„Die Vereine in Lichtental halten noch zusammen“

29November
2022

Gleich zwei Weihnachtsmärkte locken jetzt in die Stadt: Neben dem großen Baden-Badener Christkindelsmarkt ist seit gestern auch der Weihnachtsmarkt im Hof des Klosters Lichtenthal geöffnet. Tommy Schindler, Stadtrat der FBB, hat hinter den Kulissen mitgeholfen, damit dieser besonders hübsche Markt wieder stattfinden kann.

Eine romantischere Kulisse für einen Weihnachtsmarkt kann es kaum geben: Im Innenhof des Klosters Lichtenthal sind seit gestern wieder hell erleuchtete Buden in schönster Eintracht aufgestellt. Bis zum 3. Dezember kann man diesen Markt ab16 Uhr besuchen. Geboten wird viel Essbares wie Flammkuchen und Bratwurst, aber auch Selbstgebasteltes oder Selbstgekochtes, wie Marmeladen.

Schon 1972 gab es zarte Anfänge in Lichtental

Tommy Schindler ist einer der Organisatoren. Er kann sich noch an die Anfänge des Marktes erinnern: „Der erste Lichtentaler Weihnachtsmarkt fand 1972 auf dem Brahmsplatz statt. Eine Hütte gab es noch nicht, man verkaufte im Freien Bratwürste und Glühwein. Der Erlös wurde einem Kindergarten gestiftet. Doch die Idee der Gründerväter begeisterte einige unternehmungslustige Lichtentäler: Im Jahr darauf hatte die Gruppe eine Hütte organisiert, die auf der Brücke am Brahmsplatz aufgebaut wurde. Der Lichtentaler Weihnachtsmarkt war endgültig geboren. Der Erlös sollte gemeinnützigen Zwecken in Lichtental zugeführt werden.

Der Markt erfreute sich großer Beliebtheit

Im Jahr 1974 übernahm Ludwig Braun dann die Patenschaft und der Markt erfreute sich größter Beliebtheit. Man scherte sich nicht um eine Absperrung, die Leute standen bis auf die Straße und die Autofahrer mussten zusehen, wie sie an der Menge vorbeikamen. Bürokratische Vorschriften gab es noch nicht so viele. Und wenn, hat man sie großzügig ausgelegt. Doch irgendwann gab es die ersten kritischen Stimmen und man verlegte den Markt, der immer noch nur aus einer Hütte bestand, auf den Parkplatz zwischen Löwen und dem Alten Rathaus. Da der Markt eine Woche lang schon um 11 Uhr geöffnet wurde, reichte das Personal der Gründerväter bald nicht mehr aus – Mitglieder der Lichtentaler Vereine halfen sprangen ein.“

Der Gemeinnützige Verein Lichtental sprang ein

Tommy Schindler erinnert sich weiter: „Seltsamerweise wurden mit dem Standortwechsel auch die Besucher weniger und man dachte schon daran, den kleinen Weihnachtsmarkt einzustellen. Rechtzeitig sprang der Gemeinnützige Verein Lichtental ein und übernahm die Organisation. Um endlich einen richtigen Markt zu erhalten, wurde das Angebot vergrößert und mehr Hütten aufgestellt. Es wurden jedoch, trotz vieler Anfragen, keine kommerziellen Händler zugelassen. Nun wurden Bastelwaren aus Schulen und Pflegeheimen angeboten, ein Waffelstand kam hinzu. Neben der altbewährten Bratwursthütte wurde noch eine Flammkuchenhütte angeschafft, was sich als gute Idee herausstellte.

Die Besucher kamen von nah und fern

Die Erweiterung des Speiseangebots ließ die Besucherzahlen wieder anziehen. Das idyllische Budendorf zog nun auch Besucher von anderen Stadtteilen an. Täglich gab es Programm mit dem Musikverein, den Gesangsvereinen und anderen lokalen Künstlern, die selbstverständlich alle kostenlos aufgetreten sind. Dann kam die Idee, den Markt in den Klosterhof zu verlegen. Das Konzept wurde den Nonnen vorgelegt und die haben nicht lange überlegt. Der Lichtentaler Weihnachtsmarkt findet nun seit etwa sieben Jahren in dieser reizvollen Umgebung statt. Und er wurde in diesem stimmungsvollen Ambiente auch überregional bekannt.“

Viel Arbeit – aber auch viel Freude

Natürlich sind viele Einsätze vonnöten, bis die Buden ihren Zauber verströmen und ihre Waren anbieten können. „Für die beteiligten Vereine ist der Markt mit viel Arbeit verbunden“, weiß Tommy Schindler. Schon im Sommer müssen die Vorbereitungen beginnen. Der Aufbau der Hütten erfolgt samstags. Wenn die Handwerker fertig sind, geht es an die Feinarbeit. Dekoration und Beleuchtung, Beschallungsanlage und Öfen müssen eingebaut werden. Die Arbeiten dauern oft bis spät in den Abend. Eröffnung ist immer montags und der Markt bleibt eine knappe Woche bis Samstag von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Bratwurst- und Flammkuchenhütte werden jeden Tag von einem anderen Verein betrieben. Dabei sind oft zwei Schichten nötig, denn bei passendem Wetter ist der Andrang oft kaum noch zu bewältigen. Ständig müssen Springer bereitstehen, um zum Beispiel Nachschub an Essen und Trinken zu besorgen.“

Die Wermutstropfen

Tommy Schindler wird nachdenklich: „Es gilt, eine Flut von Vorschriften und Auflagen zu erfüllen. Die Älteren denken wehmütig daran zurück, wie einfach das doch in den Anfängen war. Immer mehr Bürokratie macht es den Organisatoren immer schwerer, all das zu beachten. Ganz zu schweigen von den Kosten für diesen Aufwand. Man will doch nur etwas Gutes tun, denn die Einnahmen werden nach wie vor noch gemeinnützig verteilt: Altenheime, Tierheim, caritative Einrichtungen und viele mehr profitieren von diesem Event. Eine kleine Schar von Enthusiasten hält den Markt noch am Laufen, unterstützt von vielen Vereinen aus Lichtental.“

Täglich Programm

Jeden Abend treten lokale Künstler mit ihren Darbietungen auf: Der Musikverein, der Gesangsverein, ein Leierkastenmann und einige mehr. „Darunter auch mein FDP-Stadtratkollege Pilarski, zwei Sängerinnen und ich“, freut sich der FBB-Stadtrat Schindler. „Wir spielen als Quarnett – das ist kein Schreibfehler, so heißt unsere Gruppe – am Freitag weihnachtliche Lieder und wollen so auch einen Beitrag zum Gelingen leisten.“ Der Lichtentaler Vereinsprofi zieht Resümee: „Dieser kleine Weihnachtsmarkt ist ein enormer Aufwand. Aber er zeigt: Die Vereine in Lichtental halten noch zusammen.“ 

Fotos: Ben Becher | unsplash.com | pixabay.com