Neues Schloss: Monopoly ohne Spieler?
27August
2018
Es tut sich nichts beim Neuen Schloss. Es ist wie im Märchen: das Neue Schloss wird zunehmend zum verwunschenen Schloss, in dem die Spinnen ihre Netze weben. Das wollen die Freien Bürger für Baden-Baden (FBB) ändern: die FBB will unser Neues Schloss für Baden-Baden retten.
Die bleierne Stille um das Neue Schloss scheint erdrückend. Nichts tut sich. Es scheint, als ob unser wichtigstes Kultur- und Geschichtsdenkmal langsam aus dem Bewusstsein der Bürger Baden-Badens verschwinden würde. Dach drauf, Ende, fertig. Und es sieht so aus, als ob genau dieses auch beabsichtigt wäre: die Taktik auf allen Seiten heißt wohl Aussitzen, Totschweigen, bloß nicht drüber reden. Aber das wird mit der FBB niemals funktionieren: die FBB kämpft für eine würdige Existenz des Neuen Schlosses. Und das heißt: es muss eine vernünftige Funktion für das Schloss gefunden werden, eine Funktion, die nicht beim Luxushotel endet, das niemand mehr will. Vielleicht nicht einmal mehr die Eigentümerin.
Manchmal kommt einem das Geschehen rund um das Neue Schloss vor wie ein Monopoly-Spiel, nachdem die Spieler fort gerannt sind und frustriert die Karten fortgeworfen haben. Dabei ist dieses Schloss das wichtigste Bauwerk einer Stadt, die Weltkulturerbe werden will. Das ist so, wie wenn Potsdam sein Schloss Sanssouci verleugnen oder vergammeln lassen würde und den Park von Sanssouci zur Verbotszone erklären würde, die niemand betreten darf.
Auf Antrag der FBB stimmte der Gemeinderat vor einiger Zeit darüber ab, dass der Bebauungsplan für das Luxushotel und den so genannten Stützbau (im Schlosspark) aufgehoben wird. Der Gedanke dahinter: wenn der Bebauungsplan sowieso seit Jahren nicht realisiert wird, dann machen wir uns doch mal alle ehrlich und denken über neue, andere und vor allem bessere Pläne nach. Doch CDU, Freie Wähler, SPD und die Grünen waren dagegen. Die Mehrheit wollte weiterhin darauf warten, dass die Schlossherrin aus dem Morgenland, die sich hinter einem anonymen Firmengeflecht versteckt, ihren Eigentümerpflichten nachkommt. Man hatte Angst vor (unbegründeten) Schadenersatzansprüchen der Schlossherrin. Aber die baut nicht und stellt sich tot. Sie kann (oder will) keine Ideen für ihr Neues Schloss entwickeln. Genauso wie die Rathausmehrheit in Baden-Baden mit der Oberbürgermeisterin an der Spitze: alle wollen das Problem Neues Schloss aussitzen. Nur die FBB will Bewegung in das Monopoly um das Neue Schloss hineinbringen und die Karten neu mischen. Was nützt uns denn ein Spiel ohne Spieler?
Rettet das Neue Schloss! So lautete der Schlachtruf, mit dem die FBB ihren Wahlkampf vor 4 Jahren startete. Warum? Die FBB war von Anfang an überzeugt, dass Abwarten dem Neuen Schloss nicht hilft, dass Bewegung notwendig ist. Die FBB wollte und will das wichtigste Gebäude Baden-Badens retten. Und zwar dadurch, dass man zusammen (alle Bürger, alle Vereine, alle Parteien) darüber diskutiert, was man mit diesem historisch so wichtigen Schloss eigentlich anfangen könnte. Vieles ist denkbar. Beispielsweise ein Museum, eine Hochschule oder ein Verwaltungsgebäude, jeweils kombiniert mit Restaurants – alles das könnte das Neue Schloss für Baden-Baden sein. Ein offenes Denkmal und ein repräsentatives Zentrum der Stadt, Anziehungspunkt für Bürger und Gäste der Stadt. Mit einem wunderbaren Schlosspark (den man allerdings erst wieder herrichten müsste). Es sind viele Nutzungskonzepte denkbar – man kann sie alle diskutieren und dann mit einem neuen Eigentümer darüber entscheiden.
Aber eines geht nicht mit der FBB: das große Vergessen rund um unser Neues Schloss!
Foto: Ben Becher