Agri-PV: Wein und Strom gleichzeitig ernten
03März
2023
Auf ein und derselben Fläche Wein und Strom produzieren: Das geht. Die sogenannte Agri-PV ließe sich auch in unserer Region umsetzen.
Eines ist jetzt schon klar: Allein mit Windenergie ist die Energiewende nicht zu schaffen. Photovoltaik wird vor allem in Regionen, in denen weniger der Wind bläst, eine wichtige Rolle spielen. Doch wo sollen die Anlagen aufgebaut werden? Fruchtbares Ackerland oder Bauflächen scheiden hier aus.
Agri-PV: Ein neuer Weg
Die Befürworter der sogenannten Agri-PV schlagen hier eine Lösung vor: Diese macht die gleichzeitige Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und die Solarstromgewinnung möglich. Wie? Durch den Einsatz von lichtdurchlässigen Solarmodulen, die mindestens zwei Meter über dem Boden installiert werden. Darunter können Weintrauben wachsen, Himbeeren, Kräuter, Kartoffeln und viele andere Sorten.
Ein riesiges Potenzial, das es zu heben gilt
Das renommierte Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme sieht hier ein riesiges Potenzial. Wenn nur zehn Prozent der Agrarflächen für den gleichzeitigen Einsatz von PV-Anlagen genutzt würden, könnte die Solarstromkapazität in Deutschland mehr als verdreifacht werden. Experten haben berechnet, dass etwa vier Prozent der landwirtschaftlichen Böden Deutschlands ausreichen, um den gesamten Strombedarf des Landes mit Agri-PV zu decken.
Große Versuchsfläche an einer Hochschule
Dieses Konzept ist noch jung und wird weiterhin erprobt. So sind etwa Hochschulen eingebunden, die Versuchsanlagen betreiben. So etwa an der Hochschule Geisenheim. Auf der dortigen Anlage mit einer Fläche von über 1.500 Quadratmeter befindet sich die erste Versuchsanlage für den Weinbau. Noch liefert die Anlage keinen Strom, allerdings nur wegen eines fehlenden Trafos. Laut der Hochschule soll der gewonnene Strom deshalb in einen mobilen Akku gespeist werden. Die PV-Module dort sind beweglich und können dem Lauf der Sonne folgen. So kann möglichst viel Sonnenlicht eingefangen werden.
Pro und Contra für den Wuchs unter den PV-Modulen
Wie sich nun die Installation der Anlage auf den darunter befindlichen Wein auswirkt, muss noch erforscht werden. Klar ist, dass durch die Module weniger Sonnenlicht auf die Reben fällt, was sich auf Ertrag und Qualität des Weines auswirken könnte. Gleichzeitig bieten die PV-Module über den Reben auch einen Schutz, etwa vor Hagel, Frost oder auch Sonnenbrand.
In Asien und auch in Frankreich ist man weiter
Noch steckt die Agri-PV in den Kinderschuhen, auch wegen Auflagen beim Bebauungsplan. In China hingegen wird diese Art der Energieerzeugung beschleunigt. Laut faz.net werden weltweit über Agri-PV 14 Gigawatt produziert – China erzeugt davon 12. Auch in Südkorea und Japan bekommt das Thema durch Förderprogramme den nötigen Schub. In Europa sei Frankreich der Vorreiter. Bleibt zu hoffen, dass Regionen wie Baden, die Pfalz oder die Mosel sich nun ebenfalls aufmachen, Agri-PV über Rebflächen zu testen.
Foto: pixabay.com