Versicherungspflicht für Narrenbäume

13Januar
2025

Versicherungspflicht für Narrenbäume - Vereinsarbeit wird durch Regelwut gelähmt

Wie ein Blitz schlug die Nachricht ein, dass zukünftig ein weiteres Brauchtum eingeschränkt werden soll: Mai- und Narrenbäume dürfen nicht mehr aufgestellt werden, wenn die Vereine strengere Regeln nicht mehr einhalten.

Die Regelungswut in Deutschland nimmt immer schlimmere Formen an, in diesem Falle ist die Stadtverwaltung Baden-Baden der Urheber. Entweder schließen betroffene Vereine eine Versicherung ab oder die Mai- oder Narrenbäume dürfen nicht mehr aufgestellt werden. FBB-Stadtrat Tommy Schindler, ein Urgestein der Lichtentaler Fasnacht, ist entsetzt:

„Wenn etwas passiert“

In letzter Zeit höre ich bei Sitzungen und Besprechungen immer wieder den Satz „Wenn etwas passiert“. Ja, das stimmt. Unfälle und Schadensereignisse sind in den meisten Fällen vermeidbar, die Folgen teuer. Aber wie können die Vereine weiterhin ehrenamtliche Arbeit leisten, wenn immer mehr Vorschriften diese einschränken? Wenn immer mehr Kosten die Vereine an die finanziellen Grenzen bringen?

Straßenfasnacht kaum noch durchführba

Die Straßenfasnacht in Lichtental hat eine lange Tradition. Doch in diesem Jahr war es knapp davor, dass sie nicht mehr stattfinden kann. Die bisherige Bühne durfte nicht mehr benutzt werden. Grund war: „Wenn etwas passiert.“

Also erkundigten sich fachkundige Vereinsmitglieder nach einer Alternative. Eine Leihbühne würde 2400 Euro kosten, was aber bei durchschnittlichen Einnahmen von etwa 600 Euro nicht machbar war. Man fand einen freundlichen Anbieter, der sie aus Kulanz für 1200 Euro aufstellen wollte, was aber immer noch zu viel war. Derselbe Anbieter war schließlich bereit, sie für 400 Euro zu verleihen, wenn der Verein sie abholt, selbst auf- und abbaut und auch wieder bringt. Eine einmalige Versicherung schlägt mit 150 Euro zu Buche. So blieben für den Verein noch 50 Euro Gewinn. Und hierfür sollen Ehrenamtliche den ganzen Tag schuften?

Sicherheitswahn zerstört Traditionen

Die Reihe der Beispiele ließe sich nun beliebig fortsetzen. Einen Umzugswagen zum Fasnachtsumzug nach Oos zu entsenden, ist eine Herkulesaufgabe und mit enormem Kostenaufwand verbunden, der in keinem Verhältnis zum nur einmaligen Einsatz steht. Kuchenspenden für Veranstaltungen kann man nicht mehr einfach so annehmen. GEMA, Steuern, Gebühren, Mieten, Versicherungen, Brandschutzauflagen u.v.m. führen dazu, dass immer mehr Vereine ihre Aktivitäten einschränken.

Wie geht es nun mit den Bäumen weiter?

Die neue Auflage wird durchgesetzt, daran wird sich wohl nichts mehr ändern. Die betroffenen Vereine laufen Sturm dagegen, aber die Verwaltung hat kaum eine Möglichkeit, einen Rückzieher zu machen. Sollte tatsächlich mal ein Schadensfall eintreten, hätte das fatale Konsequenzen für die Kommune.

Erste Vereine, wie die Varnhalter Rebschenkele schließen notgedrungen eigene Versicherungen ab und bleiben auf den ungeplanten Kosten sitzen. Aber gelöst ist das Problem damit nicht. Von Seiten der Vereine hofft man deshalb darauf, dass die Stadt eine pauschale Versicherung einrichtet und die Kosten übernimmt. Schließlich werden unsere Bürgermeister auf den gerade stattfindenden Neujahrsempfängen nicht müde zu betonen, wie wichtig das Ehrenamt für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist. Es wäre an der Zeit, dass auf lobende Worte auch Taten folgen.

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