Warten, bis der Koch kommt

26August
2024

Im Goldenen Löwen in Lichtental tut sich immer noch nichts. Die Stadt ringt immer noch darum, einen Pächter zu finden. Doch warum ist das so schwer?

Öffnung ungewiss

Geduld ist beim Löwen in Lichtental gefordert. Während ein paar Schritte weiter in der „Geroldsauer Mühle“, die gerade neunjähriges Bestehen feierte, das Leben tobt, sind die Türen in dem einst so beliebten Lokal immer noch fest verschlossen.

„Trauerbierchen“

Vor einiger Zeit trafen sich die früheren Gäste dort zu einem „Trauerbierchen“. Sie wollen ihren Löwen zurück. Seit bereits mehr als zwei Jahren ist das Lokal geschlossen. Hier traf sich ganz Lichtental. Innendrin sind mittlerweile einige Umbaumaßnahmen erledigt worden, der Brandschutz wurde auf den neuesten Stand gebracht und wesentliche haustechnische Arbeiten sind fertig.

Ein Makler soll’s richten

Doch ein Pächter ist noch nicht gefunden. Somit steht auch die Wiedereröffnung in den Sternen. Ein Makler soll beauftragt worden sein, einen Pächter zu bringen, nachdem die Gespräche mit diversen Brauereien im Sande verlaufen sind. Glücklicherweise hat sich die Stadt entschlossen, auf eigene Kosten im Löwen eine Küche einzubauen – eine Hürde weniger für den potentiellen Pächter.

Es fehlt an Personal

Aus vielen Gründen findet der sich nicht so leicht. Einer der Hauptgründe, den man von Gastwirten immer wieder hört: Es gibt kaum Personal. Das macht die Neueröffnung eines Lokals schwierig. Viele Kräfte aus der Gastronomie haben sich seit Corona auf andere Berufssparten verlegt, bei denen es ein freies Wochenende gibt und normale Arbeitszeiten. Gerade Köche sind aktuell extrem schwer zu finden.

Teure Nebenkosten

Weiterhin sind die Energiekosten gestiegen – auch das macht sich bemerkbar und es macht das Schnitzel, das gebraten wird, teurer. Doch es ist problematisch für einen Wirt, alle Kosten an den Gast weiterzugeben. Das Schnitzel soll schmecken – und bezahlbar sein. Auch die Mehrwertsteuer ist wieder in die Höhe geklettert: Wir sind wieder bei 19 Prozent angelangt. Essen gehen wird, auch wegen der anhaltend hohen Inflationsrate der vergangenen zwei Jahre, für viele zum Luxus.

Wer up to date sein will, muss mit der Zeit gehen

Der Wettbewerb ist in der Kurstadt beträchtlich: Baden-Baden ist eine beliebte Touristenstadt mit einer hohen Dichte an Restaurants und Cafés. Um sich abzuheben, braucht es ein starkes Konzept, herausragenden Service und eine gute Küche. Hinzu kommt: Die Kundenerwartungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, mit einem wachsenden Fokus auf gesunde, nachhaltige und lokale Produkte. Und die kosten ihr Geld.

Vorschriften müssen eingehalten werden

Auch viele regulatorische Anforderungen müssen erfüllt: Strenge Hygiene- und Sicherheitsstandards müssen eingehalten werden. Dies bedeutet wieder Investitionen in Schulungen und Gerätschaften, wie etwa einen Fettabscheider.

Hohe Pacht

Und, last but not least, ist die Pacht oft kostspielig, vor allem in Innenstadtlagen. Bis etwas übrig bleibt von dem Geld, das ein Gastwirt im Monat einnimmt, müssen viele Teller aufgetragen, Pfannen befüllt und Gläser gespült werden.

So mancher Laden läuft

Zum Glück gibt es in der Stadt und drumherum Positiv-Beispiele von einer Gastronomie, die funktioniert und diesen Namen wirklich verdient. Wer zum Beispiel bei „Schneider’s“ einkehrt, sitzt auch unter der Woche auf einer voll besetzten Terrasse. Der Service ist aufmerksam, Chef und Chefin sind stets anwesend, der Koch versteht sein Handwerk. Auch die „Nachtigall“ oben am Müllenbild hat nach sorgsamer Renovierung wieder geöffnet und verwöhnt die Gäste mit badischer Küche. Die Wanderer, Baden-Badener und Gäste freut’s. Die Gastwirte haben auch etwas davon. Denn wo es schmeckt, sitzt das Geld bekanntlich locker.

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Foto: Tommy Schindler