Maß und Mitte verloren

23November
2023

Die Stadtverwaltung samt Fraktionen diskutierten am Montag über den Bau einer Fluchttreppe an einem öffentlichen Gebäude, die mit 550.000 Euro reichlich überteuert scheint. Die FBB hat die Kosten recherchiert – und ein deutlich günstigeres Angebot eingeholt. Das ist nicht alles: Ein Antrag auf Überweisung der Causa an den Bauausschuss ging am gestrigen Donnerstag an Oberbürgermeister Dietmar Späth.

Markus Fricke, Stadtrat der FBB, wollte sich selbst ein Bild machen und holte vor der Sitzung im Hauptausschuss am Montag einen Kostenvoranschlag für eine Fluchttreppe ein. Er erhielt ein Angebot eines Fachbetriebs, das lediglich 46.000 statt 550.000 Euro für diese Leistung aufruft. Noch vor der Sitzung hatte er ein Schreiben mit dem Angebot in den Umlauf geschickt. Markus Fricke betont: „Der Betrag von über einer halben Million Euro ist jenseits von Gut und Böse.“ Geplant ist die Treppe für ein öffentliches Amt im Briegelacker. Den 550.000 Euro wird die FBB nicht ihr Placet geben – am Montag soll im Gemeinderat darüber entschieden werden.

Am Bauausschuss vorbei

Auch Wolfgang Niedermeyer, Stadtrat der FBB, findet klare Worte, die er in einem Antrag an OB Späth äußert: „Die Vorlage des Fachgebiets Hochbau und Gebäudemanagement lässt Maß und Mitte völlig vermissen. Es wird in der Vorlage nicht klargestellt, ob es sich um einen Grundsatzbeschluss oder einen Baubeschluss handelt. Es wird nur sichtbar, dass hier Geld zusammengekratzt werden soll, um schnellstmöglich ein Projekt hinzuklotzen. Wir müssen nebenbei zur Kenntnis nehmen, dass ein Bauantrag bereits gestellt wurde. Der Bauausschuss soll erkennbar mit diesem Vorgang nicht befasst werden.“

Die Kosten sind zu hoch

Dank der Recherche von Markus Fricke bemühte sich die Verwaltung am Montag um die Aufschlüsselung der Kosten von 550.000 Euro. Darin seien neben dem Bau des Treppenhauses auch die Verbindung des Treppenhauses an das Bestandsgebäude, die Herstellung der Verkehrswege, Sicherheitsbeleuchtung, Begrünung des Treppenhauses et cetera beinhalten. Markus Fricke betonte am Montag, dass er diese Ausführungen gern schon vorher erfahren hätte. Dennoch gehe er von Ist-Kosten aus, die eher bei 150.000 als 550.000 Euro liegen.

Am zentral gelegenen Hohenbaden wurde gespart

Wolfgang Niedermeyer moniert in seinem gestrigen Antrag an den OB: „Aber auch bezüglich einer angemessenen Gestaltung haben die Planer offensichtlich den Kompass verloren. Diese ,Verzierung‘ hat das recht gelungene Verwaltungsgebäude wahrhaftig nicht verdient.
Wozu haben wir bitte eine Stabsstelle für Stadtgestaltung, wozu hätten wir einen Gestaltungsbeirat, vor den manchmal auch die unbedeutendste kleine Hütte gezerrt wird.
,Die Sichtseiten des Stahltreppenhauses sollen mittels Kletterpflanzen / Rankhilfen begrünt werden‘, lesen wir. Ja, die Planer geben vermeintlich ihr Bestes bei diesem Treppenhaus, aber wir erinnern: Das Gymnasium Hohenbaden, als hochwertiges Baudenkmal, hat seinerzeit die ärmlichste und billigste (Gerüst-)Fluchttreppe verpasst bekommen, die man sich ausdenken kann.“

Die FBB hat gut zugehört

Der Architekt im Unruhestand rechnet dem OB vor: „Auf der Kostenseite wurde uns die Hausnummer von 550.000 Euro vorgesetzt. Der Baubürgermeister hat im Hauptausschuss aber auch 275.000 Euro angeboten!

Lieber Geld für das Theater ausgeben

Für 550.000 Euro könnte unsere GSE in einem Projekt zwei 3-Zimmerwohnungen zusätzlich realisieren, oder Frau May am Theater die dringend benötigten Stellen für den Spielbetrieb bekommen – jeweils ein echter Mehrwert.“

Das Resümee

Niedermeyer findet klare Worte: „Dass hier offensichtlich Geld – Geld das wir wirklich nicht haben – Herr Oberbürgermeister Späth, mit der Schubkarre aus dem Rathaus hinausgefahren werden soll, dem können wir, die FBB-Fraktion, im Sinne unserer Bürger nicht zustimmen. Wir stellen stattdessen den Antrag, die Vorlage unter Aufdeckung aller Anforderungs- und Planungsparametern sowie den bisherigen Kostenberechnungen an den Bauausschuss zu überweisen.“

CDU, SPD und Grüne stimmten am Montag übrigens den 550.000 Euro zu.

Foto: FBB Archiv