„2024 habe ich bislang 70 Termine gezählt“
14Oktober
2024
Rainer Lauerhaß, fleißiger FBB-Stadtrat, hat gerade einen runden Geburtstag gefeiert. Höchste Zeit, mehr über den Stimmenkönig der FBB bei der letzten Kommunalwahl zu erfahren. Ein Interview.
Herr Lauerhaß, Sie waren bei der Kommunalwahl im Juni 2024 der Stimmenkönig der FBB. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Rainer Lauerhaß: „Ich war 42 Jahre selbstständig – man kennt meinen Namen. Bis zur Erstwahl 1999 war ich kommunalpolitisch ein no name. Im Berufsverband und in Sachen Ausbildung für Gärtner war ich aber intensiv tätig.“
Der FBB wurde im Wahlkampf vorgeworfen, ein Millionärsclub zu sein. Was sagen Sie dazu?
Rainer Lauerhaß: „Es kann keine Schande sein, Geld zu besitzen. Dafür hat der Betreffende ja dann wohl auch Einiges getan. Das ist auch ein Neidkomplex. Sponsoren – meist uneigennützig – nützen der Stadt, siehe Festspielhaus und andere Beispiele.
So dient der wirtschaftliche Erfolg auch der Allgemeinheit. Die FBB ist keine Partei. Somit ist eine Finanzierung auf Bundes- oder Landesebene ausgeschlossen. Wir sind auf Sponsoren angewiesen.“
Wie viel Zeit wöchentlich setzen Sie für Ihr Ehrenamt ein?
Rainer Lauerhaß: „2024 habe ich bislang 70 Termine gezählt. Das sind 1,6 pro Woche. Für jeden rechne ich drei Stunden – und nochmal ebenso viel oder sogar mehr an Vorbereitung. Das klingt jetzt eher abschreckend, Lässt sich aber durch Delegieren vermindern und bewältigen.“
Sie sind ein Vereinsmensch, richtig? In welchen Vereinen engagieren Sie sich?
Rainer Lauerhaß: „Eigentlich bin ich nur passiv aktiv. Ich schätze die Arbeit in den Vereinen sehr und fördere sie, soweit es mir möglich ist. Besonders Vereine, die Jugendarbeit betreiben und dort ausbilden, finde ich wichtig. Unsere Gesellschaft verändert sich. Vereine können dazu beitragen, Parallel-Gesellschaften zu verhindern.“
Für welche kommunalpolitischen Ziele setzen Sie sich ein?
Rainer Lauerhaß: „Verkehr, auch der ruhende, das große Thema Bauen – und die Begrünung unserer Stadt.“
Was ist in Ihren Augen das dringlichste Thema, das Baden-Baden angehen muss?
Rainer Lauerhaß: „Stichwort Verkehr: Wir brauchen dringend eine bessere und schnellere Organisation und einen schnelleren Ablauf an den Baustellen. Und eine Aufteilung der begrenzten Verkehrsflächen nach dem Aufkommen der Verkehrs-Teilnehmer. Radfahrer sind wichtig, aber nicht der Nabel der Welt. Weiterhin ist mir wichtig, dass Immobilien der Stadt in die richtigen Hände kommen. Ein Dorn im Auge ist mir ungenutzter Wohnraum in Innenstadtlagen, etwa durch Zweit- oder Ferienwohnungen – weil er den Menschen, die hier leben wollen, fehlt.“
Und, jetzt mal nach innen gerichtet: Wie sollte sich die FBB präsentieren, um noch mehr Wähler anzusprechen?
Rainer Lauerhaß: „Die politische Arbeit sollten wir auf mehr Schultern verteilen. Z.B. Ortschaftsräte und auch die Kandidaten der Gemeinderatswahl in die Entscheidungen einbeziehen. Jeder hat andere Fähigkeiten, die man nutzen könnte. Wir sollten Kontaktmöglichkeiten nutzen, um möglichst viele Mitglieder bekannt zu machen. Es ist auffallend, wie stark die Mitglieder einer bestimmten Partei präsent sind. Sie treten meist in ,Rudeln‘ auf.“
Nach welchem Prinzip nehmen Sie Ihren Stadtratsposten wahr: eher nach der Devise "Kleinvieh macht auch Mist" oder "Es muss der große Wurf sein"?
Rainer Lauerhaß: „Für große Würfe braucht es Mehrheiten. Die sind bei der derzeitigen Zusammensetzung des Gemeinderates schwer zu erreichen. Der ständige Kontakt – auch privat – könnte helfen. Hier meine ich: Das Ziel ist das Ziel, nicht der Weg.“
Wie bewerten Sie die gerade verabschiedete Haushaltssperre?
Rainer Lauerhaß: „Wenn wir in drei Jahren nicht insolvent sein wollen, gibt es dazu keine Alternative. Es ist erstaunlich und erfreulich, dass die Mehrheitsfraktion innerhalb weniger Tage klüger geworden ist. Die Forderung seitens der FBB nach einer Schuldenobergrenze besteht schon länger. Die Fraktion, die die Haushaltssperre beantragt hat, hat damals die Schuldenobergrenze abgelehnt.“
Wie lange sind Sie bereits Stadtrat – und was sollte Ihres Erachtens getan werden, um dieses Amt (auch für junge Leute) attraktiver zu machen?
Rainer Lauerhaß: „Ich bin seit 1999 dabei, war zunächst bei den Freien Wählern. Wir sollten potenzielle Interessenten einbinden. Erfolgserlebnisse verschaffen. Das Problem dabei: Qualifizierte Leute sind oft ausgelastet.“
Sie haben in Ihrem Erwerbsleben viele Jahrzehnte als Gärtnermeister mit eigenem Geschäft gewirkt. Gärtnern Sie immer noch?
Rainer Lauerhaß: „Ja, zum ersten Mal im eigenen Garten. Und indirekt durch den Kontakt mit meinen ehemaligen Azubis, die inzwischen selbstständig sind. Es freut mich, an ihrem Erfolg auch ein bisschen mitgewirkt zu haben.“
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Foto: FBB Archiv