„Wir begrüßen, dass die Grünen unseren Antrag unterstützen“
18Oktober
2019
Die Eigentümerin des Neuen Schlosses bringt sich immer mehr in Misskredit: Noch immer liegen keine nachgebesserten Unterlagen vor – das denkmalgeschützte Anwesen verfällt zusehends! Einen Lichtblick gibt es: Die Grünen unterstützen nun die Forderung der FBB, dass der Bauleitplan aufgehoben wird. Interview mit Martin Ernst, Stadtrat der FBB.
Herr Ernst, Sie kämpfen seit Jahren dafür, dass das Neue Schloss nicht zerfällt. Wie kommt es Ihnen nun vor, dass sich die Grünen der Sache annehmen?
Martin Ernst: „Im Sommer diesen Jahres hat die Eigentümerin, Frau Al-Hassawi, einen Rundumschlag gegen die Baden-Badener Presse und gegen die Stadtverwaltung verteilt, dass man sie nicht ausreichend unterstütze. Diese Aussage stieß bei allen Beteiligten nur auf Unverständnis. Und so wollten die Grünen das Thema Neues Schloss als Tagesordnungspunkt haben, sodass die Stadtverwaltung zum aktuellen Sachstand berichtet. Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Grünen unseren Antrag zur,Aufhebung des Bauleitplans Neues Schloss und der 1. Änderung’ mit unterstützen.“
Was wurde nun im Gemeinderat beraten?
Martin Ernst: „Der zuständige Baubürgermeister Alexander Uhlig berichtete von der letzten Begehung mit allen beteiligten Ämtern. Diese brachte die Erkenntnis, dass sich der Zustand des Schlosses erheblich verschlechtert hat, dass laufende Sanierungen nicht durchgeführt werden und somit Wasser von außen in das Gebäude eindringen kann. Alle Fraktionen sind sich einig, dass das Verhalten von Frau Al-Hassawi nicht weiter tolerierbar ist und das Gefeilsche wie auf einem arabischen Basar endlich beendet werden muss.“
Und was hat das für Konsequenzen?
Martin Ernst: „Unser Antrag ,Aufhebung des Bauleitplans Neues Schloss und der 1. Änderung’ vom 30. Mai 2018 wird von den Grünen und uns erneut gestellt, in der Hoffnung, dass nach der Wahl mit anderen Mehrheiten dem Antrag seitens der anderen Fraktionen zugestimmt wird.“
Wie schätzen Sie die jetzige Gesamtsituation ein?
Martin Ernst: „Wenn die Bebauung mit einem 8.000 m² großen Neubau im Schlosspark durch die Aufhebung des Bebauungsplans nicht mehr möglich ist, ist rechtlich im Neuen Schloss nur noch Wohnen möglich. Das Schloss ist dann der feudale Wohnsitz einer begüterten Familie, genau das, was es über mehrere hundert Jahre war. Damit hat das Neue Schloss einen gänzlich anderen Wert, und die Eigentümerin kann nicht mehr von Millionen träumen. Der Neubau im Schlosspark ist dann vom Tisch.“
Was erwarten Sie von der Stadtverwaltung?
Martin Ernst: „Dass der bevorstehende gemeinsame Antrag der Grünen mit uns zusammen zügig behandelt wird.“
Und was könnte die kuwaitische Besitzerin dazu bewegen, das Neue Schloss zu verkaufen?
Martin Ernst: „Dass wir die jetzige Bebauung für ein Luxushotel aufheben und gleichzeitig der Eigentümerin aufgeben, die Teile des Schlosses zu sanieren, die eine Gefährdung für die Umwelt darstellen. Falls die Eigentümerin weiterhin uneinsichtig bleibt, werden wir Ersatzmaßnahmen und gegebenenfalls das Geld zwangsbeitreiben.“
Welche Ideen hat die FBB für eine neue, blühende Zukunft des Neuen Schlosses?
Martin Ernst: „Ich glaube nicht, dass es der Sache hilft, wenn wir die eine oder andere Idee in die Öffentlichkeit bringen. Das Neue Schloss ist das einzige Schloss der Bundesrepublik Deutschland, das namensgebend ist für ein Bundesland. Der Name Baden von Baden-Württemberg hat seinen Ursprung im Neuen Schloss in Baden-Baden. Es zeigt sich doch schon bei der jetzigen Eigentümerschaft, dass das finanzielle Engagement die Möglichkeit einer einzigen Familie bei weitem überschreitet. Die Zukunft muss deswegen gemeinsam mit dem Land und gegebenenfalls der EU überlegt und geschultert werden.“
Wieviel Zeit, glauben Sie, muss noch vergehen, bis sich das Schicksal des Schlosses wieder zum Guten wendet?
Martin Ernst: „Ich hoffe sehr, dass das Neue Schloss in der jetzigen Legislaturperiode, das heißt also bis 2024, einer neuen blühenden Zukunft zugeführt wird.“
Fotos: Ben Becher