Die Youngster sind Mangelware

02August
2022

Der Anteil junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren ist auf einen neuen Tiefststand gerutscht. Ende 2021 war jeder zehnte Mensch in Deutschland im Alter von 15 bis 24 Jahren, vor 40 Jahren war es noch jeder sechste. Klar ist: Wer junge Menschen in seiner Stadt haben möchte, muss ihnen etwas bieten.

In Deutschland leben so wenig junge Menschen wie noch nie: Zum Ende des Jahres 2021 waren gut 8,3 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Das entspricht einem Anteil von 10 Prozent an der Gesamtbevölkerung, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Die Zahl der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren ist so klein wie nie zuvor seit 70 Jahren. Und das kann dramatische Auswirkungen haben, etwa auf dem Arbeitsmarkt.

Höchststand zu Beginn der 1980er Jahr

Der Anteil der 15- bis 24-Jährigen in der Gesellschaft sinkt mit Ausnahme des Jahres 2015 seit 2005 kontinuierlich. Den höchsten Anteil an der Gesamtbevölkerung hatten junge Menschen in der ersten Hälfte der 1980-er Jahre, als die geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten Babyboomer jung waren. 1983 machten die 13,1 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren noch einen Anteil von 16,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus.

Anteil junger Menschen in den Bundesländern

Die Altersstruktur und damit auch der Anteil junger Menschen unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Als Stadtstaat hatte Bremen mit 11 Prozent zum Jahresende 2021 den höchsten Anteil an 15- bis 24-Jährigen. Dahinter folgten Baden-Württemberg mit 10,6 Prozent sowie Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit jeweils 10,5 Prozent. Anteilig die wenigsten jungen Menschen lebten in Brandenburg mit 8,0 Prozent, gefolgt von Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 8,3 Prozent.

In Deutschland leben weniger Youngster als im EU-Schnitt

Laut EU-Statistikbehörde Eurostat lebten zum Jahresbeginn 2021 in Deutschland (10,1 Prozent) anteilig etwas weniger junge Menschen als im Durchschnitt aller 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (10,6 Prozent). EU-weit den höchsten Anteil an 15- bis 24-Jährigen hatte Irland mit 12,6 Prozent. Die wenigsten jungen Menschen innerhalb der EU verzeichneten Tschechien und Bulgarien mit einem Anteil von jeweils 9,0 Prozent.

Was tun, um junge Menschen zu halten?

Fakt ist: Wenn der Trend sich fortsetzt, werden Städte wie Baden-Baden noch schneller altern. Schon heute beträgt das Durchschnittsalter in der Kurstadt 47,2 Jahre (FOKUS Baden-Baden berichtete). Zahlreiche Aktivitäten wären vonnöten, um Jugendliche und junge Erwachsene hier zu halten: Mehr Ausbildungsplätze müssten geschaffen werden – und die Möglichkeit, hier zu studieren und sich weiterzubilden.

Zu wenig Programm für Teenager und Twentysomethings

Aber es fehlt auch ein Kulturprogramm in der Stadt, das auf Youngster zugeschnitten ist. Das New Pop Festival ist sicher ein Highlight – es findet aber nur einmal jährlich statt. Kürzlich berichtete die Mutter einer Teenager-Tochter der Redaktion: „Meine Tochter und ihre Freundinnen wissen meist nicht, wo sie abends hingehen sollen. Oft enden Abende draußen unter freiem Himmel. Es fehlen Kneipen und Plätze, wo sich Jugendliche in lockerer Atmosphäre treffen können. Und wo sie sich willkommen fühlen.“

Mehr Events für Youngster

Eine FOKUS Baden-Baden-Leserin teilte der Redaktion mit, wie ihre Heimatstadt für Belebung sorgt: Hier wird seit Jahren ein Kultursommer organisiert, mit vielen musikalischen und anderen künstlerischen Programmpunkten. Festivals im Park, Jazztage, Tanztage: So viel wäre möglich in der Kurstadt mit ihren traumhaften „Locations“ wie Trinkhalle, Lichtentaler Allee, Markplatz und vielen anderen Plätzen.

Richtig coole Events fehlen

Natürlich gibt es auch in der Kurstadt aktuell ein paar attraktive Aktivitäten wie die Open-Air-Kunstaktion „Kunst findet stadt“, Kino im Rosengarten und so weiter. Aber richtig coole Events, die auch die Jeunesse aus Karlsruhe und Umgebung anlocken, so wie ein Musikfestival mit heißen Beats: So etwas sucht man in der Kurstadt vergebens.

Youngster in der Stadt – davon profitieren auch die Älteren

Jungen Menschen mehr zu bieten – das sollte das Gebot der Stunde sein. Denn auch die Älteren fühlen sich in junger Atmosphäre wohl und „verjüngt“. Die Youngster bringen letztlich auch irgendwann ihre Arbeitskraft ein, auf die wir alle zurückgreifen könnten: Krankenschwestern und Pfleger, Handwerker, Restaurantfachleute und vieles mehr fehlen. Den jungen Menschen in der Kurstadt mehr Gehör zu schenken und ihnen Chancen zu bieten, damit sie bleiben: Davon könnten wir alle profitieren.

Bilder: unsplash.com