„Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich das auch und kämpfe dafür“

01April
2024

Die Stadt wie ein Unternehmen führen – das ist das Credo der Managerin Bettina Morlok. Sie kandidiert für die Wahl am 9. Juni. Das Engagement für Politik wurde ihr in die Wiege gelegt. Ein Interview.

Frau Morlok, Sie treten an zur Kommunalwahl in Baden-Baden. Auch für die OB-Wahl standen Sie zur Verfügung. Was haben Sie aus diesem Wahlkampf gelernt, über unsere Stadt und ihre Bürger?

Bettina Morlok: „Den Bürgern ist fast gar nicht bekannt, was die FBB schon alles für die Stadt und die Gemeinden geleistet hat. Das geht los bei den vielen Projekten, die durch die FBB initiiert und z.T. auch finanziert worden sind, wie z.B. das Obstgut Leisberg oder das Arboretum. Die Bürger freuen sich über die Realisierung dieser Projekte. Die Probleme und Anliegen der Bürger sind aber viel handfester. Es geht um bezahlbares Wohnen, mehr Einbeziehung der Gemeinden in die Stadtpolitik, genügend bezahlbare Kitaplätze, gut ausgestattete Schulen, Ausbildungsplätze für die Jugend, mehr Initiativen für die Jungen und interessante Freizeitmöglichkeiten vor Ort. Sicherheit und Sauberkeit, gute Straßen und vor allen Dingen schnelle Baustellen. Wir müssen in der Öffentlichkeit noch viel bekannter machen, dass wir nicht nur für Kultur und Stadtbild stehen, sondern auch für die täglichen Probleme. Die FBB ist hier sehr aktiv.“
 
Und was über die Politik und ihre Entscheider hier?

Bettina Morlok: „Ein großer Teil des Gemeinderats ist sehr im Sinne der Stadt engagiert. Viele aber der Parteipolitik verhaftet. Ich finde insbesondere die Grünen und die SPD schwierig. Da kann man oft nur den Kopf schütteln, was hier entschieden bzw. nicht entschieden wird. Ich denke, das nehmen auch viele Bürger so wahr, wie Umfrage-Ergebnisse zeigen. Ich bin auch enttäuscht von Herrn Oberbürgermeister Späth. Ich dachte eigentlich, dass er nach seiner Wahl so richtig loslegt. Er hat ja im Wahlkampf damit Werbung gemacht, dass er das Handwerkszeug gelernt hätte. Bisher ist aber wenig davon zu spüren, außer netten Bildern in der Presse. Er scheint auch nicht besonders entscheidungsfreudig zu sein. Die Schillerbrücke ist hier ein gutes aktuelles Beispiel. Es herrscht Chaos und es braucht ewig, bis eine (falsche) Entscheidung getroffen wird. Wir brauchen keine Verwalter als Politiker, sondern tatkräftige Macher, die sich den Problemen stellen und sie lösen und nicht zu Tode prüfen.“
 
Die politische Vergangenheit Ihrer Familie lag in der FDP. Sie entschieden sich für die FBB. Warum?

Bettina Morlok: „Mein Onkel war jahrelang Landesvorsitzender und Parteivorsitzender in der FDP Baden-Württemberg in einer Zeit, in der die FDP im Land und Bund noch eine große Rolle spielte. Das war die erste Umweltpartei zu Zeiten Genschers. Mir ist das Parteibuch sozusagen in die Wiege gelegt worden. Ich bin mit 16 Jahren beigetreten und nach über 30 Jahren ausgetreten, da die Partei ihr Wahlkampfversprechen nicht gehalten hat. So etwas akzeptiere ich absolut nicht. Auch nicht für mich. Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich das auch und kämpfe dafür.
 
Ich wollte dann keiner Partei mehr beitreten. Politisch wollte ich mich aber schon engagieren. Ich finde es wichtig, dass man nicht Zustände beklagt, sondern das Heft selbst in die Hand nimmt und handelt. Ich freue ich deshalb auch sehr, dass meine Tochter Enya für die FBB kandidiert. Die FBB war für mich die richtige Entscheidung. Wir müssen uns nach keiner Landes- und Bundespolitik richten und sind nur den Bürgern und dem Wohl der Stadt verpflichtet. Wir konzentrieren uns auf Baden-Baden und das war‘s.

Die FBB wird oft als Alt-Herren-Partei bezeichnet. Das mag so sein, wenn man auf unsere aktuellen Gemeinderäte schaut. Aber die Herren haben ein langes und interessantes Berufsleben hinter sich und auch etwas mehr Zeit als wir Berufstätigen, sich für Baden-Baden einzusetzen. Auch wenn das viele nicht gern hören wollen, man braucht einfach Erfahrung, um eine Stadt zu führen. Und das, kombiniert mit den vielen interessanten Ideen der Jugendlichen, ist geradezu ideal. Deshalb freue ich mich, dass wir in der Zwischenzeit viele junge Mitglieder dabei haben, die neue Ideen einbringen, die wir verwirklichen können.“
 
Für welche Ziele und Veränderungen möchten Sie sich stark machen? Bitte nennen Sie uns die wichtigsten drei Punkte.

Bettina Morlok: „Stärkere Einbeziehung des Baden-Badener Umland in die Stadtpolitik. Unsere Dörfer sind sehr schöne Wohnorte für alle Generationen und bieten dem Tourismus, von dem wir leben, und uns tolle Möglichkeiten, die wir besser entwickeln müssen. Baden-Baden als Bäderstadt wieder aufleben lassen. Wir müssen als kleinste Weltstadt der Welt wieder Gesundheitszentrum Nr. 1 werden – auch mit eigenem Klinikstandort. Davon profitieren auch Hotellerie, Gaststätten und Einzelhandel. Junge Familien fördern durch erschwingliches Wohnen, Kitaplätze, gut ausgestattete Schulen, Freizeitmöglichkeiten, aber auch Ausbildungsplätze für unsere Jugendlichen.
 
Das kostet zwar alles Geld, aber wenn wir unseren Haushalt wieder in den Griff bekommen, ist das auch alles finanzierbar.“
 
Was ist für Sie der grösste Painpoint hier in der Stadt? Und wie, glauben Sie, kann man ihn beseitigen? 

Bettina Morlok: „Leider gibt es viele. Und beseitigt werden können alle Probleme nur durch Engagement und Tatkraft. Dazu braucht es Gemeinderäte mit Erfahrung. Viele Politiker bringen einfach zu wenig unternehmerische Erfahrung ein. Ich weiß, mein Spruch ,eine Stadt muss wie ein Unternehmen geleitet werden‘ hört niemand außerhalb der FBB gern. Aber es ist so. Und man darf nicht vergessen, dass auch Unternehmen heutzutage extrem sozial und ökologisch aufgestellt sind. Unternehmer leiten mit Herz und Verstand, sonst hätten sie keinen Erfolg. Das wird in einer Stadt, die unternehmerisch geleitet wird, auch nicht zu kurz kommen. Deshalb bin ich auch froh, dass sich bei der FBB viele Menschen mit großer (Lebens-)erfahrung zur Verfügung gestellt haben. Und ich bin mir sehr sicher, dass, wenn die FBB einen entsprechenden Einfluss im Gemeinderat hat, sich hier vieles sehr positiv ändern wird.“
 
Wer ist Bettina Morlok privat?

Bettina Morlok: „Ich bin beruflich sehr eingespannt. Ich habe letzten August zudem meine über 90-jährigen Eltern nach Baden-Baden umgezogen, damit ich mich intensiv um sie kümmern kann. Mit meiner Familie verbringe ich meine Freizeit.“

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Foto: FBB Archiv