Ein Bürgerfest als Welterbe-Feier

03Dezember
2021

Gute Nachrichten kann man in diesen Tagen brauchen – die Tatsache, dass an Pfingsten 2022 unser neuer Welterbe-Titel in Baden-Baden mit einem Bürgerfest gefeiert werden soll, ist eine solche. Doch es gibt aus den Reihen der FBB auch Kritik am bisher fehlenden Engagement für unser Thermalwasser.

Am 24. Juli fiel die Entscheidung: Baden-Baden erhielt an diesem Samstagnachmittag, zusammen mit zehn anderen Kur- und Thermalstädten in Europa den Weltkulturerbe-Titel: „Great Spas of Europe“, das macht was her. Einige Bürger waren bei der Übertragung der Jury-Entscheidung an der Konzertmuschel im Juli mit dabei. Und mit der ersten Freude floss so mancher Tropfen Sekt und Champagner. Keine Frage: Der Welterbe-Titel begeistert die meisten Baden-Badener. Und er wird der Stadt viele Vorteile bringen, Stichwort Tourismus.

Ein Fest an Pfingsten

Am 4. und 5. Juni soll nun, sofern die Pandemie bis dahin eingedämmt ist, ein Bürgerfest in der Stadt stattfinden. Dann soll auch die offizielle Urkunde der Unesco übergeben werden. Die Idee, alle Bürger an diesem Erfolg teilhaben zu lassen, ist gerade in Zeiten wie diesen ein Lichtblick. Jahrelang um die Bewerbung gekümmert hat sich Lisa Poetschki, die im Rathaus die Stabsstelle Welterbe-Bewerbung und Stadtgestaltung inne hat. Sie informierte im Gemeinderat am vergangenen Montag zum Thema.

Besucherzentrum in der Trinkhalle?

Was bedeutet Welterbe? Welche Elemente Baden-Badens sind dafür maßgeblich? Eine Pop-up-Ausstellung auf der Fieserbrücke hat dazu bereits informiert – doch es braucht einen festen Ort, um interessierte Bürger und Gäste dieses wichtige Thema näherzubringen. Nun denkt man bei der Stadt darüber nach, das Besucherzentrum in der altehrwürdigen Trinkhalle unterzubringen. Dafür wird die Stadt durch eine Studie überprüfen, ob dies gewährleistet werden kann. Über diese Entscheidungen freuen kann sich Prof. Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB: Er hatte die Trinkhalle schon früh als idealen Ort hierfür genannt.

Viele Projekte stehen an

Von Anfang an war klar, dass sich die elf gewählten Welterbe-Städte eng zusammenschließen wollen. Deshalb möchten sie nun einen Verein gründen, samt Sekretariat, und einen gemeinsame Internet-Auftritt realisieren. Ende 2022 müssen die „Great Spas of Europe“ der Unesco dann auch schon einen Zustandsbericht über ihre Städte vorlegen. Denn: Mit dem Titel geht auch die Verpflichtung einher, das Welterbe zu schützen. Der Welterbe-Titel wird Baden-Baden und den weiteren zehn Städten viel Aufmerksamkeit in der ganzen Welt bringen – und Touristen anziehen. Aus diesem Zweck wollen die Städte gemeinsam an Tourismuskonzepten arbeiten.

Bei aller Euphorie gibt es aber auch Kritik

Heinrich Liesen wies bei der Gemeinderatssitzung darauf hin, dass die Stadt das Thema Thermalwasser bislang sträflich vernachlässigt habe. Und er drückte es drastisch aus: „Es gibt keine Badeärzte mehr bis auf eine Kollegin. Die Bäderstadt Baden-Baden ist eigentlich tot.“ Es sei nicht möglich, Gäste in der Badekultur zu behandeln. Und er wünsche sich, dass dazu „bald Visionen und Projekte vorgestellt werden“ und auch „Projekte, die von außen kommen, diskutiert und angenommen werden.“ Vielleicht wird die Stadt dann wieder das, was sie einmal war: die Sommerhauptstadt Europas.

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