„Wer helfende Hände sucht, der findet sie am Ende seiner Arme“
Lokal einkaufen. Die Restaurants in unserer wunderschönen Stadt und ihren Ortsteilen nutzen: Wir können alle zum Wohl unserer Stadt beitragen. Das betont Markus Fricke, Stadtrat der FBB, im Sommer-Interview.
Herr Fricke, der Gemeinderat macht nun Sommerpause. Fühlt sich das für Sie als Stadtrat ein bisschen an wie große Ferien?
Markus Fricke: „Ich würde es nicht Ferien nennen, sondern sitzungsfreie Zeit. Denn das politische und das Verwaltungsgeschäft laufen ja weiter und die Probleme werden nicht weniger. Sie lösen sich auch nicht durch Zeitablauf. Also durchschnaufen ja, abschalten nein.“
Welches politische Thema hat Sie noch bis zuletzt beschäftigt?
Markus Fricke: „Das Zentralklinikum nahm sehr viel Raum ein und hat viele Nerven gekostet. Dies oft deshalb, weil nicht immer mit der gebotenen Sachlichkeit argumentiert wurde – wohlgemerkt auf beiden Seiten. Vor lauter Diskussion und Rechthabenwollen droht aus den Augen verloren zu gehen, worum es geht: Unsere Pflicht, allen kranken Menschen eine angemessene, zukunftsfähige stationäre Versorgung zu bieten.
Breiten Raum nahmen Themen ein, die auch stark emotionsgetrieben sind und nicht immer mit kühlem Kopf angefasst werden. Ich nenne das große Problem Entwicklung des SWR zu Lasten unserer Stadt, die Reanimation der BBI (Innenstadtinitiative) mit holprigem Start und die zu erwartenden Probleme in Sachen Verkehr, wenn die Schillerbrücke weg ist für viele Monate.“
Gibt es ein Thema, das Sie jetzt, wo Pause ist, tiefer ausarbeiten möchten?
Markus Fricke: „In Sachen SWR wird eine Sachverhaltsaufklärung notwendig sein, denn eine von der FBB angekündigte Rechtsaufsichtsbeschwerde hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn ,Fleisch am Knochen‘ ist, wenn ich das mal so salopp sagen darf.“
Welches Thema hat Sie zuletzt geärgert in der Stadtpolitik?
Markus Fricke: „Ich finde es nicht hilfreich, wenn der Gemeinderat, und da schließe ich mich ein, die Verwaltung mit Klein-Klein zusätzlich belastet und zudem immer häufiger versucht, das Verwaltungshandeln unmittelbar zu begleiten. Das ist nicht unsere Aufgabe. Der Grund scheint mir darin zu liegen, dass zu wenig richtungsweisende und richtungsstabile Verwaltungsarbeit zu erkennen ist. Herr Späth und seine Bürgermeister lassen nicht klar genug erkennen, wohin und wie die Reise gehen soll. Das weckt leider das Bedürfnis, es aus dem Gemeinderat bewerkstelligen zu wollen. Und ich befürchte, dass das Wahljahr 2024 kein gutes Omen dafür ist.“
Und was hat Sie gefreut?
Markus Fricke: „Die Stimmung im Gemeinderat untereinander und im Umgang der drei Bürgermeister mit den Volksvertretern hat deutlich gewonnen. Und was man aus dem Kreis der Mitarbeiter der Stadt hört, war die Stimmung schon mal weniger gut. Das sind gute Voraussetzungen für die enormen Herausforderungen, denen wir uns alle stellen müssen.“
Wie sehen Sie die Entwicklung unserer Stadt?
Markus Fricke: „Es wird zu viel gejammert und um Hilfe gerufen oder auch nur gewartet. Wer helfende Hände sucht, der findet sie am Ende seiner Arme. Was will ich damit sagen? Wenn jeder von uns Baden-Baden als ein Geschenk wahrnimmt und alles dafür tut, was im eigenen Mikrokosmos gut für die Stadt ist, dann ist viel gewonnen. Den Internethandel können wir nicht abstellen, aber ,buy local‘ und ,eat local‘ kann jeder für sich entscheiden und somit zum Wohl beitragen. Wenn Kaufkraft hier eingesetzt wird, wird sich das Angebot ganz automatisch erweitern.“
2024 stehen Wahlen an in Baden-Baden Werden Sie sich wieder zu Verfügung stellen?
Markus Fricke: „Ein eindeutiges JA.“
Viele Mitglieder überlegen aktuell, ob sie sich aufstellen lassen für die Gemeinderatswahl. Welche Art von Gemeinderatskollegen wünschen Sie sich?
Markus Fricke: „Man muss viel Zeit und Opferbereitschaft mitbringen und man sollte ein großer Freund von sehr viel Text sein. Ohne Ausdauer, Geduld, Sachverstand wird niemand Freude an der Pflicht haben. Denn nur darum geht es, um die Pflicht, das Richtige für die Stadt und ihre Bürger zu tun.“
Last but not least: Wie verbringen Sie den Sommer?
Markus Fricke: „Meine Frau und ich haben ein Hochzeitsjubiläum, dazu werden wir in unser Lieblingsland Italien aufbrechen. Im Wesentlichen aber werden wir im herrlichen Rebland sein, denn auch das ist Baden-Baden, genauso wie Sandweier und die vielen weiteren Ortsteile. Die Ortsteile von Baden-Baden machen das Gros der Bevölkerung aus, auch wenn die Innenstadt für alle der Nabel der ,Capitale d’été‘ ist.“
Foto: Tommy Schindler