Ein Plädoyer für einfache Sprache – auch in der Kommunalpolitik

11November
2024

Einfach Klartext reden und schreiben – das ist schwerer als man denkt. Gerade in der Politik herrscht oft eine verklausulierte Sprache. Sie schreckt die, die sich informieren oder mitentscheiden wollen, oft ab. Hat das Methode? Cornelia Mangelsdorf plädiert für eine einfache Sprache, die alle verstehen.

Einfache Sprache ist ein Segen. Denn sie erklärt auch komplizierte Sachverhalte in simplen Worten – das „Sendung-mit-der-Maus-Prinzip“, sozusagen. Während in Deutschland sich Halb- oder Nichtwissen in der Politik oft hinter verklausulierten Begriffen und Aktenbergen versteckt, scheut man sich im Journalismus zum Glück nicht, Dinge einfach auszudrücken, frei nach dem Motto „keep it simple, stupid“. Warum auch nicht: Wenn alle verstehen, was gemeint ist, können auch alle eine Meinung bilden und mitreden. Das wäre besonders in der Politik hilfreich, wo sprachliches Gestelze oft abschreckt. Aber vielleicht ist das ja auch ganz bewusst so gemacht, damit sich weniger Menschen einmischen und nachfragen.

Sprache darf keine Barriere sein

Der Gesetzgeber hat erkannt, dass Sprache eine Barriere bilden kann. Ab Juni 2025 verpflichtet deshalb das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz Unternehmen, ihre Texte für Verbraucher auf dem B2-Sprachniveau zu verfassen. B2-Niveau bedeutet, dass die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen problemlos verstanden werden können. Es wäre zu wünschen, dass auch in der Kommunalpolitik und ihren umfangreichen Schriftsätzen die einfache Sprache einzieht. Denn: Viel bedrucktes Papier hilft nicht unbedingt dabei, die richtigen Schlüsse zu ziehen – es schreckt vor allem ab.

Verklausulierte Unterlagen können große Schäden anrichten – weil sie nicht verstanden werden oder die Leser resigniert zurücklassen. Klare Sprache ist bezifferbar: Sie erleichtert das Leben, spart Nachfragen und somit Zeit und Geld.

Die Wissenschaft liefert den Beleg

Eine Studie der Universität Hamburg offenbart ein grundlegendes Kommunikationsproblem in Unternehmen und Behörden: Rund 40 Prozent der Bevölkerung verfügen über ein Sprachverständnis auf dem B1-Niveau – das ist die größte Gruppe. Dennoch veröffentlichen Behörden wie Unternehmen Texte hauptsächlich auf dem komplizierteren C1-Niveau, das gerade einmal 5 Prozent der Menschen mühelos verstehen. Das führt dazu, dass Unternehmen und Behörden oft ihre Zielgruppen verfehlen.

Besser einfach sprechen und schreiben

Um effektive und klare Kommunikation zu gewährleisten, empfehlen Experten, Texte auf dem B1-Niveau zu verfassen, allerhöchstens auf B2-Niveau. B1-Niveau heißt: Themen werden recht einfach erklärt.

Klartext hat einen guten Effekt – alle fühlen sich mitgenommen

Untersuchungen zeigen, dass unklare Sprache in Behörden und Unternehmen Rückfragen und Fristüberschreitungen verursacht – ein teurer Fehler, der vermieden werden kann. Wer mehr dazu erfahren will: Gidon Wagner hat zu diesem heiklen Thema ein Buch geschrieben. Es heißt „Der Klartext-Effekt“ und erscheint Ende des Monats im Verlag Springer Gabler.

Einfache Bedienbarkeit für flüssiges Arbeiten

Doch wie kann man Texte einfach gestalten? KI kann dabei helfen und spezielle Tools, die auf neuen Erkenntnissen der Kommunikationsforschung basieren. Damit lassen sich Schwachstellen in Texten aufzeigen und einfache Verbesserungen in Sekundenschnelle finden. Institutionen wie die Tagesschau arbeiten schon längst mit leichter Sprache. Damit möglichst jeder die Beitrage versteht. Ich warte darauf, dass auch in der Politik die leichte Sprache einzieht. Weil sie demokratischer ist.

Hinweis: Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im FBB Newsletter und auf der Website nur die männliche Form verwendet. Diese Form versteht sich explizit als geschlechtsneutral.

Foto: Freepic