Die neue Gier beim Brennholzpreis
26September
2023
Rohstoffe werden teurer, ja. Doch die Preise, die in Baden-Baden für Brennholz aufgerufen werden, grenzen an Wucher. Cornelia Mangelsdorf, Chefredakteurin FBB NEWS, saß in der Brennholzpatsche. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen.
Es ist jetzt zehn Jahre her, dass wir einen Kaminofen installiert haben. Ich habe ihn aus Sentimentalität gekauft. Meine Großmutter auf dem Land hatte einen großen Herd, der noch mit Holz befeuert wurde. Die Kartoffelfeuer meiner Kindheit und ihr Duft sind für mich die Erinnerung an schöne Herbstabende und eine unbeschwerte Zeit. Wir haben viel draußen gespielt, sind auf Bäume geklettert, durch die Wälder gestreift. Und abends auf den Feldern unserer Familien Lagerfeuer gemacht.
Ein liebgewonnenes Ritual
Heute ist es in der kühlen Jahreszeit unser Feierabend-Ritual, Feuer im Kaminofen zu machen. Sobald wir von der Arbeit kommen, schichten ich oder mein Partner Scheit auf Scheit und entzünden unser knisterndes Feuer. Das wärmt nicht nur, der Blick in die Flammen entspannt sogar ganz wunderbar. Diese heimelige Gemütlichkeit wissen auch Hund und Katze sehr zu schätzen.
Die Preise steigen…
Doch leider schießen die Brennholzpreise gerade durch die Decke. Ich erinnere mich noch an die Preise, die wir vor zehn Jahren hatten: Ein Ster Holz gab es für 70 oder 80 Euro. Irgendwann waren es dann 90 Euro. Den vorläufigen Preishöhepunkt erlebten wir dann 2022: Unser Holzlieferant wollte 100 Euro haben. Auf einen Handel ließ er sich nicht ein. Ich fragte nach Mengenrabatt, vergebens. Ich bestellte also sechs Ster schönstes Buchenholz – und heizte an Homeoffice-Tagen und am Wochenende schon morgens den Kaminofen, um Gas zu sparen.
… ins Unermessliche
Vorige Woche rief ich dann unseren Brennholzlieferanten an, um Nachschub zu ordern. Doch dazu sollte es nicht kommen. „Ich verlange mehr als letztes Jahr“, hob er gleich an. „Der Ster kostet jetzt 150 Euro.“ Wie bitte? Ich wies darauf hin, dass das ja eine enorme Preissteigerung sei. Der Mann am anderen Ende der Leitung wurde schroff: „Dann gehen Sie doch in den Baumarkt, da bezahlen Sie bis zu 230 Euro.“ Auf meine vorsichtige Nachfrage, wie er die Erhöhung begründe, sagte er kurz und knapp. „Alle wollen Holz. Sie wissen schon: Angebot und Nachfrage…“ Aha!
Das Wort Abzocke fiel
Der neue Holzpreis war bei uns dann Thema des Abends. Das Wort Abzocke fiel des Öfteren. Bäume sind nachwachsende Ressourcen. Sie benötigen kein Futter, Holz muss, bevor es gesägt wird, auch nicht besonders versorgt werden. Okay, es muss trocknen. Aber dafür muss man keine Garage mieten, denn es trocknet draußen, im Wald. Vermutlich zahlt unser Lieferant den gleichen Preis für die Pacht seines Stück Waldes wie bisher. Oder er hat eigenen Wald.
Über das Forstamt gibt es nur Baumstämme
Ich fragte bei Thomas Hauck, Forstamtsleiter, nach, ob man bei ihm Brennholz bekommen kann. Er erklärte mir: „Wir verkaufen Brennholz als frisch geschlagene Stämme am Waldweg. Das heißt, der Käufer muss diese noch kleinsägen, abtransportieren und trocknen. Fertiges, d.h. gespaltenes Brennholz verkaufen wir nicht, da gibt es auch genug private Anbieter auf dem Markt. Der Preis, den Sie genannt haben, ist im Moment marktüblich, teilweise geht das auch noch deutlich höher, gerade im städtischen Bereich. Der Preis für fertiges Brennholz ist seit Beginn des Ukrainekrieges sehr stark angestiegen. Das ist der hohen Nachfrage geschuldet und zum Teil der höheren Gestehungskosten. Es dauert drei Jahre, bis das Holz getrocknet ist, oder der Händler nutzt Trockenkammern zur künstlichen Trocknung, die dann aber auch wieder Energie verbrauchen.“
Woher jetzt Holz also nehmen?
Stämme aus dem Wald holen können wir nicht. Wir recherchierten also weiter und bekamen von einem Bekannten noch eine andere Holzadresse genannt, die 130 Euro pro Ster kassiert. Finde ich auch zu teuer, zumal das Holz in der Ortenau preiswerter angeboten wird, für 100 Euro oder weniger. Allerdings bringen die Holzanbieter von Durbach & Co. das Holz nicht bis nach Baden-Baden. Unsere Nachfrage ging bis nach Colmar – aber auch dort hat man die Preise deutlich angehoben, weil viele Deutsche über die Grenze kommen und dort ihr Holz kaufen.
Plan B für dieses Jahr
Ich habe mir jetzt einen anderen Plan überlegt. Und werde wohl oder übel die Vorräte meines Cousins anzapfen, der mir dieses Jahr netterweise aus der Brennholzpatsche hilft. Er hat Wald und reichlich Holz, das wir dann nur noch kleinsägen müssen. Das ist zwar keine Dauerlösung – aber ich hoffe darauf, dass im kommenden Jahr die Preise sich wieder normalisieren. Allzu groß ist meine Hoffnung allerdings nicht.
Foto: Michael Morse, Pexels.com