„Ich bleibe meiner Linie treu“

22März
2022

Bettina Morlok bewirbt sich um das Amt der Oberbürgermeisterin. Was erhofft sie sich vom zweiten Wahlsonntag? Ein Interview.

Frau Morlok, am 13. März bekamen Sie fünf Prozent Stimmen von der Wählerschaft. Sie werden auch am 27. März antreten, um OB zu werden. Was werden Sie tun, um die Wähler von Ihnen in der noch verbleibenden Zeit zu überzeugen? 

Bettina Morlok: „Ich habe aus privaten Gründen erst spät mit meinem Wahlkampf angefangen. Viele Menschen sind erst so richtig durch die Kandidatenvorstellung im Kurhaus auf mich aufmerksam geworden. Ich bleibe meiner Linie treu und werde weiterhin keinen lauten Wahlkampf machen. Ich bin in allen Stadtteilen unterwegs, spreche die Bürgerinnen und Bürger an und verteile meine Broschüre mit meinem Programm bzw. Ideen. Damit sie gezielt auf mich zukommen können, habe ich meine Termine auf meiner Internetseite www.bettina-morlok.de und über die Presse bekanntgegeben. Viele Bürger sprechen mich auf der Straße an. Die Diskussionen sind sehr bereichernd. Schon wegen der vielen guten Gespräche hat sich der Wahlkampf gelohnt. Ich habe unsere Stadt durch diese Gespräche nochmals anders kennengelernt. Ich mache auch Hausbesuche, damit mich die Bürger persönlich kennenlernen. Ich denke, gerade der persönliche Kontakt ist wichtig. Die Bürgerinnen und Bürger müssen überzeugt sein, dass ich für sie als Oberbürgermeisterin da bin. Und das bin ich auch. Ich mag Menschen, ich kann zuhören. Das werde ich auch als Oberbürgermeisterin weiterhin machen. Bei einem Spaziergang durch die Stadt lernt man mehr als hinter dem Schreibtisch. Da ich fleißig bin, werde ich beides machen.“

Wie beurteilen Sie den Wahlkampf Ihrer Mitbewerber?

Bettina Morlok: „Sie sehen ja, dass ich einen ganz anderen Wahlkampf mache. Keine Rosen, keine Musik, keine marktschreierischen Plakate, keine Luftballons. Ich setze auf Inhalt. Hören Sie sich doch mal das ein oder andere Interview eines Mitbewerbers an. Meistens sind das nur Worthülsen oder im besten Fall wird eine Antwort gegeben, die nicht auf die Frage passt. Ich setze auf Inhalt. Deshalb habe ich Anregungen zu verschiedenen Themen in einer Broschüre skizziert. Bei den anderen Kandidaten vermisse ich das. Die Aktion von Frau Böhlen war eine Posse. Ich verstehe nicht, wie man einem Parteikollegen so in den Rücken fallen kann.“

Welche Reaktionen gibt es seitens der Bürger auf Sie?

Bettina Morlok: „Zu 99 Prozent positiv. Nur ganz wenige winken ab. Ich denke in der Zwischenzeit ist den Bürgerinnen und Bürgern klar, dass unternehmerischer Geist im Rathaus gefragt ist. Wir müssen viel Bereiche effizienter führen, damit wir die vielen sozialen Themen, die eine Stadt unbedingt erfüllen muss, auch finanzieren können. Dazu gehören insbesondere Vereine, Freizeitmöglichkeiten für die Jugendlichen und Erwerb von Grundstücken, damit wir für Familien mit Durchschnittseinkommen auch schönen Wohnraum schaffen können, Kultur und, und, und. Dafür ziehe ich dann gerne bei Baustellen die Zügel an und spare Geld für die Stadt. Ein großes Thema in den Gesprächen ist auch die Unzufriedenheit der Bürger mit der Verwaltung, die ihnen bei Anträgen vom Pass bis hin zu Bauanträgen nur Steine in den Weg legt. Viele vertrauen in mich, dass ich die Stadt wieder als Dienstleister für uns ausrichten kann. Der Bürger muss wieder König sein.“

Mit welchem Ergebnis rechnen Sie am 27. März?

Bettina Morlok: „Ich hoffe zunächst einmal auf eine größere Wahlbeteiligung. Die Oberbürgermeisterwahl wie die Gemeinderatswahl geht uns ja sehr direkt an. Wie die Wahl letztendlich ausgeht, ist eine ganz schwierige Frage, nachdem Frau Mergen nicht mehr kandidiert. Eigentlich müsste es ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben. Die Wählerinnen und Wähler, die Frau Mergen gewählt haben, können eigentlich nicht Herrn Kaiser oder Herrn Späth wählen. Insbesondere auch nachdem jetzt auch in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist, wie Herr Späth seinen Wahlkampf finanziert und das er seinen Wahlkampf eigentlich nicht selbst steuert, sondern im Hintergrund bestimmte Leute komplett alles dirigieren. Eigentlich werden die Bürgerinnen und Bürger nicht Herrn Späth wählen, sondern die Hintergrundmänner, die weiterhin die Zügel in der Hand halten werden. Herr Späth weiß ja als Muggensturmer sehr wenig über unsere Stadt und wird seine Sponsoren auch weiterhin zu Rate ziehen.“

Was haben Sie bislang aus dem Wahlkampf und den Begegnungen mit den Bürgern dieser Stadt gelernt?

Bettina Morlok: „Sehr viel: Die Bürgerinnen und Bürger haben die gleiche Ansicht über die Stadt wie ich. Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor, muss aber in Einklang mit unseren Wünschen gebracht werden. Wir schätzen die touristischen Einrichtungen als Bürger ebenso, wie Museen, Festspielhaus, Theater, Parks und schicke Geschäfte, brauchen aber auch die Dinge des täglichen Bedarfs wie Kindergartenplätze, gut ausgestattete Schulen, Gaststätten in normalem Preisniveau, Einzelhandel für den täglichen Bedarf. Da können wir uns von Bühl etwas abschauen. Sicherheit und Sauberkeit ist ein Thema. Meines Erachtens wird sich das aber durch verschiedene Maßnahmen ganz schnell lösen lassen. Energie und Klima ist ebenfalls ein Thema bei den Bürgern. Das habe ich bisher gar nicht so extrem betont. Ich habe mich bei diesem Thema immer zurückgehalten, weil ich befürchtet habe, dass ich die Bürgerinnen und Bürger mit meinem Detailwissen langweile. Das Thema ist aus Klimaschutzgründen sehr wichtig, aber auch weil uns Energie so langsam richtig an den Geldbeutel geht. Wir müssen hier unsere Stadtwerke richtig aufstellen und Mieter sowie Immobilienbesitzer unterstützen.

Das Schönste für mich ist aber, dass die Bürger ihre Stadt lieben und deshalb eine Veränderung zum Guten wollen. Den Bürgerinnen und Bürgern geht es also wie mir. Das ist ja der Grund, warum ich als Oberbürgermeisterin antrete. Ich möchte unsere Stadt wieder schöner machen. Gemeinsam mit den Baden-Badenern will ich die Frage beantworten, wie Baden-Baden 2040 aussehen soll und daraus ein tragfähiges Zukunftskonzept erarbeiten, das wir Stück für Stück realisieren. Mich hat auch ein Gespräch mit dem Jugendforum diese Woche sehr beeindruckt. Das Jugendforum spricht auch von einem Gesamtkonzept, das von ÖPNV über Freizeitmöglichkeiten bis hin zu Ausbildungsplätzen, das sie der Stadt vorgelegt hat. Selbst die Jugendlichen haben erkannt, dass man einen runden Plan braucht, alles von A-Z durchdenken muss, bevor man etwas realisiert.“

Was wünschen Sie sich für die Zukunft unserer schönen Stadt?

Bettina Morlok: „Ein Stadtoberhaupt, das die Stadt kennt und fühlt, das gemeinsam mit den Bürgern und dem Gemeinderat ein tragfähiges Zukunftskonzept in allen Facetten entwickelt. Unsere Stadt ist ein Juwel, das wir an vielen Kanten noch schleifen müssen, damit es wieder strahlt.“

Foto: Bettina Morlok