Neues vom Geisterschloss

11Februar
2019

Knapp 16 Jahre ist es her, dass das Haus Baden das Neue Schloss an eine kuwaitische Firmengruppe verkaufte. Selten ist das Schicksal einer einst herrschaftlichen Immobilie so traurig und dramatisch verschleppt worden wie in diesem Fall. Eine Ortsbegehung.

Es ist ein jämmerlicher Anblick: Die einst so noblen Mauern – sie sehen nicht mehr stolz und strahlend aus. Der Verfall nagt arg an der Fassade. Dort oben, über der Stadt, ist Baden-Baden so romantisch wie fast nirgendwo. Die Lage – ein Traum.

Vom Traum zum Alptraum

Wäre da nicht der Alptraum eines Prachtbaus, der vor sich hin gammelt. Er ist von allen guten Geistern verlassen. Von den hohen Mauern bröckelt der Putz, die Fenster in den Dachgauben sind mit schwarzer Plastikfolie und Brettern zugenagelt. Das Efeu am Geländer wirkt nicht verspielt, sondern einfach nur ungepflegt. Im Innenhof ein aufgetürmter Berg Erde, über den schon Gras gewachsen ist. Eine schöne Treppe und Pflanzen in Kübeln erzählen von einer Vergangenheit, wo Menschen im Neuen Schloss gefeiert haben. Man kann sich vorstellen, wie prächtig das alles mal war! Doch nun regieren Eiseskälte und Schweigen.

Ein herrschaftlicher Sitz ohne Leben

Wer die Stefanienstraße hinunterfährt Richtung Sonnenplatz, blickt unwillkürlich hinauf auf den Florentinerberg. Die Gegend um den Marktplatz und die Aussichtsterrasse oben am Neuen Schloss – prägend für unser Stadtbild. Hier wünscht man sich mehr Leben! Jeder Mensch, der nur einen Funken Sinn für Ästhetik in sich spürt, sehnt herbei, dass das Neue Schloss wieder ein Ort wird, in dem Menschen ein- und ausgehen, in dem flaniert, gelacht, getanzt und getafelt wird!

Vision: ein Anziehungspunkt für alle

Die FBB setzt sich von Anfang an dafür ein, dass unserem Wahrzeichen eine würdige Existenz verliehen wird. Und mit würdig ist kein Luxushotel gemeint, das wieder nur eine kleine elitäre Gruppe Menschen anzieht – sondern alle Baden-Badener Bürger und auch die Tagesgäste der Stadt. Es muss wieder eine Diskussion darüber in Gang kommen, bei der Bürger, Vereine und alle Parteien darüber diskutieren, was man mit diesem für die Stadt so bedeutsamen Schloss machen könnte. Es könnte ein belebtes, offenes Denkmal werden, Anziehungspunkt für Bürger und Tagesgäste der Stadt. Das gilt auch für den wunderbaren Schlosspark.

Neue Hotelpläne im Frühjahr

Seit rund 15 Jahren hat die kuwaitische Investorin nun Pläne für das Neue Schloss –die fern jeglicher Realität sind und die die Bürger der Stadt auch nicht einbeziehen. Ihre Idee, im denkmalgeschützten Schloss 142 Luxus-Hotelzimmer unterzubringen sowie den Schlosspark mit privaten Luxuswohnungen zu bebauen, war abgelehnt worden.

Bewegung in die Sache könnte nun aber bald wieder kommen. Seitens der Stadt, so hört man, empfehle man der Schlossbesitzerin Fawzia al-Hassawi einen Verkauf der Immobilie. Und man würde ihr dabei sogar beratend zur Seite stehen. Doch das Unternehmen, das die Investorin in Deutschland vertritt, hat angekündigt, im ersten Quartal überarbeitete Pläne für den Hotelbau vorzulegen. Man wolle sogar mit der Öffentlichkeit diskutieren, wie man die ehrwürdigen Mauern nutzen könne. Schön wär’s. Doch das Vertrauen ist empfindlich gestört – es klingt wie ein Märchen.