Die Hürden der Bürokratie, einen Defibrillator zu genehmigen
21November
2024
Den Mitgliedern vom Fußballclub und Tennisclub im Lichtentaler Haimbachtal kam die Idee, im dortigen Bereich einen Defibrillator zu installieren. Voller Tatendrang wurden Spenden gesammelt und der Vorschlag bei der Stadt angemeldet. Dort wurde diese Initiative sehr gelobt und man sicherte zu, sich um die Sache zu kümmern. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam.
Tommy Schindler, Stadtrat der FBB und Lichtentaler, berichtet: „Bald hatte man in Lichtental das Geld für den Defi zusammen. Doch von der Stadt lag noch keine Genehmigung vor. Der Antrag wanderte von Fachgebiet zu Fachgebiet und so dauerte es einige Zeit, bis die Initiatoren zumindest mal einen Zwischenstand erfuhren.
Deren Euphorie hatte inzwischen schon etwas gelitten. Die Behörden hatten die Angelegenheit nicht vergessen und meldeten immer wieder, was gerade passiert.
Die Einrichtung des vierten Dezernats komplizierte die Sache noch mehr, denn nun lag die Verantwortung bei einem anderen Dezernenten. So zogen etwa eineinhalb Jahre ins Land, bis einer der Initiatoren bei mir anfragte, was denn da los sei. Man konnte nicht verstehen, warum es so schwierig war, Gutes zu tun.
Fazit meiner Ermittlungen: Bürokratie braucht Zeit.
Einzelaktionen wie die der beiden Vereine können nicht gerade so genehmigt werden, weil die Installation der Geräte koordiniert werden muss. Man muss die Standorte prüfen und eine möglichst gleichmäßige Aufstellung erreichen. Auch geht es nicht nur um die Anschaffungskosten, sondern ebenfalls um geschätzte Unterhaltungskosten der Geräte in Höhe von etwa 100.000 Euro pro Jahr. Als Beispiel wurde die Klebekathode genannt, deren Klebkraft im Laufe der Zeit nachlässt und im Ernstfall keine Wirkung mehr haben könnte. Wer will schon im Notfall Erste Hilfe leisten und der Apparat funktioniert wegen mangelnder Wartung nicht.
Die Behörden kommen also ihrer Pflicht nach, weil sie dazu verpflichtet sind. Auf der anderen Seite stehen die Initiatoren, die die Welt nicht mehr verstehen. Eineinhalb Jahre Warten und die Gewissheit, dass noch weitere Monate dazu kommen. Die Umsetzung des Vorhabens geschieht keinesfalls noch in diesem Jahr.
Die Bürger können nicht verstehen, wie die Verwaltung arbeitet. Schnell wird geurteilt, dass Mitarbeiter faul sind und die da oben ,nix schaffe welle‘. Das will ich niemandem unterstellen. ich sehe das Problem in der ausufernden Bürokratie, die mit jedem Tag immer schlimmer wird. Angefangen von der Stadtverwaltung über die Landtage bis nach Berlin reden alle vom Abbau der Bürokratie. Sie erscheint mir aber wie jener gordische Knoten. Jeder, der ihn zu lösen versucht, macht die Sache nur noch komplizierter.
Eine Beschleunigung oder Ausnahmegenehmigung konnte ich in dieser Sache leider nicht erreichen. Die Initiatoren haben sich enttäuscht abgewendet und versuchen nun, den Defi über einen privaten Betreiber einzurichten.“
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Foto: picabay von yourschantz - Danke für die freundlichen Genehmigung