Tourismus im Rebland: laut Statistik steigend
10September
2019
Was wird getan, damit Touristen auch die malerischen Ortschaften rund um Baden-Baden besuchen? Interview mit Nora Waggershauser, Geschäftsführerin der Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH.
Die Zahlen sprechen für sich: Im ersten Halbjahr 2019 kamen laut BBT insgesamt 213.276 Gäste nach Baden-Baden, davon 75,8 Prozent in die Kernstadt und lediglich 5,75 Prozent ins Rebland. Während die Kurstadt 496.545 Übernachtungen verzeichnen konnte, waren es im Rebland nur 21.668. In Ortsteilen wie Neuweier haben seit einiger Zeit mehrere Restaurants ihre Häuser dicht gemacht. Nora Waggershauser bewertet die Situation dennoch positiv – auch wenn ein großer Teil der Übernachtungen im Rebland den Gästen der Sportschule Steinbach geschuldet ist. Rund 99 Prozent der Sportschüler übernachten laut Angabe von Torsten Falk, Verwaltungschef der Sportschule, in den angeschlossenen Gästehäusern und nicht in Gasthäusern oder Hotels. Über 32.000 Übernachtungen jährlich kommen im Rebland über die Gäste der Schule zusammen – macht im Halbjahr 16.000. Die Übernachtungen der Sportschule Steinbach sind Teil der kumulierten Zahlen in der Tourismus-Statistik.
Frau Waggershauser, wie war die Übernachtungssituation im Rebland vor zehn Jahren?
Nora Waggershauser: „Das Rebland profitiert seit Jahren von den steigenden Übernachtungszahlen in Baden-Baden. Allein 2018 zum Jahresende konnte das Rebland wieder einen schönen Zuwachs von 4,2 Prozent, ein Plus von 2.300 Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr erreichen. Das Rebland ist touristisch sehr attraktiv, gerade für Gäste aus dem Ausland, die den Lokal-Kolorit dort schätzen. Auch die Ruhe, der Blick auf die Reben und die persönlich geführten Unterkünfte tragen sehr zum Wohlbefinden und zur Erholung bei. Zum Vergleich: Noch vor zehn Jahren hatte das Rebland rund 20.000 Übernachtungen pro Jahr weniger als heute. Die Nachfrage ist von Jahr zu Jahr kontinuierlich gestiegen, dies ist auch im Zusammenhang mit den jährlich steigenden Gästezahlen aus dem Ausland in Gesamt Baden-Baden zu sehen.“
Wann war, aus Ihrer Sicht, die Hoch-Zeit des Tourismus in den Ortschaften?
Nora Waggershauser: „Die Hoch-Zeit des Tourismus auch im Rebland ist jetzt – die Nachfrage ist so gut wie noch nie zuvor. Leider haben im Laufe des vergangenen Jahres einige Betriebe im Rebland aus den verschiedensten Gründen geschlossen, dies wird sich 2019 auf die Übernachtungszahlen auswirken.“
Gibt es heute ein Konzept, um den Tourismus auch in den Ortschaften wie etwa Neuweier zu fördern?
Nora Waggershauser: „Das Tourismus-Marketingkonzept der BBT für die Destination Baden-Baden umfasst ganz Baden-Baden – nicht nur die Kernstadt.“
Inwieweit werden die Vorzüge des Reblandes in BAD mitvermarktet? Etwa den guten Wein aus der Region.
Nora Waggershauser: „Wir vermarkten alle Angebote, welche wir zur Verfügung haben, ebenso das Rebland mit seinen Vorzügen. Auch in unseren Image-Broschüren kommt das Rebland gut zur Geltung, gerade die Natur-Broschüre stellt das Rebland in den Fokus. In den kommenden Wochen erscheint der neue Image-Film, der das Rebland von seinen schönsten Seiten zeigt. In diesem Jahr fanden die „Philharmonischen Schlosskonzerte“ bereits zum zwölften Mal im Rebland statt. Diese Reihe wurde aufgelegt, um das Rebland noch bekannter zu machen und um Hotellerie und Gastronomie zu stärken. Auch diese Konzerte werden durch uns ganzjährig über verschiedene Print- und Online-Kanäle im In- und Ausland beworben.
Außerdem werden für unsere eigenen Veranstaltungen und PR- beziehungsweise Presse-Aktionen viele Weine aus dem Rebland verwendet. Zum Beispiel ist zur Feier von einer Million Übernachtungen ein Sekt aus dem Rebland gebrandet worden, ebenso wie der „Christkindelsmarkt-Glühwein“ und der „Blut-Secco“ für die Themen-Stadtführung „Geister, Grafen und Gerüchte“. Bestehende Veranstaltungen wie zum Beispiel der „Tag des offenen Weinkellers“ oder der „Weinwandertag“ werden von der BBT durch Werbung und PR in den eigenen Medien ebenso unterstützt.“
Die Übernachtungszahlen 2019 deuten darauf hin, dass die Ortschaften nicht wirklich stark besucht werden.
Nora Waggershauser: „Gerade das Rebland wird sehr stark besucht. Dennoch ist natürlich der Fokus auf der Kernstadt mit dem großen kulturellen Angebot, dem Festspielhaus, dem Kurhaus mit dem Casino, dem Theater, den Museen und den Thermen. Die Lichtentaler Allee und die prachtvollen Parks & Gärten, all dies sind die Hauptgründe für eine Reise nach Baden-Baden, welche unsere Stadt auf der ganzen Welt bekannt machen. Auch die hohe Anzahl an Kongressgästen wohnt gerne in Fußnähe, aber auch hier gibt es wiederum jährlich wiederkommende Besucher, welche gern nicht nur abends auf ein schönes Abendessen ins Rebland fahren.“
In Neuweier haben viele Restaurants geschlossen. Gibt es Maßnahmen gegen das Aussterben der Gastronomie in den Dörfern? Auch das Fremersberglokal in Varnhalt steht ja schon lange Zeit leer.
Nora Waggershauser: „Diese Frage kann ich nicht beantworten – wir sind für die touristische Vermarktung zuständig, welche ihren Teil in der Steigerung der Attraktivität des Reblandes tut und haben keine Handhabe bei infrastrukturellen Maßnahmen. Diese Aufgaben liegen sicher zum Großteil bei der Ortsverwaltung.“
Orte wie Sasbachwalden haben einen beeindruckenden Zulauf. Was können wir von solchen Orten lernen?
Nora Waggershauser: „Unsere Leistungsträger und auch der Förderverein speziell im Rebland können sich hier sicher die ein oder andere Anregung holen. Sasbachwalden hat ein wunderbares Angebot geschaffen, gerade im Bereich der Erlebnisse und Events zum Thema Wein. Auch in Sasbachwalden sieht man deutlich, dass es eben heute nicht mehr reicht, einen guten Wein anzubieten, sondern dass es auf die Inszenierung ankommt. Je ausgefallener, je individueller und authentischer die Angebote sind, je besser können wir diese vermarkten.“
Foto: FBB Archiv