„Die soziale Atmosphäre wird wohl noch angespannter“

03Dezember
2021

Wie haben die Stadträte und Ortschaftsräte das Jahr 2021 erlebt? Welche politischen Pläne haben sie für 2022? Heute startet unsere Interview-Reihe zum Jahresausklang. Den Auftakt macht Michael Armbruster, neuer Ortschaftsrat der FBB in Haueneberstein.

Herr Armbruster, 2021 war, Corona-bedingt, abermals ein schwer planbares Jahr. Mit welchem Gefühl schließen Sie das Jahr ab?

Michael Armbruster: „Mein Gefühl sagt mir, dass eine noch tiefere Spaltung der Gesellschaft wegen Corona stattfinden wird. Die soziale Atmosphäre wird wohl noch angespannter. Aber ich hoffe, dass ich mich irre und die Leute vernünftiger werden.“

Welche stadtpolitischen Themen haben Sie 2021 vor allem beschäftigt?

Michael Armbruster: „Die Sicherheitspolitik der Stadt; insbesondere auch die scheinbare Zunahme der (Gewalt-)Kriminalität. Reine Gefühlssache. Mir liegen keine belastbaren Vergleichsdaten aus der Vergangenheit vor.“

Was war für Sie der größte Aufreger in den politischen Entscheidungen der Stadtverwaltung?

Michael Armbruster: „Als politische Entscheidung kann ich es nur im weitesten Sinn sehen, aber ich stelle immer wieder fest, dass scheinbar nicht mit gleichem Maß gemessen wird. Insbesondere hinsichtlich manchem offensichtlich sehr wohlwollendem Verhalten der Stadt gegenüber einem ,ausgewählten’ Personenkreis. Das beziehe ich insbesondere auf das Verhalten im Straßenverkehr – Stichwort: Fingerspitzengefühl zeigen bei Parkverstößen des angesprochenen Personenkreises; aber auch hinsichtlich des Stillhaltens der Zuständigen bei eigentlich längst notwendigen Baumaßnahmen an historischen Innenstadtgebäuden, wie etwa der alten Staatsanwaltschaft in der Sophienstraße 30/32 oder gegenüber Nummer 23: Das sind Schandflecken im Stadtbild.“

Und was war die größte Freude beziehungsweise der schönste Erfolg?

Michael Armbruster: „Zu erfahren, dass die Sache ,Amazon in Haueneberstein’ doch noch nicht endgültig zu deren Gunsten entschieden zu sein scheint und vielleicht doch die Vernunft gegen die Gier Einzelner siegt. Wollen wir es hoffen.“

Welche Ziele haben Sie sich für 2022 gesetzt oder fest im Blick?

Michael Armbruster: „Siehe oben. Außerdem, dass ich mich mehr engagieren kann als bisher.“

Was wünschen Sie Ihren Kollegen bei der FBB, Stadtratskollegen, Ortschaftsräten und Mitgliedern?

Michael Armbruster: „Vernunft, gegenseitige Toleranz; weiterhin die Möglichkeit, persönliche Aspekte in ihren Entscheidungen dem Ganzen unterzuordnen, mit dem Ziel eines vernünftigen und respektvollen Miteinanders. Und nicht zuletzt, dass dafür alle am gleichen Strang ziehen – natürlich auch in dieselbe Richtung.“

Foto: Ben Becher