Der Hüter des Stadtbilds feiert Geburtstag
26Oktober
2021
Wolfgang Niedermeyer, Stadtrat der FBB und Vorsitzender des Vereins Stadtbild Baden-Baden, feiert morgen einen runden Geburtstag. Porträt eines unermüdlichen Beschützers architektonischer Schönheit.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet: Wolfgang Niedermeyer ist keiner, den man leicht überzeugen kann. Dazu ist der Architekt im Unruhestand auch viel zu gescheit. Er prüft, wägt ab, recherchiert, er spricht mit den Menschen und macht sich sein eigenes Bild. Und erst dann verpflichtet er sich – aber wenn, dann richtig! Hat man Wolfgang Niedermeyer im Boot, ist Kentern keine Option.
Ein umtriebiger Stadtrat
Seit 2019 ist Wolfgang Niedermeyer Stadtrat der FBB. Professor Dr. Heinrich Liesen musste lange Überzeugungsarbeit leisten, so entstand ganz nebenbei eine Freundschaft. Schließlich sagte der gebürtige Hildesheimer zu, 2019 für die FBB bei der Kommunalwahl anzutreten. Und, siehe da: Als neuer Stadtrat erhielt er aus dem Stand 5.338 Stimmen – nur Martin Ernst bekam mehr. Wolfgang Niedermeyer ist besonnen, belesen, bescheiden – und ungeheuer fleißig. Diese Tugenden kommen an. „Er ist eine unglaubliche Bereicherung für uns“, so Heinrich Liesen über seinen Fraktionskollegen. „Seitdem er bei uns ist, sind wir viel stärker inhaltlich orientiert und haben an Seriosität gewonnen. Wenn Wolfgang dabei ist, wird viel gelacht. Man kann sich alles sagen, denn wir vertrauen einander – und das ist unheimlich wichtig innerhalb der Fraktion.“
Dem Stadtbild verpflichtet
2005 kamen Wolfgang und Silvia Niedermeyer, die seit 53 Jahren miteinander verheiratet sind, nach Baden-Baden. Die Schönheit der Stadt lockte die beiden Ästheten hierher. Hatte Niedermeyer in seinem Berufsleben Krankenhäuser geplant und gebaut, ergötzte er sich fortan am Anblick der wunderschönen Villen in der Kurstadt. Dies führte ihn schließlich zum Verein Stadtbild Baden-Baden. Aber auch dort wollte er überzeugt werden. „Gerd Müller vom Verein Stadtbild hat zwei Jahre gebraucht, um meinen Mann in den Verein reinzuholen, wo er zum Vorsitzenden gewählt wurde und dies bis heute ist“, berichtet Silvia Niedermeyer über ihren Mann, den sie in Frankfurt kennenlernte. Er lud sie zum Kaffee ein – da hat er nicht so lange gezögert!
Spaziergänge von und für Ästheten
„Im Verein Stadtbild hat er eine herausragende Kompetenz gezeigt und sich stark fokussiert auf das Weltkulturerbe“, erklärt Heinrich Liesen. Der Verein Stadtbild hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Baden-Baden auch ein Angebot von Stadtbild-Spaziergängen erarbeitet. Diese Welterberundwege führen durch das gesamte Zentrum und machen die Schönheiten unserer Baukultur, aber auch die Bausünden erlebbar. Niedermeyer will unsere Villengebiete schützen, Bürger und Gäste für die einmaligen Bau-, Kultur- und Naturschätze unserer Stadt sensibilisieren. Wer ihn einmal erlebt hat bei einer seiner Führungen am Annaberg, spürt: Dieser Mann ist berufen, die Schönheit unserer Stadt zu behüten und zu mehren.
Nicht ohne seinen Sprechzettel
Wolfgang Niedermeyers Energie scheint schier unerschöpflich, auch jetzt, mit 80 Jahren. Sein umfassendes Wissen teilt er gern – niemals ist er belehrend, stets aber bestens vorbereitet und mit Fakten ausgestattet. Legendär sind seine Sprechzettel – auf jede Sitzung in den Ausschüssen oder im Gemeinderat bereitet sich der Reserveoffizier mit dem Grad Oberstleutnant akribisch vor.
Heinrich Liesen: „Die Bevölkerung und die Stadtverwaltung können gar nicht abschätzen, wie wichtig die Expertise eines Wolfgang Niedermeyers für unsere Stadt ist. Im Bauausschuss kann man uns heute nicht mehr irgendetwas vormachen – Wolfgang liest die Akten, er studiert sie regelrecht, er stellt auch unangenehme Fragen und scheut sich nie, Klartext zu reden.“
Niedermeyer ergreift gern die Initiative
Will er etwas genau wissen, geht er mit seinen Fragen zu den Leuten in der Verwaltung und bittet um Zugriff auf Unterlagen – das kann man ihm als Stadtrat nicht verwehren. „Das hat dazu geführt, dass wir dort mittlerweile viele Freunde haben – weil Wolfgang Niedermeyer sich sachkundig macht und immer weiß, wovon er redet“, betont Heinrich Liesen. Auch im Stadtarchiv ist er ein gern gesehener Gast.
Viele Verdienste in kurzer Zeit
Niedermeyers Verdienste sind zahlreich, wenigstens ein paar wollen wir nennen: Als die FBB Spender suchte, um die Stourdza-Kuppel vergolden zu können, trug er die Idee in den Verein Stadtbild: Sofort fanden sich auch dort großzügige Geldgeber.
Als Baden-Baden sich um den Welterbetitel bewarb, sagte er als Experte den Verantwortlichen der Stadt von Anfang an seine fachliche Unterstützung zu. Für ihn steht immer die Sache im Mittelpunkt – und nicht die politische Couleur.
Und als die Stadt im Rahmen der Sanierung Südliche Neustadt am Ludwig-Wilhelm-Platz einen weiteren Bushalteplatz vorsehen wollte und die FBB diesen Plan per Unterschriftensammlung kippte, suchte er nach alternativen Plätzen und sprach mit allen, die anfangs etwas gegen die FBB zu meckern hatten. Dadurch erwirkte er, dass die Busse auch am Festspielhaus parken und die Gäste die dortige Toilette nutzen dürfen.
Ganz nebenbei wacht er akribisch darüber, dass Sonderparkrechte in der Stadt aufgezeigt und somit unterbunden werden.
Kein Mann der großen Worte
Wir wissen, von seinen Verdiensten spricht Wolfgang Niedermeyer nicht gern. Damit hält er sich nicht auf. Er schaut lieber nach vorn: Ist ein Thema abgearbeitet, kommt das nächste. Die Fraktion der FBB ist stolz und dankbar, ihn an Bord zu haben: Denn man muss schon überzeugend sein, um ihn für sich zu gewinnen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Wolfgang Niedermeyer! Und ein ganz großes Dankeschön.
Foto: FBB-Archiv