Wie die Innenstadt und den Handel beleben?

14September
2021

Knapp 40 Geschäfte stehen in Baden-Badens Innenstadt aktuell leer. Keine Frage: Die Pandemie und ihre Folgen haben dem klassischen Handel zugesetzt. Die Innenstadt braucht Belebung, die Geschäfte Unterstützung. Doch wie?

Der stationäre Handel hat Probleme – das ist nicht neu. Doch Corona hat die Situation weiter verschärft. Beispiel Baden-Baden: Hier stehen aktuell zig Ladengeschäfte leer. In Karlsruhe haben gleich vier große Schuhgeschäfte in den vergangenen Monaten ihre Pforten schließen müssen. Auch in Großstädten wie Frankfurt am Main kämpft die berühmte „Zeil“ um kaufkräftige Besucher.

Riesige Einkaufszentren konkurrieren mit den Innenstädten

Der Trend setzt sich weiter fort. Auch große Einkaufszentren vor den Toren der Stadt sind der Belebung der Innenstädte nicht gerade zuträglich. Im Norden Straßburg hat im März eine riesige Shopping-Meile eröffnet: die „Shopping Promenade coeur Alsace“ in Vendenheim. Auf 40.000 Quadratmeter verteilen sich rund 60 Geschäfte. Die Händler und Gastronomen im Zentrum Straßburgs spüren bereits Verluste.

Schnell handeln ist das Gebot der Stunde

Ruckzuck online seine Kosmetik bestellen und eben auch nicht in der Stadt auf Parkplatzsuche gehen – der Einzelhandel kämpft gegen Windmühlen. Doch Aufgeben ist keine Option. Unser Nachbarstadt Karlsruhe hat schnell reagiert: Große Teile der Stadt werden gerade saniert. Die Stadt hat nun auch ein Vorkaufsrecht bei frei werdenden Immobilien in der Innenstadt, um aktiv deren Nutzung steuern zu können. Auch die Fußgängerzone soll sich wandeln: Nicht nur Boutiquen sollen Menschen dorthin locken, sondern es soll ein Erlebnisraum entstehen – mehr Gastronomie, mehr Platz für Kultur und auch Büros und Wohnungen sind angedacht. Das Ambiente soll vielseitiger werden. Karlsruhe bewegt sich also.

Und was geschieht in Baden-Baden?

Matthias Vickermann, Vorsitzender des Vereins Baden-Baden Innenstadt (BBI), freut sich darüber, dass es aktuell wieder zahlreiche Veranstaltungen in der Kurstadt gibt. „Sobald Leben in der Stadt ist, geht’s auch dem Handel gut“, betont er. „Die Konzerte im Wandelgang der Trinkhalle, die gerade stattfanden, die Pferderennen bei der Großen Woche: Das brauchen wir, damit sich die Stadt mit Leben füllt. Vom Binnenhandel allein kann der Einzelhandel nicht leben.“ Und es stimmt: Seitdem in der Innenstadt wieder etwas geboten wird, füllen sich Cafés und Geschäfte mit zahlreichen Gästen, die die Kurstadt entdecken.

Baden-Baden – stark abhängig vom Tourismus

Vickermann: „Ohne Tourismus könnten die meisten Geschäfte nicht existieren. Am schönsten ist es natürlich, wenn unsere Gäste übers Wochenende in der Stadt bleiben. Dann gehen sie auch einkaufen. Durch die klassischen Tagesgäste profitieren wir eher wenig.“

Der Welterbe-Titel zieht Gäste an

Und natürlich freut sich der Chef des BBI, der in seiner Schuhwerkstatt nicht nur Maßschuhe anfertigt, sondern seit Wochen ehrenamtlich Schuhreparaturen für die Flutopfer vom Ahrtal durchführt, dass Baden-Baden nun Welterbe der UNESCO geworden ist. „Das wird unsere Stadt sicherlich beleben. Ich sehe das komplett positiv, auch weil es uns bei der Vermarktung der Stadt sehr helfen wird. Das Welterbe hat eine Signalwirkung: Gäste werden kommen, um die Stadt und ihre Kultur zu erkunden. Das heißt, sie werden länger bleiben – und wenn sie länger bleiben, gehen sie auch einkaufen.“

Ein neuer Web-Auftritt für Baden-Badens Einzelhändler

Vickermann ist keiner, der auf Dinge wartet – er treibt sie voran. Dank seines Engagements haben die Baden-Badener Geschäfte, die Mitglieder des BBI sind, nun eine neue Präsenz im Internet, um die Shopping-Vorzüge der Stadt ins schönste Licht zu setzen: be-baden-baden.de.

„BE! BADEN-BADEN haben wir für den Einzelhandel kreiert“, erklärt er. Zu entdecken gibt es neben Mode-Boutiquen auch Juweliere, Cafés und vieles mehr. „Wir stehen aber nicht in Konkurrenz zur BBT“, hebt der Geschäftsmann hervor, „und wir sind keine Werbeplattform für Kunstausstellungen oder ähnliches. Wir fokussieren uns ganz klar auf den Handel.“

Via Instagram shoppen

Passend zur Website wird es auch einen Instagram-Kanal geben. Wenn ein Einzelhändler dort etwa ein Poloshirt zeigt, können Kauflustige durch Anklicken des Fotos direkt zu einem Onlineshop gelangen und das Oberteil kaufen. Vickermann will mit dieser Möglichkeit Einzelhändler an die Hand nehmen, die bislang noch nicht im Internet präsent sind, geschweige denn E-Commerce betreiben.

Infos über Late-Night-Shopping und mehr

„Wir haben einige Mitglieder beim BBI, die keine eigene Homepage haben. Sie werden nun auf unserer Seite im Internet präsentiert. Wir werden die Seite ständig weiterentwickeln, es wird immer wieder neue Fotos in einer Handschrift geben“, verspricht Vickermann. Auch tagesaktuelle News wie verkaufsoffene Sonntage oder Late-Night-Shopping sollen künftig darüber kommuniziert werden.

Fotos: Ben Becher/FBB-Archiv