PFC-Verseuchung zwischen Bühl und Rastatt: Größter Umweltskandal Deutschlands

27April
2017

Fachleute sagen: es ist der bisher größte Umweltskandal in Deutschland. Mehr als 4 Quadratkilometer – 470 Hektar Ackerland!- sind durch PFC-Schlämme vergiftet.

Das Grundwasser darunter ist ebenfalls vergiftet – und es breitet sich weiter aus, Richtung Norden, unterirdisch. Es ist der größte Umweltskandal der Bundesrepublik – seine Beseitigung würde Milliarden kosten, die niemand ausgeben will.

Am Anfang war PFC nur eine harmlose Abkürzung, die niemand verstand, so wie wenn es sich um irgendwelches banales Plastik handeln würde. War es nicht. Es handelte sich um ein unbekanntes Gift. Nach und nach erfuhr man, was passiert war: eine Entsorgungsfirma hatte (vielleicht versehentlich) Klärschlamm aus der Produktion von Recycling-Papier als Dünger auf den Äckern zwischen Bühl und Rastatt aufgebracht. Was davon legal war, ist umstritten.

Unklar ist nach wie vor, was PFC eigentlich ist, bzw. wie gefährlich das Zeug eigentlich ist. Es sind nämlich zusammengenommen rund 800 verschiedene Substanzen. Sie zerfallen oder verrotten nicht, sie bleiben. Sie sind, wie Chemiker bewundernd sagen: unglaublich stabil. Und sie sind auch noch wasserlöslich.

Nun ist dieses PFC im Boden, sickert langsam, unendlich langsam ins Grundwasser und „fließt“ sozusagen mit dem Grundwasser langsam Richtung Rhein und weiter in die Nordsee. Inzwischen gibt es PFC sogar am Nordkap. Man hat die Substanzen in kleinen Mengen im Eisbären gefunden.

Das ist gewissermaßen die Situation.

Wen betrifft der PFC-Skandal?

* In erster Linie die Landwirte: ihr Boden ist dauerhaft vergiftet. Drumherum-Reden hilft wenig: wollen Sie etwa Erdbeeren oder Spargel mit einer PFC-Zugabe? Die Behörden machen „Monotoring“, prüfen, ob die Ernten für Menschen noch genießbar sind. Weil aber niemand die Wirkungsweise der 800 verschiedenen PFC-Substanzen kennt, gibt es bisher noch keine wissenschaftlichen Grenzwerte. Das heißt: Essen dieser „Früchte“ ist eine Art russisches Roulett für die Verbraucher. Wer isst, der testet Gift mit einer extremen Langzeitwirkung. Kann auch sein, Sie überleben das.

Die Landwirte aber brauchen Hilfe, und zwar dringend und schnell.

* Dann die Wasserversorger (Wasserwerke): Ihre Brunnen saugen kontaminiertes Wasser an, soweit sie sich aus Grundwasser versorgen.

* Und wir alle sind betroffen, soweit wir Verbraucher sind. Was ist mit unseren Märkten? Wie sicher sind die angebotenen Salate und Gemüse? Was ist mit den Erdbeerflächen?

Klar ist, dass der Skandal nicht „beseitigt“ werden kann. Aber Kleinreden hilft auch nicht, zumal die meisten wissenschaftlichen Details rund um PFC noch überhaupt (noch) nicht erforscht sind. Man versucht das, aber das dauert. Und der Ausgang ist ungewiss.

In Baden-Baden will man das Zeug aus dem Wasser herausfiltern. Und dann? Dann schmeißen wir es unserem Nachbarn zurück über den Zaun. Wir leiten den herausgefilterten Mist in den Sandbach zurück, und der fließt über Umwege in den Rhein.

Das muss aufhören!

Das ist Brunnenvergiftung beim Nachbarn!

Die Versuche mit PFC-verseuchtem Trinkwasser sind verantwortungslos.Niemand weiß, welche Folgen das für die Verbraucher hat. Wir haben (jedenfalls in Baden-Baden) genug Trinkwasser aus sicheren Gebieten, z. B. unserem oberen Wald. Auch die Menschen in der Weststadt, Sandweier und Oos haben ein Recht auf sauberes, unkontaminiertes Wasser. Und zwar sofort, und nicht später.

Und die Landwirte?

Sie müssen voll entschädigt werden. Das heißt: die vergifteten Flächen muss der Staat aufkaufen und sehen, was er damit anfangen kann (das Land hält sich bisher völlig raus und will gar nichts entschädigen!). Man darf die Landwirte nicht allein lassen! Sie haben unseren Ämtern vertraut, die eben nicht aufgepasst haben.

Der Schaden geht in die Milliarden.

Was sofort geschehen muss:

* kein Verkauf von kontaminierten Ernten

* kein Trinkwasser aus PFC-verseuchtem Grundwasser

* Aufkauf (Verstaatlichung) der vergifteten Flächen, und zwar zu fairen Preisen.

Foto: Ben Becher