Laden in Gefahr!

11Mai
2023

Es ist ein Trauerspiel: Mit viel Begeisterung eröffnete Christine Helm ihren Unverpacktladen in Lichtental: zunächst in der Schafbergstraße, Ende 2020. Als dann in der Hauptstraße neben der Sparkasse ein Ladengeschäft frei wurde, zog sie um. Und freute sich fortan über viel Kundschaft. Doch nun kämpft sie um ihre Existenz.

Christine Helm ist eine Frau, die zupackt. Vor viel Arbeit fürchtet sie sich nicht. Und ihr „Baby“, der Unverpacktladen, hat sie mit viel Herzblut aufgepäppelt. Dort bietet sie regionale Bio-Waren an. Nachhaltiges verkaufen, in Gläsern oder mitgebrachten Dosen oder anderen Behältnissen – diese Rechnung geht auf für alle, die Müll vermeiden möchten und auf gutes Essen setzen. Seit Mitte Juli 2022 hat die tüchtige Macherin eine Geschäftspartnerin, die mit 20 Prozent am Laden beteiligt ist.

Die Kunden bleiben aus

Doch seit ein paar Wochen scheint nichts mehr, wie es war. Anfangs freute sich die gutaussehende Frau über viel Kundschaft. „In der Schafbergstraße bin ich ja verhungert“, sagte sie kurz nach Ladenöffnung in der Hauptstraße. Die Kunden kamen – doch davon ist ihr nur ein kleiner Stammkundenkreis geblieben. Ihre Kunden, das sind junge Familien und Leute, die sich Gedanken um ihre Zukunft machen. Ältere kommen kaum. „Gestern habe ich gerade mal ein paar warme Mahlzeiten verkauft“, sagt die ehemalige Polizeibeamtin, die unter der Woche vegetarische Speisen zu kleinen Preisen als Mittagstisch anbietet.

Die Waren: alles Bio-Ware

In der Vitrine stehen duftende Kuchen. Die Kekse, die es zum Milchkaffee gibt, schmecken lecker nach Gewürzen. Es ist ein Wohlfühlort: urban, modern, mit viel Geschmack eingerichtet. Freundinnen verabreden sich hier gern auf einen Cappuccino oder zu besagtem Mittagessen. Doch ein paar warme Mahlzeiten reichen eben nicht, damit Christine Helm die Miete zahlen kann.

Die kleinen Geschäfte kämpfen ums Überleben

Es ist ein trauriger Trend, in vielerlei Hinsicht: Rund 270 geöffnete Geschäfte waren im März 2023 beim Verband der Unverpackt-Läden in Deutschland registriert. Anfang 2022 waren es noch fast 340. Die Unverpackt-Branche steht vor einem großen Problem: Einerseits steigen die Lebensmittelpreise immer mehr. Hinzu kommen die hohen Kosten, die die Verbraucher für Energie zahlen müssen. Gespart wird an jedem Extra – und auch oft an der Qualität.

Die Verbraucher halten sich zurück

Die Verbraucher halten sich bei zusätzlichen Ausgaben zurück. Die Krise der kleinen Ladengeschäfte ist eine gefährliche Zeiterscheinung: Immer mehr individuell geführte Läden verschwinden, Filialisten nehmen Überhand.

Die Umwelt schonen – heißt auch, unverpackt einzukaufen

Unverpackt Lebensmittel einzukaufen heißt auch, seine Gewohnheiten zu verändern – und eben nicht Mehl und Eier nur im Supermarkt zu kaufen, sondern eben dort, wo kein Müll anfällt. In Christine Helms Unverpacktladen finden sich viele gute Zutaten, die nicht viel kosten: Lasagneplatten etwa lassen sich dort einzeln kaufen – man kauft so viel, wie man braucht und somit bleibt nichts übrig, was verderben könnte. Auch feine Brotaufstriche, Tomatensoße oder Hygieneartikel wie Seife, Duschgel oder eine wunderbare Olivenhandcreme hat sie im Angebot. Ihre Stammgäste schätzen auch ihre Bio-Kräutertee-Mischungen – und allem voran Christine Helms Freundlichkeit.

Sitzplätze draußen könnten helfen

Doch allein damit kann sie nicht überleben. „Immer mehr Unverpacktläden machen zu“, resümiert sie. Und fügt hinzu: „Ich gebe mir dieses Jahr Zeit“, so die tüchtige Unternehmerin. Die Umgestaltung der Hauptstraße würde sie begrüßen. Das würde ihr vermutlich mehr Kundschaft bringen – und vielleicht auch Sitzplätze draußen auf dem Gehsteig, auch wenn der Bus direkt vor dem Geschäft hält.

Auf in den Unverpacktladen!

Es bleibt also zu hoffen, dass sich mehr Kunden auf den Weg in den Unverpacktladen machen. Damit tüchtige Frauen wie Christine Helm, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, ihr Auskommen haben. Und Verbraucher ihren Beitrag zur Müllvermeidung leisten können.

 

Foto: Christine Helm und Tommy Schindler