„Die Interessen der Reblandgemeinden finden im Rathaus nicht die notwendige Beachtung“
25Oktober
2018
Welche Visionen haben die Bürger von Baden-Baden? Was treibt sie an? In dieser Serie stellen wir Woche für Woche ein Mitglied der FBB vor. Heute: Markus Fricke aus Steinbach
Herr Fricke, warum engagieren Sie sich in der FBB?
Markus Fricke: „Der Einzelne kann wenig bewirken. Eine Parteizugehörigkeit scheidet für mich aus. In dieser Situation fiel meine Wahl fast zwangsläufig auf die Freien Bürger für Baden-Baden (FBB). Im Sommer habe ich mich entschieden, inzwischen bin ich Mitglied.“
Was möchten Sie bewegen?
Markus Fricke: „In Baden-Baden ist vieles sehr viel besser als im Rest der Republik. Und so sicher wie dies ist und bleiben soll, gibt es Fehlentwicklungen oder Stillstand. Die beachtlichen Herausforderungen der Zukunft sind greifbar nahe. Sie werden jeden Bürger betreffen. Es wird erhebliche Belastungen des Haushalts geben durch Sanierungen und das Festspielhaus. Es geht um bezahlbaren Wohnraum statt Entmietung zur Umnutzung für Kurzzeitgäste. Es braucht Entscheidungen, ausschließlich orientiert an der Sache.
Zwei plus zwei muss vier bleiben, gleichgültig aus welchem politischen Lager ein guter Lösungsvorschlag kommt. Ich habe Zweifel, dass das aktuell so gesehen wird.“
Wie möchten Sie etwas bewegen?
Markus Fricke: „Gute Ideen, gute Vorsätze, Unabhängigkeit und Leistungsbereitschaft allein nützen wenig. Wer mitsingen will, der muss in den Chor gehen. Also bin ich bereit, bei der Wahl zum Gemeinderat zu kandidieren.“
Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Markus Fricke: „Mit jahrzehntelanger beruflicher Erfahrung als selbstständiger Rechtsanwalt sowie als Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes für 1.200 Unternehmer bin ich Realist. Sich etwas vorzunehmen, sich dafür einzusetzen, ist das eine. Mit der eigenen Überzeugung durchzudringen, ist das andere. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass die Bürger und Wähler es honorieren, wenn im Interesse der Sache ohne parteipolitische Abwägungen und Rücksichtnahmen gerungen wird.“
Sie wohnen in Steinbach. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie dort?
Markus Fricke: „Ich wohne seit 1990 in Steinbach. Die Verkehrsbelastung hat deutlich zugenommen. Eine fertig geplante Umgehungsstraße verschwand in der Schublade. Das war eine von Parteien getragene Entscheidung, keine am Wohl der Menschen orientierte. Jetzt brettern Pendler von fünf bis 21 Uhr mitten durch bewohntes Gebiet. Schauen Sie sich die Bebauung, die Nutzung der Gebäude und die Straßenführung an. Trotz florierendem Edeka, Pflegeheim, Kirche, Schulweg entlang der nördlichen Steinbacher Straße, Feuerwehrausfahrt und extrem enger Grabenstraße: Tempo 50! Wegen der Taktung der Busse, heißt es. Fährt die gleiche Buslinie nicht mit Tempo 30 auf der Yburgstraße durch Steinbach und kilometerweit nach und durch Neuweier mit Tempo 30 ?! Es drängt sich der ungute Verdacht auf, dass politische Fäden wichtiger sind als Vernunft.
Im Rebland leben insgesamt etwa 8.000 Bürger. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Interessen dieser Mitbürger und das Gewicht der Reblandgemeinden im Rathaus stets die notwendige Beachtung finden.“
Worüber freuen Sie sich in politischer Arbeit? Worüber ärgern Sie sich?
Markus Fricke: „Sie fragen nach Freude und Ärger bei politischer Arbeit. Nun, bislang freue und ärgere ich mich als Bürger. Freude tut gut, Ärger allein hilft nicht weiter. Resignation und Politikverdrossenheit, mangelndes Vertrauen in .die Politik’, gemeint sind die Personen in ihrer Summe, sind sehr gefährlich. Viel hängt damit zusammen, dass der Bürger sich und seine Interessen nicht wahrgenommen sieht. Es kann nicht jedem Interesse entsprochen werden. Niemand kann ,everybody’s darling’ sein in der Politik. Der Bürger weiß das. Aber er will und er muss ernst genommen werden. Er wird Entscheidungen akzeptieren, wenn er erkennt, dass man seine Interessen gehört und mit abgewogen hat.“
Welches Credo haben Sie?
Markus Fricke: „Es geht um die Sache. Nicht um das Rechthaben oder den Tritt ans Bein des politischen Mitbewerbers. Ich bin offen für Argumente und ich bin nicht beratungsresistent. Aber ich habe feste Standpunkte und meinen eigenen Kopf.“
Foto: FBB