Ein Hoch auf den Menschenfreund

19März
2021

Prof. Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB, wird am kommenden Montag 80 Jahre alt. Porträt eines Visionärs mit vielen Talenten – und noch mehr Ideen. Von Cornelia Mangelsdorf.

Der Dichter Heinrich Heine hat einst einen Satz verfasst, der Heinrich Liesen wie auf den Leib geschneidert ist: „Am leuchtenden Sommermorgen geh ich im Garten herum. Es flüstern und sprechen die Blumen, Ich aber, ich wandle stumm.“

Natur, Schönheit und deren ehrfurchtsvolle Betrachtung: Liesens Dreiklang für ein glückliches Leben. In dem es gilt, jeden Moment auszukosten. Heinrich Liesen ist vor 21 Jahren aus Paderborn in die Kurstadt gezogen. Der Liebe wegen! Viola und Heinrich Liesen haben ein offenes Haus. Sie sind wunderbare Gastgeber und pflegen einen großen Freundeskreis. Die beiden wissen das Leben zu genießen, ob auf ihrer Terrasse oder abends im Festspielhaus – wenn nicht gerade Corona ist.

Der Professor bringt alles zum Blühen

Ihr Garten an der Lichtentaler Allee gehört zu den schönsten in ganz Baden-Baden. Heinrich Liesen pflegt die rund 200 Rosenstöcke und 40 Hortensien mit Hingabe. Über den leidigen Zünsler in seinen Buchsbäumen hat sich der Gärtner Liesen richtig geärgert, ihn aber besiegt. An der Oos-Brücke zum Haus hat er Blumenkästen hängen: Nach den winterlichen Christrosen sind sie jetzt österlich mit Narzissen und Primeln bestückt. Der Blumenhändler auf dem Markt in Lichtental ist längst ein Freund geworden: Liesen kauft dort regelmäßig ein, für seine Pflanzungen. Schließlich brauchen die Aubrücke und die Brücke am Klosterplatz auch einen Blumenschmuck. Darum kümmert er sich seit Jahren.

Obstgut-Chauffeur mit seiner Ape

Natur tut der Seele gut und Bewegung an der frischen Luft ist ein Heilmittel: Für die Öffnung des Obstgutes Leisbergs 2017 hat sich der Arzt und Wissenschaftler leidenschaftlich eingesetzt – und betagte Herrschaften bei den Festen dort oben oft mit seiner italienischen Ape hochgefahren. Heinrich Liesen ist hilfsbereit und ohne Dünkel. Eigenschaften, die in der Kurstadt nicht sehr dicht gesät sind.

Ein Arboretum für alle

Auch die Geschicke des Arboretums, das gerade am Fuße des Merkurbergs erschlossen wird, hat er mitgelenkt; damit vielleicht noch im Spätjahr Menschen dort zwischen Rhododendren und unter Mammutbäumen flanieren können. Wolfgang Eberts, ehemaliger Besitzer des rund fünf Hektar großen Areals über den Eckberghöfen, wandte sich an seinen Gartenfreund Heinrich Liesen, um mit ihm zu überlegen, was man mit seinem üppigen Exotenwald tun könnte. Über die FBB wurde ein Sponsor gefunden, der der Stadt ermöglichte, das Grundstück zu erwerben und nun hoffentlich bald für alle zu öffnen.

Klug und weise

„Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand“, philosophierte
Charles Darwin im 19. Jahrhundert. Und es scheint, als würde Heinrich Liesen, der in seiner Kindheit auf dem Land mit Hingabe kleine oder kranke Vögel aufpäppelte, diesen inneren Kompass in sich tragen.

Er tut, was er kann…

Stadtrat, Arzt, einst Uni-Professor, Mannschaftsarzt der Deutschen Fußballnationalmannschaft, Mitglied der Medical Commission des IOC, Aufbau der Stiftung Jugendfußball mit Jürgen Klinsmann, ein Macher mit Weltruf in Sportlerkreisen: Heinrich Liesen hat schon viele Erfolge gefeiert – in vielen Disziplinen. Doch er ist vor allem eins: Menschenfreund. Damit die Kutschen weiterhin durch Baden-Baden fahren können – durch Corona ist die Existenz des Betriebes gefährdet – setzte er sich mit der Kutschfahrten-Unternehmerin Sabrina Möller zusammen und trug ihr Thema ins Rathaus. Liesen, Vater einer Tochter („Kathrinchen“) und Großvater eines entzückenden kleinen Schalks namens Felix, kann unheimlich gut mit Menschen. Um junge Leute in die Kurstadt zu bringen, wünscht er sich eine Hochschule – erste Konzepte wurden von der FBB bereits verfasst. Wer Hilfe braucht, ruft Liesen an. Denn er weiß: Der redet nicht nur, der kümmert sich!

…und verhilft Baden-Baden zu neuem Glanz

Eine Renaissance der Sommerhauptstadt Europas, was die Kurstadt einst war – für dieses Ziel arbeitet der Stadtrat hart. Die Stadt reichte die Bewerbung als UNESCO Weltkulturerbe ein – und Liesen sammelte mit seinen Mitstreitern Geld ein, damit die Kuppel der Stourdza-Kapelle wieder vergoldet werden konnte. Von weit her sieht man nun den goldenen Glanzpunkt leuchten – die Stadt ist um eine Schönheit reicher. Auch dass der Ludwig-Wilhelm-Platz kein seelenloser Halteplatz für Touristenbusse wird, konnte Liesen zusammen mit einigen Helfern und über 900 Unterschriften der Bürger vermeiden. Ein Mann, viele Taten. Den Kampf ums Neue Schloss wird er beherzt mit seinen Mitstreitern der FBB weiterführen. „Hier sollen eines Tages Schülerinnen und Schüler ihr Abschlusszeugnis erhalten und feiern“, visioniert er.

Liesen, der Tausendsassa

Es gäbe noch viel zu sagen über Heinrich Liesen. Etwa, dass er mit unwahrscheinlich viel Geschmack alte Häuser restaurierte und sie mit historischen Lampen, Türen, Böden verschönerte. Dass er ein Glas Amarone schätzt und liebend gern bei Aldi kauft. Und ein Faible für pinkfarbene, grüne, gelbe und leuchtend blaue Chino-Hosen und Schuhe hat – der Golfsport scheint ihn da wohl inspiriert zu haben. Unvergessen die Abende auf Liesens Terrasse, mit einer Forelle oder selbstgemachtem Gulasch auf dem Teller, einer Erdbeer-Bowle im Glas und einem Feuer im Grillkamin. „Mer muss och jünne könne“ – man muss auch gönnen können – diesem Kölschen Grundgesetz fühlt er sich verpflichtet, bei all den harten Wortkämpfen, die es manchmal braucht, um sich für eine gute Sache stark zu machen.

Fotos: FBB-Archiv