„Wir müssen die Kernkompetenzen der Stadt wieder nach vorn bringen“

17Mai
2019

Welche Visionen haben die Bürger von Baden-Baden? Was treibt sie an? In dieser Serie stellen wir Woche für Woche ein Mitglied der FBB vor. Heute: Dr. Petra Dehm-Welle

Frau Dr. Dehm-Welle, seit wann sind Sie bei der FBB?

Dr. Petra Dehm-Welle: „Seit 2018.“

Warum sind Sie beigetreten?

Dr. Petra Dehm-Welle: „Dem innovativen Geist folgend. Ich bin Karlsruherin, habe dort am längsten gelebt. Meine Lieblingsstadt war immer Baden-Baden, ich habe hier schon zu Karlsruher Zeiten meine Samstage verbracht. 2013 bin ich dann hierhergezogen. Als ich in meinem ersten Sommer die Stadt mit dem E-Bike erobern wollte, merkte ich, was wir für schlechte Straßen haben. Mir ging damals durch den Kopf: Warum hat solch eine reiche und schöne Stadt so miserable Oberflächenbeläge und so viele Asphalt-Flickenteppiche? Und das sogar in der Lichtentaler Allee, dabei ist das doch unsere Regenationsmeile! Das ist ein kleines Beispiel – aber für mich war klar: Hier stimmt was nicht in der Stadt. Es muss ein Wandel her.“

Wie kamen Sie zur FBB?

Dr. Petra Dehm-Welle: „Ich kenne die Familie Ernst, da lag es ziemlich nah, dass man immer wieder über Stadtpolitik gesprochen hat.“

Und wie engagieren Sie sich bei der FBB?

Dr. Petra Dehm-Welle: „Indem ich kandidiere und versuche, einige retro-innovative Ideen auf den Weg zu bringen. Zum Beispiel: ,sanus per aquam‘ – gesund durch Wasser: Der Spa-Gedanke muss zurückerobert werden, die Bäderstadt muss wiederbelebt werden! Die Grundwerte der Stadt sind doch unsere Thermalquellen, dadurch ist sie berühmt geworden. Im 19. und 20. Jahrhundert kamen Adelige und Königshäuser deswegen hierher. Sie haben die Trinkhalle und das Friedrichsbad genutzt, um Trinkkuren zu machen oder Rheuma, Arthritis oder Arthrose zu kurieren. Diese Gäste sind Wochen geblieben. Thermalwasser war das Detox von damals. Wir müssen diese Kernkompetenzen der Stadt wieder nach vorn bringen. Im Friedrichsbad liegt ein ganzer Gebäudeflügel brach, dort waren Einzelkabinen mit Einzelbädern, in denen Anwendungen durchgeführt worden sind. All das wird nicht mehr genutzt und es gibt fast keine Badeärzte mehr. Manchmal ärgere ich mich richtig über die Durchschnittlichkeit der Verantwortlichen. Das Alte wird vernachlässigt und es entsteht nichts Neues.“

Was ist Ihr Antrieb?

Dr. Petra Dehm-Welle: „Ich sehe, dass sich die Stadt die vergangenen Jahren zurückentwickelt hat. Ich möchte dazu beitragen, Baden-Baden in eine innovative Zukunft zu führen mit ihrem ganzen Charme und Charisma. Das gilt auch für Plätze, die wunderschön sind, aber die völlig verwaist sind, so etwa der Marktplatz. Dieser sollte dringend wiederbelebt werden: indem man Strukturen schafft, etwa Praxen und Geschäfte dort ansiedelt, damit die Bürger dort wieder hingehen. Dort oben war ja auch mal der Flohmarkt. Weiterhin könnte man eine Achse schaffen zum Neuen Schloss. Auch dieses gilt es, zurückzugewinnen und wiederzubeleben, etwa mit Kultureinrichtungen.“

Was macht Ihnen Freude bei der Arbeit in der Wählerinitiative?

Dr. Petra Dehm-Welle: „Es erweitert meinen Horizont. Ich dachte, durch mein Engagement kommt mehr Arbeit hinzu. Doch ich merke, dass diese mich trägt! Ich merke, dass ich in die Tiefe gehe, dass ich Ideen bekomme, wie man Vieles anders gestalten könnte. Ich erfinde mich neu. Jetzt oder nie! Mein Gehirn ist die vergangenen 30 Jahre nur medizinisch unterwegs gewesen. Es ist jetzt die Zeit, etwas umzukrempeln. Denn wer weiß, was in den kommenden fünf Jahren noch für ein Gemurkse stattfindet, wenn wir nichts dagegen tun.“

Worüber ärgern Sie sich gelegentlich in unserer Stadt?

Dr. Petra Dehm-Welle: „Über Fehlentscheidungen in vielerlei Hinsicht. Es ist eine Stagnation spürbar. Ich habe nicht eine Entscheidung der Verantwortlichen erlebt, von der ich dachte: Das ist ein großer Wurf. Die Stadt wird verwaltet, aber nicht gestaltet: Es ist absolute Öde eingetreten. Doch wir brauchen einen neuen frischen Geist in unserer Stadt.“