Pöbelnder Busfahrer – und kein Wort der Entschuldigung bei den Verantwortlichen der Stadtwerke

03März
2020

Vergangenen Sommer musste ein Radfahrer herbe Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Es war bereits das dritte Mal, dass er ein schwerwiegendes Fehlverhalten eines Busfahrers erlebte – aber so derb war es noch nie: Mathias Welle brachte den Vorfall daraufhin zur Anzeige. Seine Fassungslosigkeit hat sich nicht gelegt, auch, weil seitens der Stadtwerke bis heute keine Entschuldigung kam. 

Es wäre einfach gewesen, die Sache aus der Welt zu schaffen. Doch, obgleich FOKUS Baden-Baden die Stadtwerke über den Vorfall informierte, hat man sich bisher nicht bei dem Geschädigten gemeldet.

Mathias Welle schildert den besagten Fall

„Am 8. Juni 2019 hat mich ein Busfahrer der Stadtwerke – Bild, Busnummer und Fahrer existieren – dreimal in französischer Sprache im verkehrsberuhigten Bereich vor den Kolonaden beleidigt, mit recht deftigen Worten: ,fils de put’ – ,Hurensohn’ war noch das Harmloseste. Es fielen auch Drohungen: ,Je descends et je te casse la guelle’ – ,ich steig gleich aus und poliere dir die Fresse’ musste ich mir anhören.

Rasender Bus und ein aufbrausender Fahrer

Der Bus war mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in diesem Bereich unterwegs und hat mich auf dem Fahrrad mit seiner Masse einschüchtern wollen. Er ist nur 50 Zentimeter vor mir zum Stehen gekommen. Als ich ihn um eine Erklärung bat, warum er sich im verkehrsberuhigten Bereich so verhalte, fing er sofort aggressiv an, dass er Vorfahrt habe – zur Erinnerung: In diesem Bereich hat der Schwächere immer Vorfahrt – und schrie mir diese Beleidigungen ins Gesicht. Meine Frau Petra ist Zeugin, so steht es auch im Polizeiprotokoll. Die Polizei hat die Identität des Fahrers festgestellt. Ein Busfahrer darf nicht derart unkontrolliert aggressiv und beleidigend mit Bürgern umgehen! Ich sehe hier die Stadtwerke in der Pflicht: Solche Fahrer sind gefährlich und haben keine Ahnung von Verkehrsregeln.“

Kontaktaufnahme mit den Stadtwerken

FOKUS Baden-Baden kümmerte sich um den Vorfall und nahm Kontakt mit Helmut Oehler auf. „Wie Sie sich denken können, ist Herr Welle sehr verärgert – und enttäuscht, dass man ihn seitens der Stadtwerke nicht zu einem Gespräch gebeten hat“, schrieben wir dem Geschäftsführer der Stadtwerke im November. Cornelia Mangelsdorf weiter: „Ich möchte meinerseits nicht einfach so über den Vorfall schreiben, ohne Ihnen die Gelegenheit zu geben, dazu Stellung zu nehmen. Deshalb schlage ich ein Treffen vor: mit Ihnen, Herrn Welle und mir. Herr Welle hat bis heute keine Entschuldigung gehört. Und ob der Busfahrer eine Ermahnung oder Schulung bekommen hat? Das wäre schon mal interessant zu wissen. Es ist doch wichtig, dass wir uns als Bürger auf die Busfahrer verlassen können, dass wir angemessen miteinander umgehen und Rücksicht aufeinander nehmen.“

Interne Recherchen liefen an

Helmut Oehler wurde aktiv und fragte daraufhin beim Abteilungsleiter Fahrdienst nach. Er räumte ein, dass der Vorfall offensichtlich nicht bei den Stadtwerken bekannt war. Er „wurde erst durch die Aktivitäten der Polizei transparent.“ Weiterhin erfuhren wir, dass der Fahrer das Unternehmen nach dem Vorfall verlassen habe, daher könne man keine disziplinarischen Maßnahmen mehr ergreifen. Man wolle sich aber gerne bei Herrn Welle entschuldigen.

Hoffnung auf Schlichtung

Daraufhin bekam Helmut Oehler die Kontaktdaten von Mathias Welle am 6. Dezember übersandt, versehen mit einem Dank, dass er sich kümmern wolle. Weiterhin regten wir einen Austausch an: „Gern würden wir uns zu einem Austausch mit Ihnen und Ihren Verantwortlichen zusammensetzen. Ziel: ein harmonischer, respektvoller Umgang aller Verkehrsteilnehmer miteinander. Herr Welle bringt hier aus seiner beruflichen Tätigkeit viel Erfahrung mit. Unser Ziel (als FBB-Mitglieder) ist, Baden-Baden attraktiver zu machen für Flaneure. Das geht aber nur, wenn die ,Stärkeren’, also die Verkehrsteilnehmer in den Bussen und Autos, auch mitmachen. Was halten Sie davon?“

Die gute Absicht lief ins Leere

Leider hat es bis zum heutigen Tag weder eine Entschuldigung bei Mathias Welle gegeben noch eine Antwort auf unseren Vorschlag, sich für die gute Sache zusammenzusetzen. Jetzt sind die Verantwortlichen der Verkehrsbetriebe gefordert.

Foto: FBB-Archiv