Patient Klinikum: Weitere Finanzspritzen nötig
08Februar
2024
Wie die Bürger aus der Zeitung erfahren haben, muss die Stadt dem bestehenden Klinikum zusätzliches Geld nachschießen. Cornelia Mangelsdorf fragt sich, warum es so weit kommen musste.
Über 80 Millionen Euro: So viel Geld soll bis 2029 notwendig sein, um die Kliniken in Baden-Baden, Rastatt und Bühl zu sanieren. So hat es zumindest das BT vermeldet. Eine Acht plus sieben Nullen – das ist sehr viel Geld. Und mancher mag sich fragen, wo die Summen, die bereits nachgeschossen werden, eigentlich bleiben.
Der gute Ruf – dahin
Hinzu kommt: Die Zufriedenheit mit dem Klinikum Balg in der Bevölkerung scheint stetig abzunehmen – einmal, weil gute Ärzte mitunter das Weite suchen, und dann, weil das Krankenhaus immer wieder in die Negativschlagzeilen kommt. Ein Chefarzt soll falsch abgerechnet haben. Die Behandlungsqualität habe nachgelassen. All das trägt nicht dazu bei, dass die Bürger dem Klinikum weiter vertrauen, obwohl es in Balg sicherlich auch viele engagierte Pfleger, Krankenschwester und Ärzte gibt, die ihren Dienst mit Hingabe tun.
Brandschutz kostet Unsummen
Die Arbeit in Balg muss weitergehen, bis das neue Großklinikum kommt. Und das kann dauern. Für Brandschutz und Sicherheit müssen bis zum Ende der 20-er Jahre rund 35 Millionen Euro investiert werden. Die Zahlungsfähigkeit des Betreibers, also der Krankenhausverbund Klinikum Mittelbaden (KMB), scheint nicht mehr gewährleistet, wenn der Landkreis Rastatt und die Stadt Baden-Baden nicht weiter Geld nachschießt.
Fass ohne Boden
Ob die Geldspritzen jemals aufhören, steht in den Sternen. Das BT berichtete, dass die Stuttgarter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BW Partner beauftragt war, die wirtschaftliche Lage des Klinikums zu prüfen – und feststellen musste, dass sich „die Liquiditätslage um bis zu circa 26 Millionen Euro verschlechtern“ könne, „hiervon bis zu 15 Millionen als nachhaltige Ergebnisverschlechterung.“
Der OB bleibt ganz gelassen
Interessant ist aber, wie stoisch Baden-Badens Oberbürgermeister Dietmar Späth diese Finanzlage einschätzt – als „keine Besonderheit des Klinikums Mittelbaden.“ Richtig ist: Viele Kliniken schreiben schlechte Zahlen. Doch es gibt auch solche, die Erfolg haben, dank eines intensiven und permanenten Kosten-Monitorings etwa. Und vielleicht auch deswegen, weil ein gutes Renommé gute Ärzte anlockt. Und so mehr Leistungen in einem Krankenhaus angeboten und abgerechnet werden können.
Die guten Zeiten sind passé
Wenn man sich umhört in Baden-Baden, so schwärmen gerade die älteren Bürger von Persönlichkeiten, die einst im Klinikum als Ärzte tätig waren. Von solchen, den keine Behandlung zu mühsam war, um jeden einzelnen Patienten optimal zu versorgen. Mir erzählte eine Bekannte, dass ihr Vater einst in Balg behandelt wurde. Für ihn wurde extra ein spezielles Bett aus Heidelberg angefordert, weil er eine besondere Lagerung brauchte. Um sein Fieber zu senken, wies der Arzt die Schwestern an, den Körper stündlich kühl abzuwaschen, weil der Patient keine Medikamente nehmen durfte. Die Behandlung hatte Erfolg – und blieb in guter Erinnerung.
Jetzt heißt es reagieren…
Das Klinikum Balg muss in vielen Punkten besser werden. Das Vertrauen in die medizinische Versorgung muss gestärkt werden, bevor die Patienten weiter nach Karlsruhe oder Freiburg abwandern.
…und besser wirtschaften
Ich bin keine Finanzexpertin, doch ich bin es gewohnt, mit Budgets zu jonglieren. Mal sind es große Summen, mal kleine. Wäre ich an der Spitze, würde ich mir vornehmen, die Finanzlage augenblicklich zu verbessern. Und die Kosten laufend überwachen. Überlegen: Welche Leistungen können weiterhin angeboten werden? Kurzum, es muss besser gewirtschaftet werden.
Die Stadt wird zur Kasse gebeten
Rastatt will nun dem Klinikum helfen, mit rund 18 Millionen Euro. Doch auch die Kurstadt soll zahlen, die mit 40 Prozent am Klinikum beteiligt ist. Vier Millionen Zuschuss wurden bereits im September vom Gemeinderat genehmigt, zusätzlich ein Investitionsbudget gleichen Umfangs.
Bittere Pille
Doch das wird nicht reichen, nicht dieses und auch nicht nächstes Jahr. Die Wirtschaftsprüfer sprechen für das Klinikum bis 2029 insgesamt von einer Investitionssumme von über 81 Millionen Euro, davon für Baden-Baden rund 35 Millionen. Klingt ein bisschen wie ein Spiel mit Falschgeld am Roulette-Tisch des Casinos – ist aber vermutlich schon übermorgen bittere Realität.
Hinweis: Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im FBB Newsletter und auf der Website nur die männliche Form verwendet. Diese Form versteht sich explizit als geschlechtsneutral.
Foto: FBB Archiv