Wie Städte zu mehr Wohnraum kommen
18November
2024
Man muss schon erfinderisch sein – aber es geht: Einige Städte im Südwesten gehen ganz gezielt gegen Leerstand vor. Und verhelfen auf diese Weise Wohnungssuchenden zu einer Bleibe.
Baden-Baden ist ein krasses Beispiel für ungenutzte Immobilien: Die Stadt hat zahlreiche Wohnungen, die nur sehr selten genutzt werden – oder gar nicht. Sie gehören Personen, die kaum in die Kurstadt kommen, weil sie an anderen Orten leben. Viele Villen und Wohnungen gehören russischen Bürgern – die nicht mehr nach Baden-Baden reisen dürfen.
Andere große Immobilien stehen seit Jahren leer – etwas das Kino in der Innenstadt, das ehemalige Restaurant „Le Jardin de France“ in der Rotenbachtalstraße, ein Wohnkomplex in der Voglergasse und, und, und. Hinzu kommt der Leerstand von Geschäften.
Kein Wunder also, dass viele Bürger und auch Stadtverwalter sich wünschen, gegen den Leerstand vorzugehen. Denn Wohnraum wird dringend gebraucht. Die Stadt Mannheim will nun ein Leerstandregister aufbauen und Eigentümer und Eigentümerinnen von ungenutzten Immobilien aktiv auf Wiedervermietung ansprechen, vor allem, wenn Wohnungen länger als sechs Monate leerstehen.
Doch wie kann man Haus- und Wohnungsbesitzer motivieren, wieder zu vermieten? Viele Vermieter haben Sorge, dass Mieter keine Miete bezahlen – oder das Wohneigentum nicht pfleglich behandeln. Dagegen stehen allerdings viele Fälle, in denen eine Vermietung gut läuft und beiden Seiten einen hohen Nutzen bringt.
Karlsruhe hat früh reagiert und bereits 2005 ein Programm aufgelegt: „Wohnraum-Akquise durch Kooperation“. Stehen Wohnungen länger leer, spricht die Stadt Eigentümer direkt an und versucht, sie zur Vermietung zu bewegen. Auf diese Weise sollen in fast 20 Jahren immerhin rund 3.400 Mieterinnen und Mieter in rund 1.350 zuvor leerstehende Wohnungen gezogen sein. Der Dialog, den nun auch Mannheim suchen will, trägt also Früchte.
Auch die Studentenstadt Heidelberg fördert aktiv die Bereitstellung von Wohnraum. Hier ist ein neues Förderprogramm in Planung: Durch Zuschüsse sollen ungenutzte Wohnungen wieder auf den Markt kommen. In der Stadt mit der ältesten Universität Deutschlands fehlen bis in den nächsten zehn Jahren gut 10.000 Wohnungen.
Zunutze machen können sich Städte eine Unterstützung des Landes Baden-Württembergs: Es unterstützt Besitzer leerstehenden Wohnraums seit 2020 mit Prämien, damit sie ihre Wohnungen wieder vermieten. Diese Prämie gibt den Städten ein Instrument in die Hand, um Vermieter direkt anzusprechen. Und sie wird genutzt: Laut Wohnungsbauministerium ist sie bereits mehr als 500-mal ausgezahlt worden. 2023 wurde die Prämie 191-mal beantragt. Sie sei ein Anstoß für Kommunen und
Auch die sogenannte Zweckentfremdungssatzung kann helfen, gegen unerlaubten Leerstand vorzugehen – wenn etwa Wohnungen längere Zeit als Ferienwohnungen vermietet werden oder länger als ein halbes Jahr leer stehen.
Dass es höchste Zeit ist, gegen Leerstand aktiv anzugehen, belegen Zahlen: In Baden-Württemberg standen laut Statistischem Landesamt im Jahr 2022 rund 236.000 Wohnungen leer.
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Foto: FBB Archiv