DRK-Stift: 45 ältere Menschen müssen raus – die Verzweiflung wächst täglich
07März
2019
Zum 1. September soll das Ludwig-Wilhelm-Stift in der Rotenbachtalstraße schließen. 45 Bewohner müssen eine neue Bleibe finden, viele Pflegekräfte verlieren ihren Arbeitsplatz. „Die Stimmung ist miserabel“, sagt eine Mitarbeiterin. Auch die Angehörigen der Bewohner fühlen sich im Stich gelassen. Es ist eine fast unmenschliche Belastung. Wir fragten beim DRK und bei Bürgermeister Roland Kaiser nach.
Es ist einfach nur traurig: Dort, wo jetzt noch Menschen, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind, ein gutes Leben haben, sollen ab 2020 Luxuswohnungen entstehen. Die Alten müssen raus, sie müssen vertraute Menschen verlassen, ihre gewohnte Umgebung und im hohen Alter neu anfangen. Wo, wissen sie noch nicht einmal. Heimaufsicht und Brandschutzverantwortliche prüfen derzeit zwar noch, ob ein Weiterbetrieb des Ludwig-Wilhelm-Stift doch noch eine Zeitlang möglich ist – doch gleichzeitig sucht man für die Senioren schon mit Hochdruck eine neue Bleibe.
Der Neubau ist nicht mal angefangen
Denn der vorgesehene Neubau des DRK für ein Altersheim in der Hubertusstraße – dort, wo jetzt Wohnmobile parken, am vierspurigen Zubringer – ist nicht mal in Bau. Verkauft wurde das Altenpflegeheim Ludwig-Wilhelm-Stift aber bereits 2016.
Planung auf wackeligen Füßen
Harald Kothe, DRK-Geschäftsführer: „Wir haben immer versucht, mit unseren Bewohnern in dass neue Haus in der Hubertusstraße umzuziehen. Doch in dem Moment, wo wir sahen, dass wir es nicht fertig bekommen, mussten wir schnellstmöglich sagen, dass wir das Ludwig-Wilhelm-Stift schließen müssen, ohne einen neuen Platz anbieten zu können. Schließen müssen wir wegen der Heimmindestbauverordnung, die etwa Einzelzimmer verlangt und auch wegen des mangelhaften Brandschutzes. Wir helfen unseren Bewohnern nun, neue Plätze zu bekommen. Gefallen tut mir diese Situation auch nicht.“
15 Monate Bauzeit
Zu den Fakten: Das DRK stellte im Sommer 2018 einen Bauantrag bei der Stadt, für ein neues Altenheim, vor den Toren der Stadt. Die Baugenehmigung wurde 2018 kurz vor Weihnachten erteilt. Doch der Spatenstich blieb bislang aus: Kothe fürchtet, sie könne schwebend unwirksam sein, da Anwohnereinsprüche den Bau vereiteln könnten. Die Bauzeit für das neue Seniorenheim soll laut Kothe 15 Monate betragen. Selbst, wenn der Spatenstich im Februar erfolgt wäre, hätte man vor Mai 2020 sicher nicht einziehen können. Kothe: „Der Käufer des Ludwig-Wilhelm-Stifts hat uns aber in Aussicht gestellt, kostenfrei noch bis April 2020 in den Räumen bleiben zu dürfen.“
Kostbare Zeit ist verstrichen
Doch jetzt soll schon früher Schluss sein in Heim – die alten Menschen müssen raus. Fest steht: Diese Planung stand von Anfang an auf Spitz und Knopf. Fragen drängen sich auf: Warum wurde der Bauantrag so spät gestellt? Warum ist so lange Zeit nichts passiert? Anfang 2017 war das Grundstück gefunden. Der Verkauf des Stifts wurde doch bereits 2016 beschlossen – Käufer ist die Treubau AG, ein Investor aus Freiburg. Mal wieder werden wehrlose Menschen einfach entmietet, um Luxusprojekten Platz zu machen.
Sozialbürgermeister Kaiser ist alarmiert
Seitens der Stadtverwaltung ist man überrascht, dass so schnell Schluss sein soll im Ludwig-Wilhelm-Stift. Wir fragten bei Bürgermeister Roland Kaiser nach: „Die Meldung, dass das Stift Ende August schließen soll, hat uns unvorbereitet erreicht. Der Zeitplan für den Neubau war aus meiner Sicht sehr ambitioniert. Trotzdem gab es die Zusage des DRK, dass damit alles im grünen Bereich sei. Wir können nicht verhindern, dass am 31. August Schluss ist. Das liegt in der Verantwortung des DRK. Doch wir prüfen jetzt in alle Richtungen, wie wir helfen können und auch, ob der Weiterbetrieb möglich wäre. Auch die Angehörigen sind beunruhigt.“