Parkgebühren am Bahnhof – muss das sein?

10September
2019

Eine der letzten Bastionen des Gratis-Parkens ist gefallen. Das wird die Pendler hart treffen. Ein Kommentar von Cornelia Mangelsdorf.

Acht Jahre lang fuhr ich jeden Mittwochmorgen von Baden-Baden mit dem ICE nach Frankfurt und stellte dafür meinen Wagen am Bahnhof ab. Manchmal musste ich eine Weile suchen, bis ich einen Parkplatz fand – doch ich freute mich, dass ich nichts dafür bezahlen musste. Bahnfahren ist ja schon teuer genug.

Zahlen, bitte!

Ab 1. Oktober wird die Stadt nun auch an den beiden Parkplätzen rund um den Bahnhof Schranken einrichten und Gebühren verlangen. Grundtarif soll ein Euro pro Stunde sein – am Tag werden maximal fünf Euro fällig, fürs Wochenende und eine Woche gelten andere Tarife. Das ist nicht viel, werden die einen sagen – vor allem jene, die nicht regelmäßig ihr Auto am Bahnhof abstellen müssen. Eine ganze Menge! werden diejenigen reklamieren, bei denen die Pendelei große Löcher in die Kasse schlägt.

Fünf Euro am Tag ist auch Geld

Pendeln, das müssen nicht nur Bänker, Anwälte oder Geschäftsleute. Nein, es sind auch jede Menge Azubis, Studenten und Geringverdiener dabei, Bürger mit einem sehr überschaubaren Budget. Die mit dem Auto zum Bahnhof kommen müssen, weil die Busanbindung in ihren Dörfern sie nur schwer oder langsam dorthin bringen kann. Und denen tun fünf Euro mehr am Tag richtig weh. Kann man sich dann noch ein Mittagessen leisten? Einige werden wohl darauf verzichten müssen.

Abkassieren als Leitmotiv

Schon die Gebührenerhöhungen in den städtischen Parkhäusern fand ich übermäßig und unpassend. Ich habe darauf reagiert: In der Stadt essen gehen – dieses schöne Ritual macht gerade Pause. Es gibt viele Gasthäuser in der Umgebung, mit kostenlosem Parkplatz vor der Tür. In der Innenstadt einkaufen: Schiebe ich immer wieder auf. Wenn Parken teurer ist als Kaffeetrinken gehen, macht Selbiges auch keinen Spaß mehr. Das Abkassieren der Bürger – es kommt mir vor wie ein Leitmotiv.

Weltstädte sind preiswerter

Ich denke oft an meine alte Heimat Berlin: Da war das Taxifahren preiswerter und das Parken zum Teil auch. So wie die Kinderbetreuung, die Nebenkosten, die öffentlichen Verkehrsmittel. Baden-Baden ist ein teures Pflaster. Ein Pflaster, das ich dennoch allen Freunden außerhalb der Stadtgrenzen wärmstens empfehle. Kommt nach Baden-Baden! Wunderbare Stadt – wenn man bereit ist, sich das „good-good live“ was kosten zu lassen.

Foto: FBB Archiv