Neue Hoffnung Wasserstoff

11März
2022

Nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel setzen viele auf Wasserstoff – die künftig wohl fehlende Zufuhr von russischem Gas und Öl verlangt schnelle und auch mittelfristige Lösungen. Auch Baden-Württembergs Industrie setzt auf Wasserstoff. Durch diese Energiequelle könnte Geld erwirtschaftet und Arbeitsplätze geschaffen werden.

Der Bedarf der Industrie in Baden-Württemberg wird derzeit noch lange nicht durch die Möglichkeiten des Landes, Wasserstoff durch Elektrolyse herzustellen, gedeckt. Durch dieses Produktionsverfahren mit grünem Strom erzeugter Wasserstoff gilt als „grün“ und wird als vielfältiger Energieträger, etwa bei der Kraftstoffherstellung, ein wichtiger Mitstreiter im Kampf gegen den Klimawandel sein – so der Plan.

Bunter Wasserstoff

Neben dem grünen gibt es auch grauen, blauen und türkisen Wasserstoff. Die Farbbezeichnung beschreibt hierbei das Gewinnungsverfahren. Eine nachhaltige Klimaschutzwirkung kann nur mit grünem Wasserstoff erzielt werden, wenn das auch momentan nicht die oberste Priorität sei, unterstreicht Jan Stefan Roell, Sprecher der Task Force Wasserstoff im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag: „Man muss am Anfang auch andere Farben akzeptieren, damit überhaupt mal Bewegung in den Markt kommt.“ Dennoch ist Klimaschutz ein wichtiger Aspekt – auch aus wirtschaftlichen Gründen: „Du kriegst doch keinen Kunden mehr, wenn du ein Umweltschwein bist“, heißt es weiter von Roell. Und nun – kommt auch noch die politische Krise mit Russland hinzu: Deutschland muss sich beeilen, um an neue Energiequellen zu kommen, nicht nur für die Privathaushalte, sondern auch für unsere Industrie. Denn: Wenn sie nicht produzieren kann, knickt die Wirtschaft ein.

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Den Bedarf von 3,1 Terawattstunden durch die Baden-Württembergische Industrie kann Deutschland nicht allein decken: „Grüner Wasserstoff, in global handelbaren Mengen, wird aus Kostengründen dort erzeugt werden, wo es ein hohes Angebot von regenerativen Energien aus Sonne und Wind mit maximaler Volllaststundenzahl gibt. Weiterhin muss ein Zugang zu Wasser, Verteil- und Transportinfrastrukturen möglich sein“, heißt es in der „Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg“. Hierfür kämen die Küsten der EU-Südens infrage, aus denen Deutschland den Wasserstoff importieren müsste. Aber auch die windreichen Küsten der Nordsee könnten einen Teil beisteuern.

Wirtschaftlicher Klimaschutz

Nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen liegt der Industrie in unserem Bundesland viel daran, mehr „H2“ ins Land zu schaffen: Es wird davon ausgegangen, dass Wasserstofftechnologie künftig etwa 16.000 Arbeitsplätze und neun Milliarden Euro Umsatz mit sich bringen wird. Dies könnte ein weiterer Anreiz für unsere Landesregierung sein, Wasserstoff voranzutreiben, wenn Klimaschutz noch nicht genug Motivation ist.

Unterstützung vom Land

Nun ist es also an Stuttgart, mehr von dem hoffnungsschürenden Gas heranzuschaffen. 26,4 Millionen Euro werden bis 2024 bereitgestellt werden, um Wasserstoffproduktion und -import anzukurbeln. Auch rechtliche Hürden, die den Prozess erschweren, müssten beseitigt werden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann verkündete erst letztes Jahr, das Land würde bis zu 358 Millionen Euro in Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie investieren – diese Summe sei jedoch an Bedingungen geknüpft, die mit der Finanzierung des Bundes zusammenhängen. Auch von einer Wasserstoff-„Gigafactory“ im Südwesten war die Rede. Möge sie helfen, uns möglichst bald ein Stück unabhängiger vom russischen Gas zu machen.

Bild: unsplash.com/lenny kuhne