehlern der ersten Corona-Welle hat man gelernt.

Geschlossene Grenzen, wütende elsässische Pendler, die zunächst nicht in Deutschland tanken oder einkaufen durften, und mit Eiern beworfene deutsche Autos auf französischer Seite: Die Zusammenarbeit der Grenzregionen war zu Beginn der Corona-Krise nicht gerade meisterhaft.

Nicht noch einmal die deutsch-französische Freundschaft trüben

Dennoch gab es auch in der ersten Welle schon grenzüberschreitende Hilfe: „Wir haben eine herausragende Großherzigkeit seitens der Deutschen erlebt, als unsere Patienten in den Kliniken in Karlsruhe oder Freiburg aufgenommen wurden, als unsere Krankenhäuser am Limit waren“, betont Jean Rottner, Präsident der französischen Region Grand Est.

Sich gegenseitig in der Not helfen

Doch es würde auch andersrum funktionieren, je nach dem, wo Hilfe gebraucht wird. Jean Rottner, der in seinem früheren Leben einmal Notarzt war, bezeichnet den neuen Beistandspakt als „Akt der Verantwortung und der Freundschaft.“

Unbürokratisch soll es zugehen

Die Idee für den Pakt hatte Winfried Kretschmann, der sich mit Rottner bereits im Juni dazu in Verbindung setzte. Die Partner des Beistandspaktes haben einander versprochen, sich bei der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung unter die Arme zu greifen. Das würde im Notfall ganz konkret so aussehen, dass die Bettenkapazitäten diesseits und jenseits des Rheins von beiden Ländern genutzt werden, sofern durch die Corona-Pandemie Engpässe entstünden.

Langfristig eng zusammenarbeiten

„Einen gemeinsamen Gesundheitsraum schaffen“ nennen das die Vertragspartner der deutsch-französischen Grenzregion. Sie möchten gemeinsame Initiativen und Projekte im Gesundheitsbereich anstoßen, die grenzüberschreitende Kommunikation weiter ausbauen und die Abstimmung in Gesundheitsfragen langfristig sichern.

Zeichen der Freundschaft

Ministerpräsident Winfried Kretschmann versichert: „Mit dem Beistandspakt bekräftigen wir, dass wir Krisenlagen in unseren Regionen als gemeinsame Krisenlagen sehen. Wir arbeiten schnell und unbürokratisch zusammen. Und vor allem helfen wir uns gegenseitig in der Not. Es ist ein Zeichen der Freundschaft und der Solidarität.“

Jede Woche wird telefoniert

Dass der Pakt nicht nur ein Papier ist, sondern auch gelebt wird, belegt der rege Austausch: Die „Verbündeten“ telefonieren jede Woche und informieren über die Lage in ihrer Region, etwa, was die Belegung von Intensivbetten betrifft. Jean Rottner hat seinen drei deutschen Kollegen bereits geschrieben, nachdem er erfuhr, dass einige deutsche Krankenhäuser voll belegt sind: „Wenn ihr unsere Hilfe braucht, sind wir da. Wir können den Beistandspakt hier anwenden, ich stehe zu Eurer Verfügung.“ Er hat es nicht vergessen: „Deutschland hat uns im Frühjahr geholfen, dann ist es selbstverständlich, dass Frankreich nun Deutschland hilft.“

*Zur Region Grand Est gehören seit 2016 die französischen Regionen Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne.

Foto: Pixabay.com