„Bildung darf auf keinen Fall vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein“

06Juni
2024

Er setzt sich für die Abschaffung der Kosten für Kitas und mehr ein und belegt anhand von Beispielen, dass dies bereits in Deutschland praktiziert wird: Interview mit einem Kämpfer für die gute Sache – Martin Ernst, Gründer der FBB.

Herr Ernst, Sie sind vor zehn Jahren zum ersten Mal mit der FBB zur Kommunalwahl angetreten und erhielten auf Anhieb vier Sitze. Seit 2019 haben die Freien Bürger für Baden-Baden sieben Sitze im Stadtrat, sind drittstärkste Fraktion. Welche Themen werden Sie in den nächsten fünf Jahren voranbringen?

Martin Ernst: „Baden-Baden wurde uns von unseren Vorfahren als eine wunderbare Stadt übergeben. Mit diesem Erbe gehen wir seit mindestens zwei Generationen fahrlässig um. Noch viel schlimmer, wir sind nicht mal in der Lage, dieses Erbe zu erhalten. Die Fußgängerzone, die Plätze, die Straßen und Brücken verwahrlosen immer mehr, dennoch steigen die Schulden immer weiter an. Die Stadtverwaltung und viele der verantwortlichen Gemeinderäte sind einfach nur noch ratlos, aus meiner Sicht sogar überfordert. Die Bewohner von Baden-Baden besitzen viel Kompetenz und würden gerne ihr Wissen und ihre Kreativität einbringen. Dieses Wissen bräuchte man nur anzuzapfen.
Wenn wir die entsprechenden Mehrheiten bekommen, werden wir unverzüglich die folgenden Punkte anpacken und umsetzen:
• Einlösung unserer Garantien bezüglich der Abschaffung der Kosten für die Erziehung der Kinder und Abschaffung der Grundsteuer A
• Umsetzung eines neuen Klinikums im Interesse der Stadt Baden-Baden
• Neues ganzheitliches Denken für Autos, Radfahrer und Fußgänger
• Rückkehr zu einer funktionierenden Öffentlichen Sicherheit.“

Wie kann man, ganz konkret, 5,8 Millionen einsparen, die Sie für eine kostenlose Kitabetreuung haben wollen?

Martin Ernst: „In Rheinland-Pfalz und im Stadtstaat Berlin sind die Nutzung von Kita, Kindergarten und Schulkosten für die Familien kostenfrei. Der Stadtstaat Berlin produziert jedes Jahr ein operatives Minus von mehreren Milliarden Euro, die über den Länderfinanzgleich insbesondere von den Südländern Baden-Württemberg und Bayern aufgefangen werden. Ich kann nicht nachvollziehen, warum wir Baden-Württemberger die Kostenfreistellung der Berliner Familien finanzieren sollen. Ich sehe es sogar als unsere Pflicht an, auch die jungen Familien in Baden-Württemberg von sämtlichen Kosten der Kindererziehung freizustellen. Bildung darf auf keinen Fall vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein.“

Was ist das Alleinstellungsmerkmal der FBB?

Martin Ernst: „Fast alle politischen Gruppierungen erhalten Weisungen von Brüssel, Berlin oder Stuttgart. So sind in Baden-Württemberg die aktuellen Regierungsparteien Die Grünen und die CDU. Die CDU fordert auf Landesebene 1.000 Windräder im Bundesland Baden-Württemberg, die CDU hier in Baden-Baden wehrt sich dagegen. Wem will oder soll man jetzt noch glauben? Wir von der FBB sind unabhängig von den Ansagen aus Brüssel, Berlin oder Stuttgart. Wir agieren nur zum Wohle unserer Stadt.“

Inwiefern hat sich die FBB in den letzten zehn Jahren gewandelt/weiterentwickelt?

Martin Ernst: „Ein Großteil unserer Kandidaten stellt am Ende des Berufslebens die gewonnene Lebens- und Berufserfahrung unserer Stadt zur Verfügung. Aus unseren Anfängen vor zehn Jahren ist dadurch eine gewaltige Bürgerbewegung geworden.“
Die FBB hat immer mehr Zulauf, aber es gibt auch Kritik. Ist es richtig, dass die FBB eine Initiative von Millionären ist, wie ein Gemeinderatsmitglied der CDU behauptete?
Martin Ernst: „Frau Mangelsdorf, ich habe bisher noch nicht gehört, dass das Wort Millionär ein Schimpfwort ist. Selbstverständlich kann jeder von uns auch das Geld für Urlaube, Autos und andere schöne Dinge des Lebens ausgeben. Auch ich überlegte mir vor zehn Jahren, wo ich meinen Lebensabend verbringe. Zwei meiner drei Töchter und vier meiner sieben Enkelkinder wohnen in Baden-Baden. Der FBB und mir geht es allein darum, Baden-Baden wieder zum Blühen zu verhelfen. Das kann die FBB nicht allein. Auch hier gilt unser Wahlslogan: Zusammen schaffen wir´s.“

Sie sind seit Jahrzehnten glücklich verheiratet, haben eine große Familie, die viel und gern Zeit miteinander verbringt. Was hält eine Familie zusammen?

Martin Ernst: „In jeder Gemeinschaft gibt es Höhen und Tiefen, selbstverständlich auch in einer Ehe. Eine Familie hält dann zusammen, wenn die Eltern ihren Kindern vorleben, wie man zusammen die Tiefen meistert.“

Obwohl Sie schon eine 7 im Geburtsalter haben, gehen Sie sechs Tage die Woche ins Büro und packen ehrenamtlich mit unglaublicher Kraft die Probleme in unserer Stadt an. Wie tanken Sie auf?

Martin Ernst: „Ich mache jedes Wochenende einen längeren Spaziergang in unserem Schwarzwald und tanke Sauerstoff und genieße die unberührte Natur – hoffentlich den Rest meines Lebens ohne Windräder.“

Gibt es für Sie einen ganz persönlichen Traum, den Sie sich gern erfüllen würden?

Martin Ernst: „Zusammen mit den Bürgern unsere Stadt Baden-Baden wieder erblühen zu lassen.

Hinweis: Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im FBB Newsletter und auf der Website nur die männliche Form verwendet. Diese Form versteht sich explizit als geschlechtsneutral.

Foto: FBB Archiv