Augustaplatz: laut Polizei „kein Kriminalitätsschwerpunkt“
19Oktober
2021
Die Bürger sind beunruhigt – FOKUS Baden-Baden fragte nach, wie oft die Ordnungshüter an den Augustaplatz und Umgebung gerufen werden. Lutz Kirchner, Leiter des Polizeireviers Baden-Baden, hat geantwortet.
Wie oft wurde in diesem Jahr schon die Polizei alarmiert, wegen Störungen rund um den Augustaplatz?
Die Antwort: „Über die Alarmierung der Polizei wird keine Statistik geführt und könnte nur unter erheblichem Verwaltungsaufwand erhoben werden. Insgesamt wurden in einem Neun-Monats-Zeitraum von Januar bis September 2021 zwölf Straftaten und 44 Ordnungsstörungen (ohne Corona-Verstöße, Verkehrsunfälle, Fehlalarme, Einbrüche in Geschäfte/Wohnungen anliegender Gebäude, Demonstrationen/Kundgebungen) und damit etwa 1,5 Straftaten und fünf Ordnungsstörungen pro Monat registriert. Im Vergleich hierzu wurden in der Westlichen Industriestraße im selben Zeitraum 139 Straftaten und 164 Ordnungsstörungen festgestellt. Aufgrund dessen stellt der Augustaplatz keinen Kriminalitätsschwerpunkt dar, bleibt aber dennoch im polizeilichen Fokus.“
Und wie oft wurde die Polizei für Störungen in der Lichtentaler Allee gerufen?
Lutz Kirchner: „In der gesamten Lichtentaler Allee wurden von Januar bis zum 14. Oktober 2021 insgesamt 18 Straftaten und 26 Ordnungsstörungen (ohne Coronaverstöße, Verkehrsangelegenheiten, Haltung von Hunden, Haftbefehle, Aufenthaltsermittlungen) registriert. Das sind folglich etwa 1,7 Straftaten und 2,5 Ordnungsstörungen pro Monat. Die Lichtentaler Allee stellt somit auch keinen Kriminalitätsschwerpunkt dar, bleibt aber ebenfalls im Fokus.“
Die Örtlichkeiten bleiben im polizeilichen Fokus
Sein Fazit: „Die Entwicklung der Fallzahlen in BAD ist derzeit sehr positiv, womit die Straftat und die tragischen Folgen für die männliche Person am vergangenen Wochenende nicht relativiert werden soll. Die betroffenen Örtlichkeiten bleiben weiterhin im polizeilichen Fokus und werden auch zukünftig durch Kräfte des Polizeireviers Baden-Baden und unterstützend von Kräften des Polizeipräsidiums Einsatz – auch unter Hinzuziehung der Reiterstaffel – im Rahmen der Möglichkeiten und vor dem Hintergrund bestehender Ressourcen intensiv in die polizeiliche Arbeit einbezogen.“
Unterdessen hat ein Bürgergespräch stattgefunden
Die Anwohner des Augustaplatzes und der umliegenden Straßen hatte Bürgermeister Roland Kaiser am Donnerstag, 14. Oktober, zu dem Thema „Augustaplatz und Umgebung“ in den Löwensaal eingeladen. Vertreter von Polizei und Stadt gingen auf Straftaten und Ordnungsstörungen aus den vergangen Monaten ein und stellten anschließend dar, welche Maßnahmen dagegen ergriffen wurden. Dazu gehören verstärkte Kontrollen von Polizei und städtischer Polizeibehörde, bei denen Platzverweise erteilt und in Einzelfällen Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet wurden. Zudem wurden Hecken zurückgeschnitten, damit der Platzbereich besser überschaubar ist.
Video-Überwachung und Alkoholverbot?
Laut Lutz Kirchner, Leiter des Polizeireviers Baden-Baden, ist eine öffentliche Videoüberwachung rechtlich nicht möglich, da es sich um keinen Kriminalitätsschwerpunkt handelt. Dasselbe gilt auch für ein Alkoholverbot, hob Roland Kaiser hervor. Bleibt jetzt einfach alles beim Alten? Und die Anwohner sowie Spaziergänger müssen einfach damit leben, dass der Augustaplatz gefühlt ein Brennpunkt bleibt? Die Beschwerden aus der Bevölkerung sprechen zumindest eine eindeutige Sprache: Man fühlt sich nicht sicher, im Herzen der Stadt.
Foto: Ben Becher