Miese Stimmung im Land

20September
2022

Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Auftrag diverser Tageszeitungen in Baden-Württemberg sich ein Bild von den Meinungen und der Stimmung der Bürger gemacht. Das Ergebnis: Über zwei Drittel der Baden-Württemberger sind aktuell pessimistisch.

Europa hat einen extrem trockenen Sommer hinter sich, die Ukraine wird weiterhin bekriegt, die Pandemie nimmt für den Winter Anlauf, Stromausfälle drohen, alles wird teurer – wir sind es mittlerweile gewohnt, dass uns in den Überschriften der Nachrichtenseiten Hiobsbotschaften entgegenschlagen. Dass das an der menschlichen Psyche nicht spurlos vorbeigeht, schlägt sich in den Ergebnissen der Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach nieder: Die Zahl der Baden-Württemberger, die von sich behaupten, mit ausgeprägten Befürchtungen in die Zukunft zu schauen, hat sich seit Jahresbeginn verdoppelt: von 19 auf 38 Prozent. Mehr als jeder dritte Bürger macht sich Sorgen.

Besorgniserregende Gleichgültigkeit beim Thema Klimaschutz

Man möchte meinen, dass die Aussagen der führenden Experten, die Klimakrise brauche dringend Handlungen, genug wären, um alle in Alarmbereitschaft zu versetzen. Doch nur 49 Prozent der befragten Bürger halten Klimaschutz für ein besonders wichtiges Ziel, das die Landesregierung stärker verfolgen sollte. Die übrigen 51 Prozent sehen Klimaschutz weniger dringlich an. Bei einem Thema sind sich die meisten Bürger einig: Bezahlbarer Wohnraum fehlt. 65 Prozent sehen hier Handlungsbedarf.

Aktuelles Thema Stromsparen

Stromversorgung und wie man sie sichert, ist eine Sache, zu der jeder eine Meinung oder einen Lösungsansatz hat. Drei Viertel der Bürger Baden-Württembergs sehen die beste Möglichkeit darin, dass Gebäude nachts nicht mehr angeleuchtet werden. Mit 57 Prozent fände der Großteil der Befragten es auch in Ordnung, sich in Innenräumen aufzuhalten, die nur noch auf 19 Grad geheizt werden. Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent ist außerdem damit einverstanden, die Straßenbeleuchtung früher abzuschalten. Wenn es um Traditionen geht, wollen die meisten jedoch nicht auf Liebgewonnenes verzichten: Saunen und Thermalbäder abschalten oder Feste wie Weihnachtsmärkte absagen, das wollen 76 Prozent der Befragten nicht.

Wenig wirtschaftliche Sorgen

Bei aller Sorge vor weiteren Krisen ist immerhin die Sicht der Bürger ob der wirtschaftlichen Lage halbwegs positiv. Mit 47 Prozent schätzen fast die Hälfte der befragten Bürger die wirtschaftliche Lage Baden-Württembergs als gut bis sehr gut ein. Den eigenen Wohnort betreffend ist die Einschätzung sogar noch einen Tick besser: Genau die Hälfte der Befragten schätzt die Lage hier als gut ein. Die Zensur „gar nicht gut“ vergaben nur acht Prozent. Das liegt laut den Befragten jedoch nicht an Kretschmanns Landesregierung: In diese vertrauen nur 29 Prozent, deutlich weniger als 2015, als noch beinahe die Hälfte der Landesregierung in wirtschaftlichen Fragen vertrauten. Was den Sparkurs der Landesregierung anbelangt, ist man gespalten. 31 Prozent meinen: Es wird zu wenig gespart. 16 Prozent finden, es sollte mehr gespart werden. Und 19 Prozent sind der Meinung, es werde genug gespart.

Etwas gegen den Blues tun

Fast jeden Tag schlechte Nachrichten, im Fernsehen oder auf dem Handy: Das geht an die Substanz. Deshalb sollte sich jeder, der darunter leidet, fragen: Tut es mir gut, ständig Nachrichten zu sehen oder zu hören? Ein bisschen Nachrichten-Detox hilft – einmal am Tag ist genug. Psychologen raten, sich in Krisenzeiten ganz bewusst schönen Dingen zuzuwenden, wenn die Nachrichtenlage mal wieder erdrückt. Ein Spaziergang durch die Allee oder den Wald, ein Bad in der Therme oder eine schöne Auszeit mit einer Tasse Tee helfen dabei, die guten Seiten des Lebens bewusst wahrzunehmen. Und wenn die Sorgen partout nicht weichen wollen, ist es immer eine gute Sache, seine Ängste einem vertrauten Menschen mitzuteilen. Nach jeder Krise – kommt irgendwann auch wieder ein Hoch.

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