Wie ein Schloss zu neuem Leben erwachte
03Juli
2023
Schloss Derneburg bei Hildesheim war einmal ein Kloster. Dann wurde es Künstler-Atelier. Nun beherbergt es ein bemerkenswertes Kunstmuseum, mit Ausstellungen zeitgenössischer Kunst für ein breites Publikum. Da drängt sich die Idee auf: Warum versucht man nicht für Baden-Badens Neues Schloss eine solche Mission?
Schon seit geraumer Zeit sucht sich die Kunst wunderschöne Plätze jenseits der Metropolen. So schön das Museum of Modern Art in New York auch sein mag – dem Zauber eines Museums wie dem des Emil Nolde in Nordfriesland auf dem platten Land mag sich kaum einer entziehen, der es jemals besucht hat. Vielleicht ist es die Mischung von Kunst und Kuhweide und dazu noch der betörend schöne Garten, der die Besucher hierherlockt. Dort kann man sogar Stauden erwerben und bei sich in den Garten pflanzen, aus dem Bestand des Künstlers.
Die Kunst sucht sich ihre Räume
Dass auch das Neue Schloss in Baden-Baden Potenzial hätte, ein solcher Anziehungsort zu werden, wird plausibel, wenn man sich die Geschichte von Schloss Derneburg anschaut. Dort haben Skulpturen und Gemälde einen wunderbaren Wirkungsort. Hier wächst eines der größten Kunstmuseen Europas heran. Es heißt, es sei „eher eine romantische Idee – unsere Sammlung, die so viele Arbeiten von Baselitz umfasst, dort zu zeigen, wo er so lange Zeit gearbeitet hat“, sagt Andrew Hall 2021, der mit seiner Stiftung dem Schloss diese schöne neue Bestimmung einhauchte.
Ein Ort, der seine Würde niemals entbehren musste
Julian Schnabel, Anselm Kiefer, natürlich Georg Baselitz und viele andere Größen: Man möchte sich sofort aufmachen, um diesen besonderen Ort zu erleben. Auf Schloss Derneburg gibt es viel Platz für Kunst, einen Schlosspark, ein Café. Auch ein Hotel samt Restaurant ist in Planung. Die Fläche wird aufs Schönste genutzt. Der Ort mit seiner Geschichte lebt in Würde weiter.
Erst Kloster, dann Atelier – nun Museum
Die Geschichte des Schlosses bei Hannover reicht beinahe eintausend Jahre zurück. Jahrhundertelang diente es als Nonnen- und später als Mönchskloster. Im 19. Jahrhundert ging es in den Besitz der Herzöge von Münster über, die den renommierten Hannoveraner Architekten mit einem Umbau zum Landsitz beauftragten. Der Künstler Georg Baselitz erwarb das Anwesen 1970 und nutzte es bis zum Verkauf 2006 etwa dreißig Jahre lang als Wohnhaus und Atelier. Seither wurden das Schloss und die benachbarte Domäne wiedervereint und umfassend saniert. Heute ist es eines der größten öffentlich zugänglichen Museen im Privatbesitz in Europa mit Fokus auf zeitgenössischer Kunst.
Ein reicher Schatz an Kunstwerken
Die Hall Art Foundation, die das Schloss kaufte, wurde 2007 gegründet und macht Nachkriegs- und zeitgenössische Kunstwerke aus ihrer eigenen Sammlung sowie aus der Sammlung von Andrew und Christine Hall zum Vergnügen und zur Bildung der Öffentlichkeit zugänglich. Sie arbeitet mit vielen anderen öffentlichen Institutionen auf der ganzen Welt zusammen. Die Sammlungen der Halls und der Hall Art Foundation umfassen zusammen mehr als 5.000 Werke von mehreren hundert Künstlern, darunter auch Joseph Beuys, Olafur Eliasson, Anselm Kiefer und Andy Warhol.
Kunstmäzene für Baden-Baden begeistern
Mit dem Bau des Frieder-Burda-Museums hat sich Baden-Baden einen Ruf verschafft, der viele Kunstfreunde regelmäßig in die Kurstadt lockt. Die dann wiederum die Hotels, Restaurants und Boutiquen bevölkern. Dieses Museum ist ein Anziehungspunkt, dank der Sammlung des 2019 verstorbenen Frieder Burdas und der hochwertigen Weiterführung des Ausstellungsprogramms. Ein weiteres Museum könnte der Stadt zu weiterem (Welt-)Ruhm verhelfen. Und das Neue Schloss in eine würdevolle Zukunft zu überführen – warum nicht (auch) als Museum? Dies bleibt das Ziel vieler Ästheten. Und das nicht nur in Baden-Baden.
Fotos: Hall Art foundation (http://www.hallartfoundation.org/de/)