Weltkulturerbe Baden-Baden: FBB-Stadtrat Prof. Liesen berichtet
14Februar
2025
Wie gehen wir mit unserem „Weltkulturerbe“ um – FBB-Stadtrat Prof. Heinrich Liesen war bei der Auftaktveranstaltung im Rathaus am 11. Februar dabei und hat eine klare Meinung.
Am 24. Juli 2021 feierte Baden-Baden die Auszeichnung der „Great Spas of Europe“ zum UNESCO Weltkulturerbe. Auf Augenhöhe mit der Akropolis und dem Machu Picchu – daraus müsste sich doch auch Kapital für Baden-Baden schlagen lassen, war damals der Tenor in der Bürgerschaft. Aber was ist seitdem tatsächlich passiert? Ein paar Infosäulen wurden aufgestellt, u.a. auf der Dauerbaustelle Fieserbrücke, und in der Stadtverwaltung entbrannten intensive Reisetätigkeiten zu den anderen „Great Spas of Europe“, um sich selbst zu feiern. Aber wir Baden-Badener Bürger, die, wenn es nach den Statuten der UNESCO geht, mit diesem Erbe verantwortlich umgehen sollen, blieben außen vor.
Jetzt endlich, knapp vier Jahre später kommt Bewegung in die Sache. Ein Informationszentrum Welterbe (Arbeitstitel: WIZ) soll entstehen und zwar im LA8, das die Grenke-Stiftung der Stadt dafür 10 Jahre lang mietfrei überlassen will. Unter dem Motto „Wir sind Welterben“ waren die Bürger am 11. Februar zum ersten Mal eingeladen, die Vorstellungen der Stadtverwaltung zu besichtigen und auch eigene Ideen einzubringen. Aber vom „Zauber des Neubeginns“ (Hermann Hesse) war wenig zu spüren. Obwohl seit der Auszeichnung dreieinhalb Jahre vergangen sind, dämpften der Oberbürgermeister und Bürgermeister Wieland bereits in ihren Eröffnungsansprachen die Erwartungen. Neben der noch nicht geklärten Finanzierung (Haushaltssperre!) liege noch ein langer Weg vor uns, so OB Späth.
FBB-Stadtrat Prof. Heinrich Liesen bedauert sehr, dass die Stadtverwaltung erst jetzt an die Öffentlichkeit tritt und nennt die Stadt Regensburg als leuchtendes Beispiel, wie es schneller gehen kann. Dort habe man bereits im ersten Jahr nach der UNESCO-Auszeichnung Fördermittel akquiriert, aus Baden-Baden hat er von derlei Aktivitäten noch nichts gehört. Trotzdem zeigt sich Liesen aber versöhnlich, viele der Verzögerungen hätten nicht die heutigen Verantwortlichen zu vertreten. „Ich bin sehr froh, dass wir den Auftrag „Weltkulturerbe“ endlich zum Leben erwecken, besser spät als nie.“
Ein Gewinn für Baden-Baden: Dr. Eva Zimmermann, die neue Welterbe-Koordinatorin
Liesen freut sich besonders darüber, dass die Stadt mit Dr. Eva Zimmermann eine echte Expertin für das Thema gewonnen hat. Erst wenige Tage ist die in Metz und Berlin promovierte Literaturwissenschaftlerin im Amt. Im Oktober 2024 hatte sie ihre Dissertation „Baden-Baden, die Sommerhauptstadt Europas“ in Baden-Baden vorgestellt. Liesen erhofft sich von Zimmermann, dass die Welterbe-Aktivitäten neben dem bisherigen Schwerpunkt „Architektonisches Erbe“ um den Schwerpunkt „Kultur“ erweitert werden. „Die UNESCO nennt es aus gutem Grund Weltkulturerbe“ betont Liesen immer wieder und ist nicht glücklich, dass die Aktivitäten im Baudezernat angegliedert sind, wo die Kultur ohnehin ein stiefmütterliches Dasein fristet.
Liesens Forderung: ein „Kulturausschuss“ in der Satzung der Stadt
„Andere Städte aus dem Kreis der Weltkulturerbe-Familie haben einen eigenen Kulturausschuss. Den brauchen wir auch in Baden-Baden, am besten ergänzt um Experten aus unseren großartigen, privat finanzierten Kultureinrichtungen,“ fordert Liesen. Er erinnert an die historische Tatsache, dass es die Familie Benazet war, die ab 1840 in der Folge der Casino-Übernahme die Musik, das Theater und die Kultur der Lebenslust nach Baden-Baden brachte und so den Ruhm von Baden-Baden als Europas Sommerhauptstadt begründete.
Liesens zweite Forderung richtet sich auch an die Baden-Badener Bürgerschaft. „Die UNESCO-Statuten verpflichten uns, mit diesem Erbe verantwortungsvoll umzugehen und es an die nächsten Generationen weiterzugeben. Deshalb ist es so wichtig, die Kinder an das Thema heranzuführen.“ Was Liesen darunter versteht, hat er mit seiner persönlich organisierten Aktion „Das Weltkulturerbe Baden-Baden: von Kindern gemalt“ eindrucksvoll gezeigt. Der Höhepunkt war die Ausstellung in der Trinkhalle vor genau einem Jahr. Liesens nächste Idee ist bereits in Arbeit. Er will die hier in Baden-Baden komponierte und Musik von Johannes Brahms, Clara Schumann, Pauline Viardot oder Franz Liszt den Besuchern näherbringen indem er sie KI-gesteuert spielerisch individuelle musikalische Miniaturen entwickeln lässt, die diese dann digital verbreiten sollen. Bei der neuen Welterbe-Koordinatorin stieß er mit damit am vergangenen Mittwoch bereits auf großes Interesse.
FBB-News wird weiter berichten.
Jan-Michael Meinecke
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