„Das Befolgen der notwendigen Verhaltensweisen muss für jedermann die Maxime sein“
31März
2020
Wie empfinden Bürger unserer Stadt die aktuelle Corona-Krise? Hier berichtet Wolfgang Niedermeyer, Stadtrat der FBB.
Herr Niedermeyer, wie nehmen Sie die derzeitige Situation mit der Corona-Bedrohung wahr?
Wolfgang Niedermeyer: „Zunächst fühle ich mich privilegiert, da ich keine Sorgen um Job, Kinderbetreuung, Einkommen oder ähnliche substantielle Dinge haben muss. Gleichwohl hat sich der Alltag in unserer friedlichen Baden-Badener Umgebung, mit dem Wissen um die grundsätzliche Gefährdung für alle und überall, verändert.“
Gemeinderatssitzungen und solche in Ausschüssen sind erst mal abgesagt. Wie treiben Sie das politische Leben der FBB dennoch weiter?
Wolfgang Niedermeyer: „Es gibt einen Berg von Themen aus den bisher ausfallenden Sitzungen, Workshops und Klausuren. Jetzt ist Zeit, die Unterlagen zu studieren, alte Akten heranzuziehen – da findet man Schätze! – sich auszutauschen und zwischen Sinn und Unsinn einzelner Maßnahmen nachzudenken und andere zu überzeugen.“
Wie kommen Sie mit der Einschränkung bestimmter Dinge zurecht?
Wolfgang Niedermeyer: „Spontan etwas unternehmen, mal eben ins Restaurant gehen oder zum Fitnesscenter – nice to have, aber dann doch verzichtbar. Ein unbefangenes Schwätzchen auf der Straße, beim Einkauf – halt an Abstand denken, oder gleich ganz lassen, ist besser so. Ein neues ,Frühlingskleid’ brauche ich auch nicht. Als alter Homeoffice-Arbeiter fallen mir die Einschränkungen nicht schwer. Es gibt weiterhin Mail und Telefon. Ich habe genug zu tun.“
Welchen Hobbys oder Aufgaben gehen Sie jetzt vor allem nach?
Wolfgang Niedermeyer: „Als erstes habe ich eine Musik-App eigerichtet, die mich den Tag über begleitet. Jetzt wird sortiert, archiviert, neue Sachen in Ruhe geplant, geplante Dinge überprüft und, wenn nötig, abgesagt oder aufgeschoben. Es gibt viel zu diskutieren.“
Wer unterstützt Sie dabei?
Wolfgang Niedermeyer: „Meine Frau natürlich – und das mit hohen Anforderungen und guten Ideen.“
Ihr Rat an alle?
Wolfgang Niedermeyer: „Die Bedrohung ist nicht sichtbar, das wird auf Dauer verunsichern. Schuldzuweisungen wären sicherlich das Schlimmste. Akzeptanz und Befolgung der als notwendig festgestellten Verhaltensweisen muss für jedermann Maxime sein.“
Glauben Sie, solch eine Situation hat auch einen Effekt, aus dem die Gesellschaft etwas lernen kann?
Wolfgang Niedermeyer: „Mir würde es schon reichen, wenn Entscheidungsträger etwas daraus lernen würden und dies für die Zukunft dokumentieren.“
Foto: FBB-Archiv