Neues Leben in der Trinkhalle?
27April
2021
Jahrelanger Stillstand in einem der schönsten Schmuckstücke Baden-Badens: Jetzt macht eine Ideen von sich reden – hiesige Winzer sollen ihre Tropfen in der Brunnenhalle präsentieren. Doch ist das schon ein Konzept? Die FBB hat bereits vor Jahren Ideen für die Brunnenhalle gesammelt und vorgestellt. Cornelia Mangelsdorf erinnert sich.
Die Mühlen in der Stadt mahlen langsam – doch tempus fugit, die Zeit flieht: Die wunderschöne Brunnenhalle der Trinkhalle ist im Dämmerzustand. Wie lang denn noch? Ja, es ist Corona-Zeit. Und, ja, es gibt dort die Dauerausstellung zur Welterbe-Bewerbung – aber das schon eine ganze Weile.
Wein verkosten – aber bitte im Stehen
Nun kam der Förderverein für Wein, Tourismus, Kultur und Kunst im Rebland mit einer Idee um die Ecke: Besucher mit Weinproben dort hinzulocken. Dass der heimische Wein und seine Vermarktung eine Bühne in der Innenstadt brauchen, darüber sind sich viele Stadtpolitiker einig. Und so gesehen hat die Idee einer Weinverkostung durchaus Charme.
Doch damit ist noch kein zukunftsfähiges Konzept geschaffen. Stehtische, keine Sitzmöglichkeiten, ein Gläschen in der Hand – war es das schon? Das passt wohl eher zur Neuweier Weinwanderung als in die ehrwürdige Brunnenhalle.
Die Vorschläge der Bürger*innen
Professor Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB, hatte sich bereits vor drei Jahren Gedanken gemacht über die Geschicke der Brunnenhalle und war diesbezüglich auf Steffen Ratzel, Chef der Bäder- und Kurverwaltung Baden-Württemberg, zugegangen. Auf FOKUS Baden-Baden hatten wir am 4. Januar 2019 unsere Leserinnen und Leser aufgerufen, Vorschläge zu machen, wie die Trinkhalle künftig gestaltet werden soll.
Ein Palmengarten und Leseraum
Zwölf Bürgerinnen und Bürger waren aktiv geworden und hatten Ideen übersandt. Diese hatte Heinrich Liesen Steffen Ratzel übergeben. Klar herauslesen konnte man aus den Reaktionen schon damals: Die Brunnenhalle lädt dazu ein, sich hinzusetzen. „Genau das fehlt für Bürger, Besucher und Gäste: ein Raum mit einladenden Sitzgruppen, im Stil eines mediterranen Palmengartens und mit einer breiten Auswahl internationaler Zeitungen und Magazine“, fasste Liesen zusammen.
Übers Welterbe informieren…
Liesen schwebt(e) noch mehr vor: „Gleichzeitig sollte die Möglichkeit genutzt werden, mittels neuester Technik, wie etwa Virtual Reality, die Besucher über das Leben in der Sommerhauptstadt des 19. Jahrhunderts, zu informieren, ohne dass es störend für andere ist, die in Ruhe dort lesen oder entspannen wollen. Das wäre auch im Sinne der Bewerbung um das Weltkulturerbe.“
… und Künstler einladen
Und natürlich sollte auch das Thermalwasser dort fließen und fleißig probiert werden. Liesen: „Auch die gelegentliche Öffnung für kleine Events, die zu dem historischen Erbe passen, das die Trinkhalle repräsentiert oder es weiterentwickelt – etwa der Auftritt einzelner junger Musiker – würden die Attraktivität für alle steigern können.“
Schauen, was die Bürger wollen
Es würde sich also lohnen, wenn Herr Ratzel noch einmal ein Auge darauf werfen würde, was sich Bürger*innen für ihre Brunnenhalle wünschen. Damit sie nachhaltig genutzt wird, und das mit Stil!
Fotos: Pixabay.com