„Freunde alter Menschen“ verschönern den Alltag

05Juli
2024

Es gibt einen Verein, der mit Besuchspatenschaften Senioren aus der Einsamkeit holen möchte. „Freunde alter Menschen“ gibt es bereits in vielen deutschen Städten. Dieses Modell könnte Schule machen – auch in der Kurstadt.

Alte Menschen brauchen Freunde – wenn die Familie weit weg wohnt und viele Weggefährten bereits gestorben sind, wird es still um viele Senioren. Hier wird der Verein „Freunde alter Menschen e. V.“ aktiv, mit dem Ziel, ihnen zu helfen, wieder am sozialen Leben teilzunehmen. „Freundschaft, Zuneigung und Loyalität sind die Grundlage unseres sozialen Engagements. Unsere Begegnung mit alten Menschen geschieht auf Augenhöhe. Für uns sind sie unsere alten Freunde“, informiert der Verein.

Ein wohlhabender Franzose widmete sich den Armen

Seit 1991 gibt es den Verein in Deutschland. In Frankreich gibt es ihn schon sehr lange.
1946 gründete Armand Marquiset in Paris „les petits frères des pauvres“ – „die kleinen Brüder der Armen“ – die sich anfänglich um arme Kriegswitwen kümmerten. Armand Marquiset, der in einem Schloss nahe Paris geboren wurde, verlebte eine Kindheit ohne Sorgen. Anfang der 1920-er Jahre besuchte er mit seiner Großmutter alte, mittellose Menschen, deren Söhne im Krieg gefallen waren. Zum ersten Mal war er mit Armut konfrontiert. Das prägte ihn für sein Leben. Neben Mahlzeiten und kleinen Geschenken bot er auch seine Gesellschaft und Freundschaft an. Durch das Sammeln von Spenden beschaffte er die nötigen Mittel, um gemeinsam mit alten einsamen Menschen Weihnachten zu feiern und ihnen einen Kurzurlaub zu ermöglichen. Bis zu seinem Tod 1981 trat der Menschenfreund immer wieder aktiv für seine Schützlinge ein.

Senioren Gesellschaft leisten

Die „Freunde alter Menschen“ erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe: Alten Menschen Gesellschaft zu leisten und ihnen durch gemeinsame Zeit Wertschätzung zu schenken. Die Idee ist bestechend einfach: Menschen, die etwas Zeit haben und „alte Freunde“ mögen, verabreden sich regelmäßig mit „ihren“ Senioren. Das holt sie aus der Tristesse – und schenkt jüngeren Menschen auf diese Weise einen „Ersatz-Opa“ oder eine „Ersatz-Oma“. Mittlerweile gibt es den Verein in zehn Ländern. 770 Mitarbeitende und 23.000 Freiwillige kümmern sich um 45.000 alte Freunde.

Mal wird gegrillt, mal gespielt

Die Besuche gestalten sich so, wie es beliebt. Oft erzählen die Senioren von früher. Manchmal wird zusammen gegrillt oder Kuchen gegessen. „Wir wollten eigentlich auch mal spielen, aber dazu kommen wir nicht, die Zeit vergeht immer zu schnell“, erzählt eine Dreiunddreißigjährige über ihren monatlichen Besuch bei „ihrem“ Rentner, wie die FAZ jüngst berichtete. Der alte Herr genießt die Besuche der jungen Frau. Es sei schön, einen anderen Ansprechpartner als den Fernseher zu haben, sagt er.

Vor allem Frauen sind aktiv

In Frankfurt, wo der Verein Anfang 2020 gegründet wurde, gibt es mittlerweile 40 Besuchspartnerschaften. Vor allem Frauen sind aktiv – als Besucher und als solche, die sich Besuch wünschen. Die Besucher sind in der Regel zwischen 30 und 50 Jahre alt, aber auch Menschen mit Anfang 20 sind dabei. Jeden Monat melden sich weitere Besucher.
Die Treffen machen beiden Seiten Freude
Die Besuchspartnerschaften werden für alle Menschen angeboten, die mehr als 75 Jahre alt sind und allein leben. Deutschlandweit wohnt rund jeder dritte ältere Mensch allein in einem Haushalt – Tendenz steigend. Oft ergeben sich Freundschaften aus den Treffen. Beide Seiten profitieren von den Zusammenkünften: Die einen hören gern zu, die alten Freunde erzählen meist gern.

Ein schönes Geben und Nehmen

Die Zeit kann, wenn man älter ist, nicht mehr arbeitet und allein lebt, lang werden. Jüngere Besucher sind dann eine willkommene Abwechslung. Und die Jüngeren können von den Erfahrungen und Geschichten der Älteren profitieren. Es ist ein schönes Geben und Nehmen, das ein Stück Ruhe hineinbringt in eine sich immer schneller drehende Welt.

 

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