„Nur abzuwarten, ist nicht ohne Risiko“

18Juli
2024

Josua Straß, beliebter Buchhändler in der Kurstadt, hat seine beiden Läden nun zusammengelegt. Im „Eulennest“ in der Gernsbacher Straße 2, in den ehemaligen Räumen der Stadt-Apotheke, bietet er nun auf viel Fläche eine ganze Menge Lesevergnügen für jedes Alter an.

Herr Straß, Ihre beiden Geschäfte finden sich nun unter einem Dach, ganz zentral in der Fußgängerzone. Was hat Sie dazu bewegt, Ihre Buchhandlungen zusammenzulegen?

Josua Straß: „Schon seit Jahren haben wir im Team darüber nachgedacht, ob ein Zusammenlegen der beiden Buchhandlungen sinnvoll und vor allem durchführbar ist, da besonders seit Corona der Druck auf kleine inhabergeführte Geschäfte immer stärker wird. Eine Gelegenheit wie diese, Straß und Mäx+Moritz in einer so guten Lage wie der ehemaligen Stadtapotheke zusammenzuführen, wäre vermutlich so schnell nicht mehr gekommen.“

Sind Sie damit unternehmerisch nicht auch ein hohes Risiko eingegangen?

Josua Straß: „Natürlich ist das Risiko, in einer solchen Lage mit dementsprechender Miete und dem zehnköpfigen Team hohe Kosten auffangen zu müssen, nicht unerheblich. Aber auch nichts an einer bereits schwierigen Situation zu verändern und nur abzuwarten, ist nicht ohne Risiko.“

Wer ist Ihre Kundschaft? Leben Sie hauptsächlich von Stammkunden? Oder gehört auch Laufkundschaft dazu?

Josua Straß: „Wir haben eine Vielzahl treuer Stammkundinnen und Kunden, aber es ist klar, dass man in einer Stadt wie Baden-Baden auch Laufkundschaft benötigt – nur mit einer der beiden Gruppen ist das Überleben im Einzelhandel schon lange schwierig bis unmöglich.“

Gerade eröffnete in der Galeria Wagener die Buchhandlung Thalia. Fürchten Sie die Konkurrenz?

Josua Straß: „Bis jetzt haben wir zu den KollegInnen von Thalia in Baden-Baden ein gutes Verhältnis gehabt und hoffen, dass das auch weiterhin so bleibt. Eine sich gegenseitig befruchtende Ko-Existenz in einer kleinen Stadt wie Baden-Baden ist grundsätzlich möglich und erstrebenswert. Ob die Veränderung, die ja von der Konzernleitung aus geht, gegen uns gerichtet ist, wird sich zeigen – ich würde mich aber freuen, wenn das respektvolle Miteinander bestehen bliebe.“

Wie ist Ihre Erfahrung: Werden die gedruckten Bücher noch gut angenommen? Oder weichen sie mehr und mehr dem E-Book?

Josua Straß: „Die Zahl der Buchleser liegt immer noch bei etwas über 90 Prozent und hat sich in den letzten Jahren auch nicht nennenswert verändert. Ich habe auch viele Kundinnen und Kunden, die das E-Book ausprobiert haben, es aber nicht mehr oder nur in Sonderfällen wie zum Beispiel bei einer langen Reise oder abends im Bett nutzen. Mir persönlich geht es so, dass ich beim elektronischen Leser nicht wirklich in den Text eintauche und er mir dadurch emotional und inhaltlich weniger gut im Gedächtnis bleibt. Das ist für mich beim Lesen aber mit das Wichtigste. Übrigens habe ich diese Rückmeldung auch schon oft aus dem KollegInnen- und KundInnenkreis gehört.“

Welches Buchsegment verkauft sich bei Ihnen besonders gut?

Josua Straß: „Krimis, Romane, Kinder- und Jugendbücher. In diesen Gebieten können wir ja auch unsere Kompetenzen am besten unterbringen.“

Last but not least: Was ist Ihr aktueller Lieblingsschmöker und worum geht es darin?

Josua Straß: „Ich habe gerade mit großer Begeisterung den letzten Band von Lars-Myttings Schwesternglocken-Trilogie abgeschlossen. Eine atmosphärisch dichte historische Reihe mit starkem kulturellem Hintergrund, die im Norwegen des 19. und 20. Jahrhunderts spielt und sowohl inhaltlich als auch emotional voll überzeugen kann.“

Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird auf der Website nur die männliche Form verwendet. Diese Form versteht sich explizit als geschlechtsneutral.

Foto: Josua Straß