„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unseren Wald klimaresilient zu gestalten“

05August
2024

Immer mehr Bäume in der Innenstadt fallen einfach um. Was sind die Ursachen? Interview mit Thomas Hauck, Fachgebietsleitung/Fachgebiet Forst und Natur.

Herr Hauck, wir haben gerade ein solches Beispiel erlebt: An der Hundewiese, Ecke Gunzenbachstraße, fiel ein gewaltiger Baum. Der kleine Fußweg, der nach oben führt, ist schon seit einer ganzen Weile blockiert. Wie ist das passiert?
 
Thomas Hauck: „Der Baum stand nicht auf einem Grundstück des Forstamtes, daher habe ich beim Gartenamt nachgefragt. Dort ist leider ein Baum abgestorben und umgestürzt. Dabei wurden noch andere Bäume beschädigt. Die Baumkronen lagen auf mehreren Wegen und haben auch ein Geländer beschädigt.“
  
Es scheint, als dass in diesem Jahr besonders viele Bäume umfallen. Was sind die Ursachen?

Thomas Hauck: „Viele Bäume sind durch die vergangenen Dürrejahre geschädigt. Häufig zeigt sich dies erst in den Folgejahren. In diesem Jahr hatten wir zwar viele Niederschläge, aber nicht alle vorgeschädigten Bäume können sich erholen. Der Niederschlag weicht aber auch die Böden auf und die doch recht häufigen Gewitterstürme führen dann dazu, dass einige Bäume umfallen.“
 
Was war die Ursache an oben beschriebener Stelle?

Thomas Hauck: „Hier war sicherlich auch die Dürre mit beim Absterben des Baumes verantwortlich.“
 
Was haben Dürre und Starkregen langfristig für Auswirkungen auf den Wald und auch auf Ihre Arbeit?

Thomas Hauck: „Der Klimawandel hat eine sehr große Auswirkung auf den Stadtwald. Wir werden eine Änderung des Klimadurchschnittes hin zu höheren Temperaturen und einer Verschiebung des Niederschlages aus der Vegetationsperiode heraus haben. Gleichzeitig werden aber auch Wetterextreme wie Starkregen zunehmen. Wir werden aber auch weiterhin mit Frostperioden rechnen. Daher verschieben sich grob gesagt die Wachstumsbedingungen für unsere Bäume nach Norden oder in unserem Falle in höhere Lagen des Schwarzwaldes. Wir rechnen mit einem Klima, das in etwa dem Mittelmeerraum entspricht, jedoch auch mit einzelnen Wetterereignissen, die z.B. stark frostempfindlichen Baumarten des Mittelmeerraumes ein Überleben bei uns schwierig macht.

Deutlich zu sehen ist der Klimawandel unter anderem bei der Baumart Buche in den unteren Lagen des Stadtwaldes. Dort sterben viele, gerade ältere Bäume ab. Bisher ist dies besonders deutlich auf sowieso schon trockenen Standorten und an Südhängen zu beobachten.

Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unseren Wald klimaresilient zu gestalten und setzen hier auf eine breite Zahl verschiedener Baumarten. Die Naturverjüngung schon vorhandener Bäume hat hier deutlich bessere Chancen als gepflanzte Bäume. Daher verfolgen wir das Ziel eines Dauerwaldes, bei dem viele verschiedene Baumarten unterschiedlichen Alters auf der gleichen Fläche nebeneinander wachsen.“
 
Welche Vorsichtsmaßnahmen treffen Sie?

Thomas Hauck: „Die langfristigen Maßnahmen habe ich beschrieben. Kurzfristig, was das Umfallen von Bäumen betrifft, kontrollieren wir im Zuge der vorgeschriebenen Verkehrssicherungspflicht den Wald entlang von Straßen oder der Bebauung, sowie an besonderen Erholungseinrichtungen, wie an Sitzbänken, Schutzhütten und ähnlichem. Trotzdem können bei Gewitter oder Sturm natürlich immer Bäume im Wald umfallen, auch wenn sie nicht vorgeschädigt sind.“
 
Fallen manche Baumsorten schneller als andere? 

Thomas Hauck: „Ganz grob kann man die Bäume in Tiefwurzler und Flachwurzler unterteilen. Eine flach wurzelnde Fichte fällt schneller um als eine tiefwurzelnde Eiche. Das hängt aber auch vom jeweiligen Standort ab, wenn etwa an einem Felsen der Boden sehr flachgründig ist, können sich die Wurzel nur schlecht verankern.“
 
Müssen sich die Waldspaziergänger jetzt auf Gefahren einstellen?

Thomas Hauck: „Wenn Sie den Wald betreten, geschieht dies immer auf eigene Gefahr. Wenn wir eine akute Gefahrensituation feststellen, dann werden wir natürlich tätig. Als Waldspaziergänger sollten Sie bei Sturm und Gewitter den Wald nicht betreten und gerade auch nach solchen Wetterereignissen erstmal nicht gleich in den Wald gehen.“
 
Die Abfuhr des Baumes an obig beschriebener Stelle dauerte eine ganze Weile. Warum?

Thomas Hauck: „Das Gartenamt war schon am ersten Tag vor Ort und führte erste Sicherungsmaßnahmen durch. Der von Ihnen beschriebene Weg blieb gesperrt, da hier größere Teile des Baumes liegen. Die anderen betroffenen Wege wurden schnell freigeräumt. Zuerst ging man davon aus, dass der Baum aus einem Privatgrundstück gefallen ist. Erst die Rücksprache mit dem Eigentümer und eine genaue Vermessung hat ergeben, dass es ein städtischer Baum ist. Daher hat sich die Aufarbeitung verzögert, aber jetzt wird eine Fachfirma auch die Stammteile zeitnah beseitigen.“

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Foto: FBB Archiv